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Kommentar

Satirischer Wochenrückblick
Dienstfahrten mit der Achterbahn

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Die Achterbahn „Black Mamba“ im Phantasialand in Brühl.

Die Achterbahn „Black Mamba“ im Phantasialand in Brühl.

Warum die Müllmänner in Köln wieder ihr Neujährchen kriegen müssen.

Also ehrlich. Bei der Auswahl seiner Geschenke zum Spielzeit-Abschlussgrillen mit der Belegschaft vor seinem Wechsel ans Burgtheater hätte ich einem Kulturschaffenden wie Stefan Bachmann ein bisschen mehr Phantasialand zugetraut. Kölsch und Wiener Würstchen vielleicht. Die könnte man zur Not in ein Brötchen packen und auf den Grill legen, damit sie nicht platzen. Wienerle im Schlafrock. Das wäre kreativ und wenigstens ansatzweise lustig.

Aber bedruckte Socken als wertschätzende Maßnahme? Forever Schauspiel. Was würden Sie denken, wenn Ihnen der Chef so etwas zum Abschied schenkt? Schleich Di? Wie der Wiener sagt, wenn er seines Gegenübers überdrüssig geworden ist. Mich würde mal interessieren, welchen Aufwand die Schauspiel-Direktion betrieben hat, um das zu organisieren. Haben Sie schon mal 530 Paar Socken bestellt? Für Menschen, von denen nicht mal klar ist, wie groß die Füße sind, auf denen sie leben.

Hoffentlich hat die Direktion nicht „One size fits all“ geordert. Gehen wir mal davon aus, dass sie vorab die Schuhgrößen der Partygäste abgefragt hat. Der laxe Umgang mit öffentlichem Geld wird zum noch größeren Skandal, wenn man die einfach so drauflos kauft. Ohne zu wissen, ob das Geschenk wirklich passend ist.

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„Forever Oper“ hätte Sinn ergeben

Und dann dieser Satz. Forever Schauspiel. Was soll das überhaupt heißen? Forever Oper hätte ja noch einen Sinn ergeben. Bei den Ewigkeitskosten, die das Milliardengrab am Offenbachplatz den nächsten Generationen aufbürdet.

Dagegen hat Verkehrsdezernent Ascan Egerer alles richtig gemacht. Wo, wenn nicht im Phantasialand, könnte man zehn neue Kollegen auf ihren Job in einem Laden, in dem alles drunter und drüber geht, besser vorbereiten als in der „Black Mama“ des Freizeitparks? Dienstfahrten mit der Achterbahn. Da rückt man automatisch zusammen, da wird das Leben zur Schussfahrt auf der Einbahnstraße. Und die zählt ja bekanntlich zu den Vorlieben des Chefs. Sollen diese Erbsenzähler im Rechnungsprüfungsamt doch ruhig meckern: Solange das Abschlussdinner nicht wieder hochkommt, ist alles in Ordnung. Nur das wäre Verschwendung von Steuergeldern. Alles andere ist Deutzer Freiheit.

Jetzt sieht sich die Oberbürgermeisterin auf den letzten Metern ihrer Amtszeit in der Pflicht, klare Richtlinien im Umgang mit Steuergeldern aufzustellen. Das ist ein bedauernswerter Job, weil es die ja schon gibt. Eine davon lautet, dass „zu einer gesunden Unternehmenskultur und einem zeitgemäßen und attraktiven Arbeitsplatz gehört, dass Projekterfolge und herausragende Leistungen wertgeschätzt werden“, sagt Henriette Reker. Zu dumm aber auch, dass das in Köln so selten passiert und man deshalb gezwungen ist, Sockenpartys zu veranstalten. Damit es keiner mitkriegt.

Für mich ist die Sache ein für alle Mal klar. Ab sofort bekommen die Müllmänner vor Weihnachten wieder ihr Neujährchen. Wie das üblich war, bevor die gesamte Müllbranche im Bestechungsskandal versank und sie mit in den Sumpf gezogen wurden.