Mitte der 1950er Jahre hatte die gebürtige Dresdnerin in Urfeld eine neue Heimat gefunden. Sie lebte für ihre Familie.
Eva Doering wurde 107Wesselings älteste Bürgerin gestorben – sie war Erich Pontos Tochter

Eva Doering ist im Alter von 107 Jahren in Wesseling gestorben.
Copyright: Dietmar Lichnog
Eva Doering ist tot. Die mit 107 Jahren älteste Bürgerin Wesselings ist am vergangenen Freitag (24. April) friedlich in ihrem Haus in Urfeld eingeschlafen, berichtet ihr Sohn Hinrich Doering im Gespräch mit dieser Redaktion.
Noch bis Ende März war ein Porträtfoto der zurückgezogen lebenden Frau als eine von 40 Aufnahmen im Wesselinger Rathaus im Rahmen der Fotoschau mit dem Titel „Femmes 669“ zu sehen. Dietmar Lichnog war bei dem Projekt der VHS-Fotowerkstatt ein eindringliches Porträt Eva Doerings gelungen. Es zeigt eine Frau mit grauem kinnlangem Haar, das von einer kleinen schlichten Spange zusammengehalten wird, und grün-braunen wissbegierigen Augen.
Es entsprach nicht dem Naturell meiner Mutter, im Mittelpunkt zu stehen
Eva Doering hat es nie ins Rampenlicht gedrängt, aber über die Besuche und die Glückwünsche der Bürgermeister zu ihren Geburtstagen – erst über mehrere Jahre von Erwin Esser und danach Ralph Manzke – freute sie sich sehr. Doch eine Würdigung durch einen Zeitungsartikel, das musste nicht sein. „Es entsprach nicht dem Naturell meiner Mutter, im Mittelpunkt zu stehen“, sagt ihr Sohn Hinrich Doering (70). „Ihr Zuhause und ihre Familie waren ihr das Wichtigste.“
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Diese Zurückhaltung entsprang wohl auch ein Stück weit dem Umstand, dass zwei starke Männer Eva Doerings langes Leben geprägt haben. Der eine war ihr Vater Erich Ponto. Zwischen den 1910er Jahren bis zu seinem Tod 1957 gehörte er zu den berühmtesten Bühnen- und Filmschauspielern, zudem war er Intendant des Schauspielhauses in Dresden.
Eine seiner heute noch bekanntesten Rollen war die des Professors Crey („der Schnauz“) in der Feuerzangenbowle an der Seite von Heinz Rühmann. Zu seiner Zeit beruhte sein Ruhm auf Bühnenrollen wie „Nathan der Weise“ von Lessing und Mephisto in Goethes „Faust“. In diesem Zusammenhang war Eva Doering auch zwei Mal in der Sendung „Ich trage einen großen Namen“ zu sehen.
Ihr Bruder war der Schauspieler Klaus Ponto; ihr Cousin, der Bankmanager Jürgen Ponto, wurde 1977 von der RAF in Frankfurt ermordet.

Eine der bekanntesten Rollen Erich Pontos (l.) war die des Professors Crey („der Schnauz“) in der „Feuerzangenbowle“ an der Seite von Heinz Rühmann.
Copyright: NDR
Der zweite Mann, der die gebürtige Dresdnerin geprägt hat, war ihr Ehemann Claus Doering. Ihn lernte sie nach Ende des Zweiten Weltkriegs in München kennen, nachdem sie über die Grüne Grenze in den Westen geflohen war.
Der spätere WDR-Regisseur hat sich in Wesseling mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau große Verdienste um den Umwelt- und Vogelschutz erworben. Der Träger des europäischen Umweltpreises war fast drei Jahrzehnte in Wesseling Vorsitzender des Deutschen Bundes für Vogelschutz, dem Vorgänger des Nabu. 2009 verlieh ihm die Stadt die Ehrennadel. Das damalige Stadtoberhaupt Esser würdigte Doering als „die erste grüne Stimme Wesselings“. Doering starb 2018 im Alter von 95 Jahren.

Mit 107 Jahren war Eva Doering, fotografiert von Dietmar Lichnog, die älteste Bürgerin Wesselings.
Copyright: Kathrin Höhne
Nach seinem Tod war ihr Leben nicht mehr dasselbe. Mehr und mehr war sie auf die Unterstützung ihres Sohnes Hinrich angewiesen, der 2015 seine Stelle als Wasserbauingenieur beim Erftverband aufgegeben hatte und in Vorruhestand gegangen war, um den damals schon gesundheitlich angeschlagenen Vater zu unterstützen. „Meine Familie und ich wollten unseren Eltern ermöglichen, ihre letzten Lebensjahre in gewohnter Umgebung zu verbringen und nach Möglichkeit auch in ihrem Zuhause zu sterben“, sagt Hinrich Doering.
Meine Mutter hat ein erfülltes Leben gelebt
Eva Doerings Zuhause, das Haus in Urfeld, zeugt von der großen Liebe zu ihrem Vater Erich Ponto und der Bewunderung für ihn, den gefeierten Schauspieler. Vieles in ihrem Haus erinnert an den berühmten Mimen und die Theaterwelt zu seiner Zeit.
Der bekannte Name des Vaters hat ihr in jungen Jahren beruflich ein wenig den Weg geebnet. In Dresden als auch in Berlin-Mitte der 1930er Jahre gewann sie als Kleberin von Filmrollen und Regieassistentin von Werbefilmen einen Einblick ins Filmgeschäft, so dass sie nach dem Krieg als Cutterin bei einer Münchner Filmfirma arbeitete.

Claus Doering erhielt aus der Hand von Bürgermeister Erwin Esser die Ehrennadel der Stadt Wesseling.
Copyright: Stadt Wesseling
Ende der 40er/Anfang der 50er Jahre erlangte sie selbst einige Bekanntheit als Filmeditorin von Märchenproduktionen. So brachte sie unter anderem den „Wildschütz von Tirol“ (1949) und „Die Goldene Gans“ (1953) heraus. Ihre Karriere beendete sie 1954 nach ihrer Heirat mit Claus Doering und lebte fortan in Wesseling.
In den vergangenen Jahren sahen sie viele Urfelder noch, wenn sie mit Hilfe ihrer Schwiegertochter kleinere Besorgungen im Supermarkt machte. Zuletzt war sie altersbedingt jedoch auf den Rollstuhl und die Hilfe ihrer Familie angewiesen. „Meine Mutter hat ein erfülltes Leben gelebt“, sagt Hinrich Doering.
Und welches Geheimnis steht hinter dem Erreichen von stolzen 107 Jahren? „Sie war nie krank und liebte zum Essen ein Glas Rotwein und anschließend eine Zigarette.“ Nur dreimal sei Eva Doering im Krankenhaus gewesen: bei der Geburt ihrer Kinder Hinrich und Karin sowie nachdem sie von einem Hund gebissen worden war.
Eva Doering wird auf eigenen Wunsch im engsten Familienkreis beigesetzt.