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„Für mich selbstverständlich“Kölner OB Reker wird in Ratssitzung zur Babysitterin

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Jennifer Glashagen spricht im Ratssaal, Henriette Reker sitzt daneben mit Glashagens Baby

Jennifer Glashagen hält eine Rede, Henriette Reker (r.) das Baby der Volt-Vorsitzenden

Bei der Sitzung des Stadtrates wurde die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker kurzfristig zur Babysitterin. Die kuriose Szene offenbart auch ein ernsthaftes Problem für ehrenamtliche Politikerinnen und Politiker.

Während der Sitzung des Stadtrates am Donnerstag stellte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker ihre repräsentative Funktion als Sitzungsleiterin für wenige Minuten zurück - um ein Kind zu betreuen. Während einer Rede von Jennifer Glashagen, Vorsitzende der Volt-Fraktion, nahm Reker das fünf Monate alte Baby auf ihren Arm.

Henriette Reker: „Für mich völlig selbstverständlich“

„Dass ich ein Baby auf den Arm nehme oder kurz auf es aufpasse, wenn ich die Mutter – oder auch den Vater – damit ein wenig unterstützen kann, ist für mich völlig selbstverständlich“, sagte Reker später dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie habe großen Respekt vor allen, die eine Mehrfachbelastung aus Familie, Beruf und ihrem Mandat stemmen. Glashagen nutzt die jahrelange Elternzeit, die ihre nach der Geburt von zwei Kindern zusteht, um ihre Zeit neben der Familie voll für ihr Ratsmandat zu nutzen.

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Reker betonte, sie sei im Gespräch mit der Gleichstellungsbeauftragten Bettina Mötting, wie die Stadt Ratsmitglieder „hier besser unterstützen kann, Kind und Mandatsausübung gut unter einen Hut zu bringen.“

Kölner Gleichstellungsbeauftragte fordert Finanzierung der Betreuung

Mötting selbst hat hier bereits klare Vorstellungen. „Ich kann diese Szene nur begrüßen“, sagte sie über den kuriosen Moment bei der Ratssitzung. Dahinter stehe jedoch die wichtige Frage nach Chancengleichheit.

„Es gibt ein Vorurteil, nach dem Frauen weniger gerne in die Politik gehen. Die Wahlbeteiligung spricht deutlich dagegen“, sagte Mötting. Vielmehr scheitere die Ausübung ehrenamtlicher Mandate neben vielen anderen Aspekten, den Sitzungsterminen und der „Hinterzimmerpolitik“ etwa, an der fehlenden Kinderbetreuung, so Mötting weiter.

Mit der Finanzierung von Kinderbetreuung für Ratsmitglieder durch die Stadt oder gar eine Betreuung im Rathaus wäre ihrer Ansicht nach ein wichtiger Schritt getan. „Es ist bemerkenswert, wie viel Zeit die Politikerinnen und Politiker, insbesondere die jungen Eltern, in ihre ehrenamtliche Arbeit stecken. Man sollte sie als Stadt unterstützen“, betonte Mötting. „Es ist ein Ehrenamt, was erwartet man noch?“

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