Karneval in KölnDie besten Adressen zum Kostüm-Shopping

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„Upcycling“: eine Spezialität der Künstlerin Pia Heider.

„Upcycling“: eine Spezialität der Künstlerin Pia Heider.

Köln – Wenn es ums jecke Gewand geht, ist den Kölnern fast nichts zu teuer. Geahnt hat man das längst, doch nun spricht es auch jemand offen aus. „Ich habe Kundinnen, die würden niemals 400 Euro für ein Alltagskleid ausgeben. Aber beim Karnevalskostüm hauen die richtig auf die Kacke“, sagt Nicole Schönemann und lacht.

Die 45-Jährige – selber ein kölsches Mädchen – kann das besser beurteilen als manch andere(r), weil sie schon seit langem Kostüme nach eigenen Ideen und individuell auf Kundenwunsch anfertigt. In Anlehnung an das Sessionsmotto hat sie nun aus leuchtend blauem Stoff und Federn ein „Twitter-Vögelchen“ geschneidert – selbstverständlich mit passender Kopfbedeckung und Tasche wie zu all ihren Kostümen.

Kleine Anbieter mit persönlicher Handschrift

Schönemanns Boutique und Schneiderei wurde vor 32 Jahren von ihrer Mutter Hannelore Gebel begründet, als das Kostümangebot in Köln noch sehr übersichtlich war. Doch gerade in den letzten zwei, drei Jahren haben sich neben Großanbietern wie Deiters etliche kleine Betriebe etabliert, die dadurch, dass alle eine eine persönliche Handschrift tragen, kaum als Konkurrenten wahrgenommen werden dürften.

Innenstadt:

Deiters, Gürzenichstraße 25.

Deko-Festartikel Schmitt, Johannisstraße 67.

Galeria Kaufhof, Hohe Straße,

Karstadt, Breite Straße 103-135,

Karnevalsdiscount, Hohenstaufenring 66-70

Pias Art, Kreishausgalerie, Helenenstraße 17.

In den Veedeln:

Nicole Schönemann, Berrenrather Straße 342.

Jeck Jewand, Luxemburger 258. Anziehend anders Berrenrather Straße 332.

Kostüme.com, Gottesweg 145

Pink Pinscher, Dürener Straße 90 sowie Jeck mit Stil Dürener Straße 98.

Maria Lucas, Scheidweiler Straße 17.

Hoot Couture, Kartäuserhof 50.

Kölner Kostümkiste, Bonner Wall 112

Kölner Kostümmarkt, Wilhelmstraße 49.

Etwas außerhalb:

Karnevalswierts, Otto-Hahn-Straße 17 in Godorf.

Der Trend geht immer stärker zur Individualität, das hört man überall. Angesagt ist kein bestimmter Look, sondern im Grunde jedes Kostüm, das Originalität, Phantasie und Wertigkeit vereint. Regina Reinicke ist mit ihrem seit gut einem Jahr bestehendem Geschäft Pink Pinscher eine lohnende Adresse für Fans außergewöhnlicher Uniformjacken. Alte Herrenjackets oder Mäntel, die kein Second-Hand-Laden mehr annehmen würde, kommen auf der Dürener Straße zu neuem Glamour. Wer sieht, was Reinicke mittels edler Bordüren, goldener Epoletten, und glänzender Knöpfe aus einem abgelegten schwarzen Nappaledermantel macht, wird sogar Lust bekommen, den eigenen Kleiderschrank nach Basismaterial zu durchstöbern.

Alten Schätzchen neues Leben einzuhauchen, das ist auch eine Spezialiät von Bellinda Krone, deren Sülzer Geschäft ebenfalls in die zweite Session geht. Laut Krone ist die kunterbunte Vernetzung längst nicht so angesagt wie das Thema Marine oder Piraten. „Gut ist alles, was den Dom hat.“

Aus Sicht von Maria Lucas stellt das Sessionsmotto zwar „eine größere Herausforderung“ dar, als frühere; aber natürlich keine, die die Kölner Mode- und Kostümdesigner nicht zu meistern verstünde. Da sie selber gerne den Blick zurück richtet, hat sie sich in diesem Jahr auf das Historische Ereignis fokussiert, das von ähnlicher großer Tragweite gewesen ist wie die digitale Revolution. Konsequenterweise hat Lucas sich die Französische Revolution vorgeknöpft, für die Gestaltung der Rokoko-Kostüme allerdings beherzt in die Neonfarbtöpfe gegriffen.

