Kurt-Tucholsky-SchuleNach geplatzter Umwandlung in Gesamtschule – Kölner Hauptschule mit nur 32 Anmeldungen

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Ein Schulgebäude mit Bäumen von außen.

Die Kurt-Tucholsky-Hauptschule in Neubrück.

Die Hauptschule im Bezirk Kalk wurde doch nicht in eine Gesamtschule umgewandelt. Jetzt gab es dort so wenig Anmeldungen wie nie.

Eigentlich sollte die Kurt-Tucholsky-Hauptschule in Neubrück zum kommenden Schuljahr in eine Gesamtschule umgewandelt und entsprechend ausgebaut werden. Der Hintergrund: Gerade im Bezirk Kalk fehlen in großer Zahl Gesamtschulplätze. Eine entsprechende Verwaltungsvorlage war dann jedoch in einer eigens angesetzten Dringlichkeitssitzung des Schulausschusses mit den Stimmen von CDU, Grünen, Volt und FDP abgelehnt worden.

Auf Anfrage der SPD veröffentlichte die Stadt nun die Anmeldezahlen der Kurt-Tucholsky-Schule und der Katharina-Henoth-Gesamtschule, um die Entscheidung im Nachhinein bewerten zu können. In der ersten Anmelderunde hatten sich demnach an der eigentlich dreizügigen Kurt-Tucholsky-Hauptschule lediglich 22 Kinder angemeldet. Bei einer Gesamtzahl von 72 Plätzen hätte dies nur einer Auslastung von weniger als 30 Prozent entsprochen.

Gleichzeitig mussten an der Katharina-Henoth-Schule in Höhenberg als nächstgelegener Gesamtschule 79 Kinder abgelehnt werden. 20 dieser abgelehnten Kinder hatten nach Angaben der Stadt eine Hauptschulempfehlung. In der zweiten Anmelderunde meldeten sich von den abgelehnten Schülern noch zehn Kinder in Tucholsky-Hauptschule an, sodass es dort schlussendlich 32 Anmeldungen gab. Im vergangenen Schuljahr waren es noch 55 Anmeldungen. 

Kölner SPD sieht „eindeutige Fehlentscheidung“

Für SPD und Linke erweist sich Entscheidung von damals damit heute als Fehlentscheidung angesichts des großen Mangels an Gesamtschulplätzen. Die jetzt vorgelegten Zahlen belegen aus ihrer Sicht, dass alle an der Katharina-Henoth-Schule abgelehnten Schülerinnen und Schüler bei einer Umwandlung einen Platz an der neuen Gesamtschule hätten bekommen können. Und das sogar im selben Gebäude.

CDU, Grüne, Volt und FDP hatten eine Umwandlung im Oktober abgelehnt, mit der Begründung, dass gerade Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund von der „sehr gut funktionierenden Hauptschule“ mit speziellem Sprachförderkonzept profitieren würden. Im aktuellen Schulausschuss bestärkte Schulleiterin Constanze Schwarzer diese Perspektive. Die Schülerinnen und Schüler, die zu 90 Prozent Migrationshintergrund hätten und meist aus Familien mit hohen Armutsrisiken kämen, würden in kleinen Klassen erfolgreich eng begleitet.

Viele Schülerinnen und Schüler schaffen den Realschulabschluss

Dank dieses Konzepts hätten im aktuellen 10. Jahrgang 38 Schülerinnen und Schüler den Hauptschulabschluss und 22 sogar den Realschulabschluss geschafft. Knapp 40 Prozent von Letztgenannten erwarben sogar die Qualifikation zum Abitur. Die für das Lernen entscheidende enge Beziehung könne an der Schule mit der überschaubaren Größe fruchtbar gelebt werden. Sie führte außerdem aus, dass zu den jetzt Angemeldeten noch geflüchtete Schülerinnen und Schüler im Rahmen von Vorbereitungsklassen dazukämen.

Auch vor diesem Hintergrund wollten die ablehnenden Fraktionen zunächst abwarten, wie sich die für das Schuljahr 2024/25 geplante Eröffnung der neuen erzbischöflichen Gesamtschule in Kalk auf die Bedarfslage auswirken wird.

Neubrücker Bürger sind empört nach geplatzter Gesamtschulumwandlung

In einem offenen Brief an alle Ratsfraktionen hatten zuvor die Bürgerinnen und Bürger von Neubrück gegen die geplatzte Umwandlung der Kurt-Tucholsky-Hauptschule in eine Gesamtschule protestiert. Das Votum des Ratsbündnisses im Schulausschusses gegen die Gesamtschule habe bei Eltern regelrecht Empörung ausgelöst, hatte die Vorsitzende des Bürgervereins Neubrück, Sylvia Schrage an die Parteien geschrieben.

Nicht nur Familien aus Neubrück, sondern auch Familien in Rath, Brück und Ostheim hätten hoffnungsvoll auf die neue Gesamtschule geschaut und seien wütend. In Neubrück bekommen nach Angaben des Bürgervereins seit Jahren zahlreiche Familien keinen Gesamtschulplatz.  Obwohl Neubausiedlungen in Merheim oder Ostheim hinzugekommen seien, sei die Schullandschaft nicht ausgebaut worden.


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