Aufsichtsrat nimmt Vorstand in SchutzKölner Kliniken machen noch mehr Verlust als erwartet

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Unter Druck: Die Geschäftsführung der städtischen Kliniken, bestehend aus Sylvia Langer und Axel Goßmann

Unter Druck: Die Geschäftsführung der städtischen Kliniken, bestehend aus Sylvia Langer und Axel Goßmann

104,9 Millionen Euro Verluste erwarten die städtischen Kliniken inzwischen für das Jahr 2023, bisherige Schätzungen wurden korrigiert.

Die städtischen Kliniken fahren im laufenden Jahr noch höhere Verluste ein als bereits befürchtet. Ausgegangen ist das Unternehmen zunächst von 90 Millionen Euro Verlust im Jahr 2023, inzwischen ist diese Schätzung auf 104,9 Millionen Euro korrigiert worden. Die Zahl stammt aus einem Bericht der Geschäftsführung zur wirtschaftlichen Situation, der dem Finanzausschuss des Stadtrates zur Verfügung gestellt worden ist.

Aus dem Bericht geht hervor, dass die Kliniken von Januar bis Juli Verluste in Höhe von 55,5 Millionen Euro eingefahren haben, einkalkuliert waren davon 53,9 Millionen Euro. In der ersten Hälfte des Vorjahres waren es noch 42 Millionen Euro. Vergleicht man die Schätzung mit der Realität, ist ein wesentliches Problem der Kliniken leicht erkennbar: Das Unternehmen hat 4,9 Millionen Euro weniger als bislang vorgesehen in das Personal investiert, andererseits neun Millionen Euro weniger stationäre Erlöse erwirtschaftet. Der massive Personalmangel in den Häusern in Holweide, Merheim und Riehl hat sich demnach im laufenden Jahr erneut verschärft.

Aufsichtsratschef: Petition macht Personal-Akquise schwerer

Um die Verluste der Kliniken langfristig auszubremsen, hat der Stadtrat im Juni beschlossen, alle drei städtischen Kliniken am Standort Merheim zusammenzulegen und dort unter anderem eine neue Kinderklinik aufzubauen. Dafür sind Investitionen in Höhe von mindestens 818 Millionen Euro eingeplant. Der entsprechende Plan ist zuvor von Stadt und Geschäftsführung der Kliniken vorgelegt worden, nach monatelangen Diskussionen hat er im Rat mit minimalen Ergänzungen eine breite Mehrheit gefunden.

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Ein Grund ist die Tatsache, dass wir bis zum Beschluss des Konzepts fast ein halbes Jahr gebraucht haben, ein weiterer die öffentliche Stimmungsmache gegen dieses Konzept selbst nach dem Beschluss
Ralf Unna über die hohen Verluste der städtischen Kliniken

Aufsichtsratschef Ralf Unna (Grüne) sieht in den langen Diskussionen bis zum Beschluss einen Grund dafür, dass das Ergebnis noch schlechter als erwartet ausfiel. „Ein Grund ist die Tatsache, dass wir bis zum Beschluss des Konzepts fast ein halbes Jahr gebraucht haben, ein weiterer die öffentliche Stimmungsmache gegen dieses Konzept selbst nach dem Beschluss“, sagte Unna. Die laufende Petition gegen den Zusammenlegungsplan, für die es schon über 50.000 Online-Unterschriften gibt, „macht es uns in der Personalakquise sehr viel schwerer, sie ist unmittelbar geschäftsschädigend und auch ein Grund für die Zahlen“, so Unna weiter.

Weitere Ursachen sieht er darin, dass die gut bezahlten ECMO-Behandlungen, die bei Covid-Patienten häufig notwendig waren, ebenso wie die Covid-Ausgleichszahlungen weitgehend weggefallen sind. „Auch die generelle Unterfinanzierung des Maximalversorgungsbereichs und der Kindermedizin macht uns zu schaffen.“

Bei dem neuen Geschäftsführer-Duo Sylvia Langer und Axel Goßmann, das die städtischen Kliniken seit dem 1. November leitet, sieht Unna keine Verantwortung für die Abweichung von den Planzahlen. „Das, was wir als Abweichung sehen, beruht auf einem Plan, den sie selbst noch nicht entworfen hat. Die Geschäftsführung ist aber sehr wohl dafür verantwortlich, die Sanierung und das Zukunftskonzept jetzt schnellstmöglich umzusetzen, um diesen Trend zu stoppen“, sagte Unna.

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