Wohnsiedlung "In der Handschaft"Anwohner reichen Klage ein

Die Unterschriftenliste der Siedlungsbewohner überreicht Bert Pfeiffer (M.) an Kalks Bezirksbürgermeister Markus Thiele (r.).
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Brück – Schmale Seitenstraßen mit wenig Verkehr, schmucke Ein- und Zweifamilienhäuser mit üppigen und sichtlich gepflegten Vorgärten: Rein äußerlich wirkt die Brücker Wohnsiedlung "In der Handschaft" recht idyllisch. Doch der Schein trügt. In dem Viertel zwischen Olpener Straße, Am Schildchen, Pohlstadtsweg und Mudersbacher Straße hängt derzeit gewaltig der Haussegen schief. Grund sind die Baupläne des Zahnarzt-Ehepaares Ulrike und Guido Stüttgen, die ihr Haus auf dem Grundstück Nümbrechter Straße 20 um einen Anbau mit drei Wohnungen erweitern wollen. Sie verstehen zwar die Bedenken der Nachbarn, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme, "aber letztendlich haben hier alle angebaut".
Doch der von den Stüttgens nun geplante Anbau passe nicht zum Charakter der Siedlung. Da ist sich die Mehrheit der Nachbarschaft einig. 140 Unterschriften hatten Bert Pfeiffer, Ralph Großart und Thomas Salthammer gegen das Bauprojekt gesammelt und bei einer kleinen Bürgerversammlung auf der Straße an den Kalker Bezirksbürgermeister Markus Thiele übergeben. Zusätzlich haben die Anwohner gegen das Neubauprojekt, für das das Kölner Bauaufsichtsamt allerdings schon eine Genehmigung erteilt hat, Klage eingereicht.
Sachverhalt wird überprüft
Das bestätigt Lothar Buntenbroich, der gegenwärtig die Bauaufsicht leitet, auf Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger" und kündigt an, dass man nach den erheblichen Protesten der Bürger die bereits erteilte Baugenehmigung und den gesamten Sachverhalt nochmals überprüfen werde. "Es gibt gewisse Unstimmigkeiten, die wir mit den Bauherren klären müssen." Die Einwände der Bürger könne er zwar nachvollziehen, aber eine Genehmigung sei nicht davon abhängig, ob in einem Haus zwei, drei oder vier Wohneinheiten entstehen. "Das ist kein Kriterium". Da ist sich Buntenbroich mit Anne-Luise Müller, der Leiterin des Stadtplanungsamtes einig.
Bis heute gibt es für das in den 1930er Jahren erbaute Viertel keinen Bebauungsplan. Daher werde ein Bauantrag stets im Einzelfall entschieden. Für den geplanten Bau des Ärzte-Ehepaares gebe es bereits Vergleichsobjekte in der Siedlung.
Damit ist vor allem der Neubau an der Wiehler Straße 17 von Norbert Manderla und seiner Ehefrau, der CDU-Stadträtin Gisela Manderla, gemeint. "Im Vergleich zur Umgebung ist dieses Haus zu hoch und deutlich überdimensioniert. Zudem steht es nur einen Meter von der Straße entfernt", sagt Alexander von Chiari. Der langjährige Leiter des Kölner Rosenmontagszuges wohnt in der Siedlung und hat die Unterschriftenliste unterzeichnet. "Auf diese Weise macht man eine alte Siedlung kaputt."
Auch Initiator Pfeiffer fürchtet, dass bei jedem Verkauf einer Doppelhaushälfte künftig ohne Rücksicht auf die Siedlungsstruktur und die Nachbarn Wohnungsprojekte mit drei bis vier Wohneinheiten errichtet werden. "So wird die Siedlung zum Ausverkauf an Investoren freigegeben."
Norbert Manderla kann die Kritik an seinem Haus und an dem geplanten Neubauprojekt nicht verstehen. "Hier wird eine ganz eklige Nachbarschaftshetze betrieben", sagt er. Schließlich sei bei den Manderlas alles mit rechten Dingen zugegangen. Die Stadt hatte ihnen die notwendige Baugenehmigung erteilt. Auf eine solche berufen sich auch die Stüttgens: "Auch uns ist sehr daran gelegen, die Siedlung durch angepasste An- und Ausbauten zu erhalten. Trotzdem sollte man bedenken, dass eine Wohnfläche von 80 bis 100 Quadratmetern je Siedlungshaus nicht mehr den heutigen Wohnansprüchen genügt", teilen sie mit.
Das sieht die Bauaufsicht ähnlich. Buntenbroich: "Es bleibt halt nicht immer alles so, wie es ist. Ein Wohngebiet kann sich verändern. Wenn die Leute das nicht wollen, muss die Stadt reagieren." Darauf hoffen Pfeiffer und seine Mitstreiter - sie fordern von der Kommunalpolitik eine Erhaltungssatzung oder einen Bebauungsplan, der die bestehenden Siedlungsstrukturen schützt und einen Geschosswohnungsbau ausschließt.
Die Wünsche der Bürger will Bezirksbürgermeister Thiele schon bald in der Bezirksvertretung zu Diskussion stellen.