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Zentral-DombauvereinSchock-Werner legt sich mit dem WDR an

Lesezeit 3 Minuten
ARCHIV - 25.03.2012, Nordrhein-Westfalen, Köln: Der WDR (Westdeutscher Rundfunk) mit Dom in Köln, Aufnahme vom 26.03.2012. Im WDR-Programm ist es am Mittwochabend zu Ausfällen gekommen. (zu dpa: «Warnstreik führt zum Ausfall der «Aktuellen Stunde»») Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der WDR und der Kölner Dom sind Nachbarn.

Nach dem Intendantenwechsel beim WDR kündigte der Kölner Sender seine Mitgliedschaft im Zentral-Dombauverein, dem wichtigsten Finanzier für den Unterhalt der Kathedrale. 

Mit Stolz vermeldet der Zentral-Dombauverein (ZDV) deutlich steigende Mitgliederzahlen. Seit Ex-Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner im Oktober als Präsident an die Spitze der altehrwürdigen Institution rückte, löst eine Rekordmarke die nächste ab. Doch der vermeintliche Verlust eines prominenten Vereinsmitglieds hat Schock-Werner nun schwer erzürnt: Ausgerechnet der Westdeutsche Rundfunk, mit seinem Funkhaus am Wallrafplatz direkter Nachbar des Doms, ist nach mehr als 40 Jahren aus dem ZDV ausgetreten.

Ex-Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner

Ex-Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner

„Nach dem Intendantenwechsel soll Katrin Vernau, die Nachfolgerin von Tom Buhrow, die ZDV-Mitgliedschaft für entbehrlich gehalten zu haben“, sagte Schock-Werner dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Wie sie zuerst der „Kirchenzeitung“ für das Erzbistum Köln erklärte, hat sie einen – wie sie es formuliert – frech-freundlichen Brief an den Sender geschrieben und darin ausgeführt, „dass nicht Herr Buhrow persönlich“, sondern der WDR dem ZDV angehörte. Mit einem Mitgliedsbeitrag von 200 Euro – einem für die millionenschwere Anstalt lächerlichen Betrag, findet die ZDV-Präsidentin. An anderer Stelle war (fälschlich) sogar von nur 20 Euro die Rede. Schock-Werner wiederholte auch ihre Interview-Aussage, dass sie das Verhalten des WDR „unverschämt“ gefunden habe – angesichts der ständigen Anfragen für Dreharbeiten am und im Dom.

WDR: Sender bleibt selbstverständlich Mitglied im ZDV

Eine Antwort des WDR hat Schock-Werner nach eigenen Angaben noch nicht erhalten. Womöglich hat sich die Reaktion mit einer Auslandsreise der ZDV-Präsidentin überschnitten, die sich zurzeit in Santiago de Compostela aufhält. Jedenfalls teilte eine Sprecherin des Senders dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit, der WDR bleibe „selbstverständlich“ im ZDV und damit auch auf der Mitgliederliste mit ihren inzwischen 18.100 Einträgen.

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Die Mitgliedschaft, die tatsächlich unter Buhrows Namen bestand, sei nach dem Intendantenwechsel kurzzeitig gekündigt, aber bald darauf wieder aufgenommen worden. Sie laufe jetzt auf Andrea Schafarczyk, die Programmdirektorin für NRW, Wissen und Kultur, in deren Beritt „sie aus unserer Sicht inhaltlich besser aufgehoben ist“. Darüber habe der WDR Schock-Werner bereits Mitte Mai informiert.

Zur Frage nach dem Mitgliedsbeitrag bestätigte die Sprecherin einen Betrag von rund 200 Euro. Der Mindestbeitrag für die ZDV-Mitgliedschaft von Firmen und Institutionen liegt nach Vereinsangaben bei 60 Euro. Einzelpersonen können dem ZDV mit einem Beitrag ab 20 Euro pro Jahr (Schüler und Studierende 15 Euro) beitreten.

Der 1842 für den Weiterbau des Doms gegründete ZDV ist bis heute der wesentliche Finanzier beim Erhalt der 1880 vollendeten gotischen Kathedrale. Von den jährlichen Kosten der Dombauhütte, die Dombaumeister Peter Füssenich mit rund acht Millionen Euro angibt, übernimmt der ZDV 60 Prozent. Der ZDV erhält sein Geld vor allem aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Patenschaften und Vermächtnissen, bekommt aber auch Ausschüttungen der staatlichen Lotterie (Spiel 77), die an die Stelle der Domlotterie getreten ist.

Das Erzbistum Köln gibt für den Dom jährlich 2,4 Millionen Euro aus. In der Summe ist der liturgische Dienst inbegriffen. Vom Land Nordrhein-Westfalen als Rechtsnachfolger des Staates Preußen kommt rund eine Million Euro. Die Stadt Köln hilft mit Beiträgen zur Renovierung sowie der Erstattung von Grundsteuer, Straßenreinigungs- und Abwassergebühren. Das macht insgesamt etwa 200 000 Euro aus.