Ab in die BüttWie viel verdienen Büttenredner im Kölner Karneval?

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Vera Passy steht in ihrem Kostüm mit silbernem Kleid und roten Hut auf einer Bühne, sie hält ein Mikrofon in der Hand.

Mit glitzernden Pailletten und rotem Hut: Vera Passy bei einem Auftritt als „Et Vünkchen“. (Archivfoto)

In der Serie „Ab in die Bütt“ begleiten wir die Büttenredner-Newcomerin Vera Passy.

Vera Passy tritt im Januar bei der Kölner Prinzenproklamation auf – nur nicht als Büttenrednerin, sondern bei einem Sketch des Scala-Theaters. „Man muss wirklich gucken, wie man seine Wünsche beim Universum bestellt. Einmal bei der Prinzenproklamation auftreten – als ‚Et Vünkchen‘, liebes Universum.“ Da habe sie sich wohl nicht klar genug ausgedrückt, scherzt Passy.

Die ersten Schritte im Karneval – für die meisten Künstlerinnen und Künstler sind sie wackelig. Wer sich etablieren will, der muss einen langen Atem beweisen. „Meine erste offizielle Buchung als ‚Et Vünkchen‘ habe ich nach ‚Bütt un Bänds‘ des Festkomitees im Senftöpfchen Ende 2021 bekommen.“ Der Auftritt bei den Karnevalsfreunden Bechen ist im Januar, zwei Jahre nach der Buchung. Vergangene Session hatte die 42-Jährige insgesamt drei Buchungen als Büttenrednerin. Da sieht es bisher für diese Session deutlich besser aus: 13 Termine stehen im Kalender, jede Woche mindestens ein Auftritt als ‚Et Vünkchen‘.

„Et Vünkchen“ stellt gescheitertes Funkenmariechen dar

Die Rolle bekleidet die gelernte Schauspielerin, die sonst oft im Scala-Theater zu sehen ist, seit zwei Jahren. Im Sommer 2021 startete sie als Newcomerin in der Akademie des Festkomitees Kölner Karneval. Seitdem will sie als gescheitertes Funkenmariechen die Säle erobern – ihre Rolle ist bei einer Hebefigur vom Major gefallen und kann deshalb nicht mehr tanzen.

Sechs Sänger stehen auf einer Bühne, rechts tanzt Vera Passy in rotem Kleid.

Normal steht Vera Passy (r.) auf der Bühne des Scala-Theaters. Hier etwa beim Jubiläumskonzert „Draumnaach“. (Archivfoto)

In Köln sieht es in puncto Auftritte als ‚Et Vünkchen‘ aber noch sehr mau aus: Fast alle Buchungen kommen aus dem Umland. „Da muss ich noch hin, das ist das Ziel.“ Als Gründe sieht Passy einerseits, dass sie in Köln keinen Vorstellabend besucht hat, nur beim Vorstellformat „Bütt un Bänds“ trat sie im Oktober in Flittard auf – da waren aber kaum Literaten aus Köln anwesend. Außerdem: „Die Kölner Vereine haben diesen wahnsinnigen Vorlauf bei den Buchungen. Im Umland ist es etwas kurzfristiger.“

Auch wenn Passy sich grundsätzlich über die Buchungen freut, klar ist: „Kein Mensch könnte von 13 Buchungen in der Session leben.“ Deshalb hofft sie, die Zahl für die Session 2025 verdoppeln zu können. Gleichzeitig muss sie sich dann irgendwann entscheiden, wie ernst ihr die Karriere als „Et Vünkchen“ ist: „Es ist die Krux, alles unter einen Hut zu bekommen, da mein Berufsleben ja generell auf der Bühne stattfindet.“ Eine Buchung als Büttenrednerin bedeutet also zeitgleich an dem Abend kein Engagement als Schauspielerin.

Das stellt Passy auch finanziell vor Schwierigkeiten: Im Gegensatz zu anderen Anfängern im Karneval, die ihre Bühnenauftritte vielleicht noch als engagiertes Hobby neben dem Vollzeitjob sehen, ist Passy auf eine ausreichende Gage angewiesen.

250 bis 500 Euro pro Auftritt für Anfänger

Wie viel können Büttenredner denn im Karneval verdienen? „Es ist ganz oft ein Stochern im Nebel. Ich finde das total doof, dass man nicht offener über Gagenvorstellungen spricht“, sagt Passy. In einem Seminar der Akademie habe sie Vertretern des Literatenstammtischs genau diese Frage gestellt. Die Antwort: Anfänger könnten etwa zwischen 250 und 500 Euro pro Auftritt verlangen, das hängt auch von der Größe der Gesellschaft ab. „Sie haben aber nicht verraten, was die Großen des Karnevals bekommen.“

Für ihre eigenen Verhandlungen hat Passy sich als Wunschgage etwa an der oberen Grenze der von den Literaten genannten Spanne orientiert. Sie ist zwar Anfängerin im Karneval, aber eben nicht auf der Bühne. Viele kleinere Vereine können sich das nicht leisten, deshalb hat Passy für sich selbst auch eine untere Grenze gesetzt.

Bis es mit den Auftritten richtig losgeht, dauert es noch ein wenig. Wird da täglich geübt? „Ich gehe meine Rede meistens beim Autofahren durch. Und ich habe immer mein Handy dabei, wo ich Ideen notiere.“ Einen Tag vor einem Auftritt und am Tag selbst geht Passy ihr Programm dann nochmal richtig durch. Dafür stellt sie sich im Wohnzimmer vor ihr Sofa und baut mit einem Handystativ eine Art Mikrofonständer für sich. Vor dem Spiegel dagegen übt Passy nicht: „Das lenkt mich ab. Dabei entdecke ich immer irgendetwas, das mich stört. Dann komme ich nicht durch.“

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