Punktlandung in Rath-HeumarLiebe auf dem Pferdehof

Araberhengst Shawan sucht vergeblich nach etwas Essbaren in der Hand von Pferdewirt Roland Michels.
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Rath-Heumar – Es riecht nach gemähtem Gras. Roland Michels sitzt auf dem Rasenmäher – und kommt nicht von der Stelle. Ein Reifen ist platt. Dabei ist die Wiese am Durchhäuserhof in Rath-Heumar gar nicht sein angestammtes Revier. Das sind die Boxen in den naheliegenden Stallungen. Dort sind die wunderschönen Tiere untergebracht, für die der Pferdewirt verantwortlich ist.
Wir gehen über den karreeförmig angelegten Innenhof der Fachwerkgebäude, in dessen Zentrum ein riesiger Misthaufen angelegt ist: Ein Duft, der an Kindertage auf dem Lande erinnert, nicht an einen Ort in einer Großstadt. Insgesamt 30 Stuten gehören zur 330 Hektar umfassenden Fläche des Gestüts Röttgen, das 1924 von Peter Mühlens gegründet wurde und nach dem Tod seiner Tochter Maria Mehl-Mühlens 1985 in eine Stiftung überführt wurde. Der landwirtschaftliche Betrieb mit seinen Stallungen, der Scheune und dem Bauernhaus gehört zwar zu dem Gestüt, ist aber nur ein vergleichsweise kleines Anwesen – bietet dafür aber reichlich Geschichten und Informationen rund um unsere „Punktlandung“. Für den Beruf des Pferdewirts müsse man viel Idealismus und Liebe zu den Tieren mitbringen, sagt Michels. Er muss es wissen: Seit 35 Jahren arbeitet er als Pferdewirt und erzählt mal eben, wie man dafür sorgt, dass die Hengste ihre Lust am Leben und dem damit verbundenen Nachwuchs nicht verlieren.
Der 1993 geborene Araberhengst Shahwan ist einer von denen, die sich an einer gepolsterten Probierwand der dort auf ihn wartenden Stute nähern dürfen. So wird getestet, ob die für eine nähere Kontaktaufnahme bereit ist. Kompliziert sei die Begegnung mit einer Maiden – bei Menschen nennt man sie Jungfrauen –, die seien äußerst schreckhaft und ängstlich. Es gebe auch Animositäten bei Stuten. Es könne beispielsweise sein, dass eine von ihnen keine Schimmel mag und das deutlich zu erkennen gibt. Wenn es dagegen stimmt mit der gegenseitigen Sympathie, ist das Ergebnis der ein bis drei Minuten dauernden Zusammenkunft elf Monate später in Form eines Fohlens zu bewundern. Auf der am Hof gelegenen Koppel liegen die Hinterlassenschaften der Tiere: „Stuten kacken überall hin, Hengste nur auf einen Haufen“, konstatiert Michels. Warum auch immer: Mit den Pferden kann man richtig viel Geld verdienen. Beate Weser striegelt die schwarze Mähne der einjährigen Monte und reibt den Schweif anschließend mit einem Anti-Juck-Mittel ein. 15 000 bis 500 000 Euro blätterten Interessenten auf Auktionen für ein Tier auf den Tisch des Hauses. Auch hier bestimme häufig „Liebe auf den ersten Blick“ die Wahl.