Kommentar zur SchulanmeldungEin Armutszeugnis für die Stadt Köln

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Schulkinder auf dem Weg zur Schule

Viele Kölner Kinder müssen künftig quer durch die Stadt fahren, um zu ihrer Schule zu kommen.

Das Anmeldeverfahren für die weiterführenden Schulen in Köln ist abgeschlossen. Doch deshalb ist noch längst nicht alles gut.

Es mutet wie eine gute Nachricht zum Ferienbeginn an: Die Stadt hat es geschafft, allen Kölner Kindern einen Platz an ihrer gewünschten Schulform anzubieten. So verkündet es Schuldezernent Robert Voigtsberger. Auf dem Papier mag das stimmen. Zumindest, wenn man die 705 Kinder ausklammert, die eigentlich auf eine Gesamtschule wollten, von der Stadt aber nun in eine andere Schulform gezwungen werden.

Schulen in Köln: Zehnjährige verbringen Stunden ihrer Kindheit 

Was der Dezernent als Erfolg verbucht, dürften Familien, deren Kinder Absagen von ihren Wunschschulen erhalten haben, als Hohn empfinden. Doch was heißt schon Wunschschule? Nach der ersten Runde gab es nur noch eine geringe Auswahl an Schulen mit freien Kapazitäten. Eltern entschieden sich für das geringste Übel und den kürzesten Schulweg.

Das führt dazu, dass plötzlich viele Kinder aus dem Kölner Norden auf das Gymnasium Kreuzgasse ausweichen. Die einst beliebte Schule, die seit mehr als 20 Jahren auf eine Sanierung wartet, wird zum Notnagel für die Abgelehnten – wenn sie Glück haben. Andere Zehnjährige fahren einmal quer durch die Stadt, verbringen viele Stunden ihrer Kindheit in Bussen und Bahnen, um zur Schule zu kommen.

Viele Familien fühlen sich von der Stadt alleingelassen – von der versprochenen individuellen Beratung der Kinder ohne Platz keine Spur. Es bleibt nur zu hoffen, dass die geplanten Schulbaumaßnahmen im vorgesehenen Zeitrahmen umgesetzt werden. Es wird Zeit, dass neue Schulplätze dort entstehen, wo sie gebraucht werden. Denn die Stadt weiß, wo die Viertklässler wohnen.

Eine schnelle Besserung der Schulplatzmisere ist nicht in Sicht, daraus macht der Schuldezernent keinen Hehl. Es ist kommunale Pflicht der Stadt, jedem Kind einen Schulplatz anzubieten. In diesem Jahr ist das – wieder einmal – nur deshalb gelungen, weil die Klassengrößen an Gymnasien erhöht wurden, sodass bis zu 31 Kinder in einen Klassenraum gequetscht werden. Und weil viele Kinder ins Umland oder auf Privatschulen ausweichen. Das ist ein Armutszeugnis.


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