Fast 90.000 KilometerKölner wandert mehr als zwei Mal um die Welt

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Kurt Vonthron in seiner Wohnung mit Andenken aller Art an seine Wanderungen.

Der Kölner Kurt Vonthron hat in seiner Wohnung zahlreiche Andenken aller Art an seine Wanderungen.

Seit 1982 geht Kurt Vonthron fast jedes Wochenende wandern. Bald hat er 90.000 Kilometer geschafft — mit schönen und erschöpfenden Momenten.

Beinahe zweieinviertel Mal hat Kurt Vonthron die Erde schon zu Fuß umrundet. Nachweislich. Und das, obwohl er zeitlebens vor allem in Deutschland und – seltener – in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg unterwegs war. „Nur noch 300 Kilometer, dann habe ich die 90.000 zusammen“, sagt der begeisterte Wanderer und zeigt stolz sein Fahrtenbüchlein vor, in dem jeder Kilometer per Stempel beglaubigt ist.

„Ich hoffe, dass ich das noch in diesem Jahr, spätestens Anfang nächsten Jahres schaffe.“ Die 90.000 Kilometer wären ja längst geschafft, hätte ihn nicht Corona ausgebremst: „Gott sei dank geht es allmählich wieder los.“

Kölner ist stolz auf etliche Souvenirs von seinen Wanderungen 

Der 84-Jährige blickt nicht nur auf ein langes Wandererleben zurück – es schaut gewissermaßen auch ihn an. In Form von einem guten Dutzend Osterhasen zum Beispiel, die er kürzlich an den Festtagen wieder zur Freude seiner neun Urenkel auf dem Sofa seines Wohnzimmers platziert hatte. A

ndenken sind das, Mitbringsel von seinen Wanderungen, und wenn nicht gerade Ostern ist, kann er auch Jesus, Maria und Josef, Engel oder sogar ganze Krippen präsentieren. Daneben Plüschtiere, Harlekins und sonstige Figürchen sowie Modellautos in Hülle und Fülle.

Modellautos auf einem Tisch.

Modellautos sind unter anderemAndenken an seine Wanderungen.

Richtig eng wird’s aber an den Wänden: Teller aus Zinn und Porzellan mit aufgedruckten Wildschweinen, Füchsen, Hasen, Medaillen mit Sehenswürdigkeiten und den Namen der einladenden Vereine erinnern an die vielen, vielen Wanderungen des Hausherrn: „Rund um den Stoppelberg“ bei Wetzlar ging es da, beim Masserbergmarsch in Masserberg war er dabei oder in Eisenach bei „Luther, Drachen, Rosenwunder“.

Wohnung in Köln voller Erinnerungsstücke

Auch die Silvestermärsche der „Qualmenden Socken Himberg“ und von „Immer-Fit Dülmen“ hat er mitgemacht. Vonthron ist in Berlin ebenso gewandert wie in Bad Salzungen-Gumpelstadt, Rothenburg ob der Tauber, Altötting, Recklinghausen oder Pünderich an der Mosel. „Von den Medaillen habe ich noch zwei Kartons im Keller, dafür ist kein Platz mehr. Früher hatten wir noch eine 80-Quadratmeter-Wohnung, da ging das, jetzt sind es nur noch 60 Quadratmeter.“

Kurt Vonthron in seiner Wohnung mit Andenken aller Art an seine Wanderungen.

Die Erinnerungsstücke füllen seine gesamte Wohnung.

Die Erinnerungsstücke kosten immer so um die fünf Euro, und die Vereine wollten ja auch etwas verdienen, da nehme er halt immer ein Andenken mit. Manchmal sind es auch schön verzierte Humpen, Weingläser oder Pokale, die nun teils in Vitrinen untergebracht sind. „Die Pokale kommen meist von Rats-, Kreistags- oder Landtagsfraktionen der CDU, aber von der SPD habe ich auch ein paar“, erzählt Vonthron.

Zusammengebrochen in der Nähe von Köln - vor Erschöpfung

Dabei gehe es bei den Wanderungen nicht um die Leistung, sondern um das Dabeisein. Die ausrichtenden Wander- oder Musikvereine sind meist dem Deutschen Volkssportverband (DVV) angeschlossen, bei jeder Veranstaltung werden unterschiedlich lange Strecken angeboten: fünf, zehn oder 20 Kilometer. Aber auch längere Märsche sind dabei: „Früher bin ich den Marathon über 42 Kilometer gewandert, aber jetzt muss ich etwas kürzer treten“, sagt Kurt Vonthron.

Vor Erschöpfung zusammengebrochen sei er auch schon zweimal, einmal in Alsdorf an der Sieg und einmal in Hürth. „Da habe ich dem Verein Wandergesellen Alt-Hürth bei der Organisation einer Wanderung geholfen und bin an dem Tag kaum zum Essen und Trinken gekommen, das war der Grund“, so der frühere Sparkassen-Angestellte. Beides schon lange her, 20 beziehungsweise 30 Jahre, kein Grund zur Sorge.

Da lernt man auch allerhand Leute kennen, abends wird oft noch ein Glas Bier oder Wein getrunken.
Kurt Vonthron, Kölner

Schließlich sei das Wandern gesund und ein schöner Zeitvertreib, deshalb hatte er im Jahre 1982 auf Anregung eines Neffen auch damit begonnen, erzählt Vonthron. Seine Frau und die beiden Töchter hätten nicht viel damit anfangen können, seien aber nachsichtig gewesen, als er plötzlich samstags oder sonntags fast immer unterwegs war.

Das Verzeichnis des DVV listet an beinahe jedem Wochenende eine Veranstaltung auf, oft international besetzt und mit bis zu 2000 Teilnehmern. „Da lernt man auch allerhand Leute kennen, abends wird oft noch ein Glas Bier oder Wein getrunken.“ Kurt Vonthron zeigt Fotos von kleinen Feiern, auf denen er meist als Kapellmeister einer Spontan-Combo oder mit Mundharmonika zu sehen ist – Wanderlieder wie „Bergvagabunden“ oder „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ sind natürlich seine Spezialität.

Kölner Wanderer: Vorfreude auf den Frühling

Die Mundharmonika spielt er aber auch schon mal in St. Theodor im Advent oder zur Osterzeit, dann begleitet er dort Kirchenlieder. Oder bei der traditionellen Messe auf dem Autoscooter bei der Vingster Kirmes. „Im Hövi-Land mache ich auch seit zehn oder elf Jahren mit, da betreue ich das Café“, berichtet Kurt Vonthron, „und wenn eines der Kinder Geburtstag hat, bringe ich ihm ein Ständchen auf der Mundharmonika.“

Jetzt aber hat ihn erst einmal die Vorfreude auf die Frühlingssaison gepackt. Bald geht es mit den Neffen nach Greven in Westfalen, und Anfang Mai stehen dann schon die 86. Internationalen Volkswandertage in Limburg an der Lahn auf dem Programm: „Dahin fahre ich immer besonders gern, aber die Eifel oder das Sauerland sind auch sehr schön“, sagt Kurt Vonthron. Die nächsten 300 Kilometer können kommen.

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