Studientrend stoppenVolldigitalisierter Trailer soll Kölner Schüler an Berufe in der Bauindustrie heranführen

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Zwei Schüler steuern einen Bagger.

Der Baggerfahrer heißt heute Baugeräteführer: Schüler sollen mit dem Miniatur-Bagger einen Ball in ein Silo befördern.

Fassadenmonteure, Rohrleitungsbauer oder Wärmeschutzisolierer – viele Bauberufe sind Schülerinnen und Schülern völlig unbekannt. Das soll sich nun ändern.

Als auf dem Bildschirm die Aufforderung: „Hängt die Seile in die Fahrbahnteile“ erscheint, frickeln die beiden jungen Damen konzentriert an dem Kunststoffmodell herum. Bald sind auch die Pfeiler aufgestellt. „Sieht gut aus“, lobt der Monitor das Resultat. Volle Punktzahl: Die Brücke steht. Haben die beiden je ernsthaft darüber nachgedacht, ganz real als Stahlbetonbauer zu arbeiten? „Das ist interessant, aber solche Berufe sind mir krass unbekannt“, sagt die 16-jährige Merve. Aysel (17) meint: „Man müsste erst abwarten, wie es im Praktikum läuft.“

Zollbeamtin beziehungsweise Krankenschwester geben die Schülerinnen der Kurt-Tucholsky-Hauptschule als Berufswunsch an. Aber wer weiß, vielleicht ändert der Besuch im „Bautrailer“ des Bauindustrieverbands NRW, der für zwei Tage auf der freien Fläche neben der Sporthalle steht, das ja. Merve und Aysel gehören sogar zu den ersten, die sich mit eigenen Avataren, „Bau Scouts“ genannt, spielerisch und multimedial über die Berufsmöglichkeiten in der Branche informieren können.

Zwei Schülerinnen beim Brückenbau-Spiel

Zwei Schülerinnen beim Brückenbau-Spiel

Nachwuchskampagne „Bau dein Ding“ der NRW-Bauindustrie gestartet

Mit dem volldigitalisierten Trailer, dessen Seitenwände ausfahrbar sind, sodass im Innern Platz für fünf Spiel- und Info-Stationen entsteht, tritt die Nachwuchskampagne „Bau dein Ding“ der NRW-Bauindustrie in eine neue, voll digitalisierte Phase ein. „Vorher hatten wir einen umgebauten Linienbus mit meist analogen Angeboten“, erzählt Michael Rohr, Geschäftsführer des Verbands in Köln und Düsseldorf. „Wir besuchen schon seit 2016 Haupt-, Real- und Gesamtschulen. Bei uns ist Fachkräftemängel schon lange ein Thema.“

Gregor Patora und Michael Rohr (v.l) außen am Bautrailer.

Berufscoach Gregor Patora und Michael Rohr (v.l.), Geschäftsführer des Verbands der NRW-Bauindustrie in Köln und Düsseldorf, am Bautrailer

Das weiß auch Landtagsmitglied Florian Braun (CDU), Vorsitzender des Schulausschusses in NRW, der sich die Premiere des Bautrailers in seiner Heimatstadt nicht entgehen ließ. „Die meisten Schüler möchten am liebsten studieren. Aber viele handwerkliche Berufe sind völlig unbekannt, dabei haben junge Leute gerade jetzt eine sehr große Auswahl.“ Wer beim Wort „Bau“ nur an den „Mann mit der Schippe“ denkt, liegt völlig falsch: Auf knapp 30 Berufe kommt man in der Branche locker, darunter Fassadenmonteure, Rohrleitungsbauer oder Wärmeschutzisolierer.

Trailer kann gemietet werden und steuert auch weitere Schulen in Köln an

Ingrid Maurer legt Wert auf die zusätzlichen weiblichen Wortendungen: „Leider gibt es immer noch das Vorurteil, Mädchen gehörten nicht auf den Bau, aber das ist Unsinn“, sagt Maurer, die von Beruf Tischlerin ist und als Technik-Lehrerin der Hauptschule die Schüler begleitet. Die Teilnahme ist freiwillig, der Andrang groß, pro Schule und Tag können 45 Schüler den „Bautrailer“ besuchen.

Berufscoach Gregor Patora erläutert die verschiedenen Berufe, gibt Einblicke in Verdienstmöglichkeiten. „Insgesamt sind die Schüler 90 Minuten hier, die Spielerunde dauert etwa 50 Minuten und man kann etwas gewinnen, sodass es nicht eintönig wird.“ Weiter geht es für den Trailer zum Berufskolleg Ulrepforte. Er kann online gebucht werden.

www.bau-dein-ding.de

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