Nach 15 Jahren hat Ex-Landrat Michael Kreuzberg als Präsident des Senats der Ehrengarde hingeworfen. Es geht um dabei um eine Neuwahl.
„Kann ich nicht hinnehmen“Senatspräsident der Kölner Ehrengarde tritt sofort zurück

Michael Kreuzberg ist nicht mehr Senatspräsident der Ehrengarde.
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Streit in der traditionsreichen Kölner Ehrengarde um den Spitzenposten im Senat: Der frühere Vorsitzende des Zentral-Dombau-Vereins, Michael Kreuzberg, ist mit sofortiger Wirkung nach 15 Jahren als Präsident des Senats der Karnevalsgesellschaft zurückgetreten. Das teilte Kreuzberg den anderen Mitgliedern des Senats am Donnerstag in einem zweiseitigen Brief mit, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.
Darin schreibt der frühere CDU-Landrat des Rhein-Erft-Kreises (2013 bis 2020) angesichts der Vorkommnisse „kann und will ich persönlich nicht einen Stil und Umgang hinnehmen, den ich nicht als kameradschaftlich und ehrengardistisch empfinde“.
Eines von neun Traditionskorps
Und: „Meine Entscheidung hat viel mit Kompromissfähigkeit und Aufrichtigkeit zu tun, wie wir dies im Senat eigentlich immer gelebt haben.“
Der Senat ist vereinfach gesagt eine Abteilung in der Ehrengarde, er bezeichnet sich als „eine stabile und wichtige Größe im Gefüge der Ehrengarde“. Demnach zählt er heute „etwa 150 angesehene Kölner Bürger aus Kultur, Wirtschaft, Verwaltung und Politik“. Die Ehrengarde ist eines der neun sogenannten Traditionskorps des Kölner Karnevals.
Gegenkandiat ist Vorstand der Gothaer
Kreuzberg geht in dem Brief auf die geplanten Neuwahlen des Senatsvorstandes am 27. August ein, bei dem er in Thomas Bischof einen Gegenkandidaten gehabt hätte. Bischof ist Vorstandsmitglied der Gothaer Versicherung.
Kreuzberg schreibt: „Nachdem deutlich wurde, dass Kompromisse nicht gewollt sind, habe ich mich auf eine faire Auseinandersetzung eingestellt und auf die Wahlen gefreut.“ Um welchen Kompromiss es geht, wird in dem Brief nicht klar, Kreuzberg antworte am Freitag zunächst nicht auf eine Nachfrage.
Kreuzberg wehrt sich in dem Brief
Seinen Ärger und seinen Rücktritt begründet Kreuzberg mit zwei Punkten. Erstens sei ihm unterstellt worden, in einem vorherigen Brief die Unwahrheit gesagt zu haben. Und zweitens sei ihm vorgeworfen worden, er hätte eben diesen Brief mit dem geschäftsführenden Vorstand abstimmen müssen. Laut seiner Aussage sei sein Kompromissvorschlag nicht angenommen worden und er sei nicht verpflichtet, seine Kommunikation abzustimmen.
Laut Ehrengarde-Pressesprecher Benedikt Conin hätten bis zu Kreuzbergs Rückzug zwei Teams zur Auswahl gestanden: Kreuzberg samt Mitstreitern und eben Bischof, in dessen Team demnach CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz ist. Laut Conin gab es unterschiedliche Vorstellungen.
Zu den Vorwürfen Kreuzbergs gegenüber des Vorstandes wollte Conin sich nicht äußern. Bischof teilte auf Nachfrage seine Überraschung über Kreuzbergs Rücktritt mit und bedankte sich ebenfalls bei ihm für sein Engagement. „Darüber hinaus möchte ich den Brief nicht kommentieren.“
Ehrengarde-Präsident Hans-Georg Haumann dankte Kreuzberg für sein jahrelanges Engagement, „wir schätzen ihn sehr und bedauern die Entscheidung“.
Ob nun am 27. August nur ein Team zur Wahl steht, blieb am Freitag zunächst offen. Kreuzberg hatte voriges Jahr nach sechs Jahren seinen Rückzug als Vorsitzender des Dombau-Vereins verkündet, damals aus gesundheitlichen Gründen.