Bunt, mitunter grell und wunderbar opulent sind die Kreationen von Pia Heider, die in ihren Räumen in der Kreishausgalerie ebenfalls Kleidungsstücke veredelt. Sie tut es, indem sie herkömmliche Herrenhemden durch Applikationen verfremdet oder indem sie Kleidungsstücke bemalt. Wer noch alte Jeans im Schrank hat, kann sie der Künstlerin getrost zur Überarbeitung anvertrauen. Ausgesprochen günstig erweist sich die Nähe zu Frederik Türnichs Atelier für außergewöhnliches Wohnen, wo immer wieder Reste prachtvoller Dekostoffe übrigbleiben, die schlichten Jacken zu ungeahntem Glanz verhelfen. Diese Art von „Upcycling“ praktiziert Heider auch bei Hüten und setzt damit der Vorgabe „kunterbunt vernetzt“ die Krone auf.

Plastikwaffen gegen aufdringliche Follower

Ebenfalls opulent, dabei jedoch etwas traditionsgemäßer sind die Kopfbedeckungen bei „Jeck mit Stil“. In dem nur bis Rosenmontag betriebenen Ladenlokal , das sonst Lager eines Sanitätshauses ist, verkauft Beate Wilms selbst kreierte Hüte , Haarreifen und Fascinator zusammen mit Frack-Oberteilen, die allesamt ein Clownsgesicht auf dem Rücken haben. handgefertigte Karnevalshüte sind auch eine Spezialität von Monika Nitschke in ihrem Geschäft Hoot Couture. Dort findet man ferner Jacken, Blazer und Fräck, die von der Künstlerin Irene Herkenrath mit Kölschen Originalen oder Kölner Motiven bemalt wurden.

Alle, die sich ihr jeckes Gewand selber auf den Leib schneidern möchten, kommen an Deko-Festartikel Schmitt kaum vorbei. Das Traditionsgeschäft in der Johannisstraße ist ein Eldorado für Accessoires; seien es Plastikblumen, Gummitiere, Spinnen, Ketten oder gar Schusswaffen – falls sich ein Follower als zu aufdringlich erweist. Conchita-Wurst-Anhänger finden bei Schmidt sowohl das täuschend echte Haupthaar als auch mehrere Bart-Varianten, die selbst einen Harald Glööckler entzücken dürften.

Jot Jelunge ist eine weitere Adresse, um sich Ideen, Material und sogar die Anleitung für ein jeckes Outfit zu holen. Bernd Sondergeld hat das Glück, in seinem Geschäft nicht nur auf Fachpersonal wie Schneider und Kostümbildner zurückgreifen zu können; er verfügt außerdem über eine Werkstatt, in der Kunden unter Anleitung ihr Kostüm zusammensetzen können. Außerdem gibt es Workshops, in denen man lernen kann, wie man eine alte Perücke rettet, wie man Bärte aus Wollkrepp herstellt oder aus Federn Wimpern formt. Weil in den Augen Sondergelds nichts schrecklicher ist als die Uniformierung, steht bei Jot Jelunge neben den fertigen Kostümen eher das Detail oder Accessoire im Vordergrund.

Für alle mit zwei linken Bastelhänden

Ungeachtet des Trends zur Individualität dürfen natürlich auch all diejenigen nicht zu kurz kommen, denen es an Zeit oder Geschick zum Selbermachen mangelt. Auch diese Gruppe bekommt neben Kostümklassikern und Dauerbrennern jecke Novitäten geboten. Bei Deiters sind das Hosen, die aus lauter Flicken mit mit Kölschen Apps in Form von Herzen, Kussmündern, Noten oder Flönz bestehen.

In der Plüschtierabteilung dürfte die Eule zu den Kostümen gehören, die gerade von jungem Publikum am häufigsten probiert wird. Enorme Nachfrage erlebt bei den Großanbietern derzeit auch eine Uniformjacke in Regenbogenfarben, die man gewissermaßen bis zum Christopher Street Day durchtragen könnte.

Apropos: Vielleicht muss man in einer Stadt wie Köln nicht erwähnen, dass die schrillsten High Heels oder Plateauschuhe vor allem in Herrengrößen zur Verfügung stehen. Wer anderes authentisches Beiwerk benötigt, sollte sich in Second Hand -Läden umschauen. Bei „Anziehend anders“ etwa wartet mit etwas Glück neben Sultanpantoffeln das obligatorische Lacktäschchen und die XXL-Spritze für Krankenschwestern.

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