„Untragbare Situation“Frühestens 2028 soll es genug Schulplätze in Köln geben

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Schüler melden sich im Unterricht.

Vor allem an Gesamtschulen wird es auch in den kommenden Jahren Engpässe geben.

Kölns Bildungs- und Baudezernenten haben über den Schulbau und die Schaffung von Schulplätzen informiert. Mit diesen Lösungen will die Stadt den Schulplatzmangel an Gymnasien und Gesamtschulen angehen.

Das Ziel ist hoch gesteckt, der Mangel immens. Entsprechend groß ist der Druck, neue Schulplätze zu schaffen. Bildungsdezernent Robert Voigtsberger bezeichnet es sowohl für Gymnasien als auch für Gesamtschulen als „untragbare Situation“, dass die Stadt dem Elternwillen bei der Schulwahl für ihr Kind nicht in dem Maße nachkommen kann, wie es der Fall sein sollte. Doch er kündigt an: „Wir wollen den Befreiungsschlag und die Lücke an Schulplätzen in den Eingangsklassen kurz- bis mittelfristig schließen.“

Am Donnerstag informierte Voigtsberger gemeinsam mit Baudezernent Markus Greitemann über den aktuellen Stand und Perspektiven zum Thema Schulbau und Schaffung von Schulplätzen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte eine verwaltungsinterne Taskforce zu dem Thema gebildet, die Lösungen erarbeitet hat.

Container für sechs Gymnasien als kurzfristige Maßnahmen

Trotz aller Vorhaben und Entschlossenheit: Voigtsberger betonte wiederholt, dass die kommenden Jahre von enormen Herausforderungen und Hürden geprägt sein werden: „Wir werden auch im kommenden Jahr Schwierigkeiten im Anmeldeverfahren haben. Das muss man so ehrlich sagen.“ Wenn alle geplanten Maßnahmen so umgesetzt werden, solle es aktuellen Prognosen zufolge an Gymnasien ab dem Schuljahr 2025/26 keine Ablehnungen mehr geben. An den Gesamtschulen hingegen wird es noch viele Jahre dauern: Dort werde es voraussichtlich erst 2028/29 soweit sein, dass alle einen Platz bekommen, die sich anmelden.

Als kurzfristige Maßnahme sollen zum kommenden Schuljahr 2023/24 auf den Grundstücken von sechs bestehenden Gymnasien Container aufgestellt werden, um zusätzliche genehmigungsfähige Schulplätze für Fünftklässler zu gewinnen. Außerdem sollen Gebäude in der Umgebung der Schulen angemietet werden. Nachverdichtung nennt sich das im Behördendeutsch.

Greitemann zufolge sollen auf diese Weise etwa 60 Klassenräume – darunter auch naturwissenschaftliche Fachräume – entstehen. Folgende Gymnasien werden baulich erweitert: Humboldt-Gymnasium (Innenstadt), Gymnasium Neue Sandkaul (Widdersdorf), Gymnasium Pesch, Maximilian-Kolbe-Gymnasium (Wahn), Genoveva Gymnasium (Mülheim) und Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium (Buchheim).

Mittelfristige Lösungen: je sechs neue Gymnasien und Gesamtschulen

Als mittelfristige Lösungen stellten die Dezernenten sogenannte Stärkungspakete vor – das heißt: Jeweils sechs Gymnasien und Gesamtschulen entstehen neu. Den Anfang sollen im Schuljahr 2024/25 das Gymnasium Nippes und das Gymnasium Rondorf-Nordwest machen. Im darauf folgenden Schuljahr sollen die Gymnasien Innenstadt, Neustadt-Nord, Porz und Humboldt/Gremberg folgen. Laut Voigtsberger entstehen dort insgesamt 648 bis 726 neue Schulplätze für Fünftklässler, die sich über die Jahre auf 5832 bis 6534 Schulplätze ausweiten sollen.

Im Schuljahr 2024/25 sollen die Gesamtschulen Weidenpesch, Vogelsang und Ossendorf ihren Betrieb aufnehmen sowie im folgenden Jahr gleich zwei Gesamtschulen in Kalk und 2027/28 eine Gesamtschule in Deutz. Außerdem werden die Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule (Longerich), die Max-Ernst-Gesamtschule (Bocklemünd) und die Europaschule (Zollstock) erweitert. Insgesamt 1107 neue Schulplätze für Fünftklässler entstehen, die im Laufe der Zeit auf 9963 neue Schulplätze anwachsen sollen.

Fast 1000 abgelehnte Schüler an Kölner Gesamtschulen

Im vergangenen Jahr gab es für 3756 Schulplätze an Gymnasien 4319 Anmeldungen. In den vergangenen zehn Jahren war es nur möglich, alle unterzubringen, indem insgesamt 120 Mehrklassen gebildet wurden. An den Kölner Gesamtschulen gab es in den vergangenen Jahren etwa 1000 abgelehnte Schüler. Für das kommende Jahr rechnet man mit ähnlich hohen Anmeldezahlen. Erschwerend hinzu kommt, dass die Kinderzahl laut Bevölkerungsprognose ab dem Schuljahr 2024/25 steigen wird. Und im Schuljahr 2026/27 bleibt wegen der Rückkehr zu G9 ein ganzer Jahrgang, also etwa 4300 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, länger im System.

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