Mit Willi Ostermann und Trude HerrKölner Scala-Theater feiert 20-jähriges Bestehen

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Arne Hoffmann und Ralf Borgartz singen im Smoking auf der Bühne des Scala-Theaters, hinter ihnen spielt das Helmut Blödgen Orchester.

Arne Hoffmann und Ralf Borgartz singen begleitet vom Helmut Blögen Orchester.

Mit der „Draumnaach“ feiert das Scala-Theater sein 20-jähriges Bestehen. Angefangen hat alles 2003 mit Walter Bockmayer und einer Ostermann-Revue.

Arne Hoffmann wischt sich mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augenwinkeln und auch das Publikum im Scala-Theater ist angesichts der öffentlichen Liebesbekundung sichtlich gerührt: Zum fünften Hochzeitstag singt Ralf Borgartz für seinen Ehemann „As I Love You“ von Shirley Bassey – das Lied, dass sie nicht nur zu ihrer Hochzeit vor fünf Jahren, sondern auch vor 18 Jahren bei der Eintragung ihrer Lebenspartnerschaft hörten. Es ist eines der wenigen nicht-kölschen Lieder, die am Dienstagabend im Scala erklingen.

Denn die Betreiber feiern bei der „Draumnaach“ in erster Linie das 20-jährige Bestehen ihres Theaters. Premiere des Jubiläumskonzerts war am 10. Oktober, Borgartz und Hoffmann entschieden sich aber prompt für eine Verlängerung.

Das zehnköpfige Scala-Ensemble präsentiert gemeinsam mit dem Helmut Blödgen Orchester fast 100 Jahre kölsche Musikgeschichte, beginnend bei Willi Ostermanns „Rheinlandmädel“. Ein Abend mit Kirstin Hesses herausragender Stimme, Arne Hoffmanns unvergleichbarer Gesichtsakrobatik und dem Charme von Travestiekünstlerin Sophie Russel. Und da das Scala sich Lustspielhaus nennt, kann Ralf Borgartz sich auch den einen oder anderen schlüpfrigen Spruch nicht verkneifen.

Köln: Scala-Theater feierte 2003 seine Premiere

Vor 20 Jahren, am 3. Oktober 2003, feierte das Scala-Theater unter der Leitung von Walter „Wally“ Bockmayer mit der Ostermann-Revue „Ich mööch zo Foß noh Kölle gonn“ seine Premiere. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ betitelte damals „Gesang, Tränen und viel ‚Jeföhl‘: Köln hat ein neues Volkstheater“.

Viel hat sich seitdem verändert, nicht nur die Leitung, die 2015 Borgartz und Hoffmann übernahmen. Und doch: „Wally flirrt hier immer noch rum“, sagt Borgartz, der auch 2003 schon als Ensemble-Mitglied dabei war. Etwa in der Zeit vor einer Premiere, wenn im Theater bei den Proben alle hektisch umher irren. Da habe Bockmayer, der auch im Theater oft strickte und häkelte, einmal vor der Bühne gesessen und mit seiner typisch näselnden Stimme gesagt: „Worauf warte ich denn? Wenn es nicht gleich losgeht, fange ich noch einen Topflappen an.“

Travestiekünstlerin Sophie Russel singt auf der Bühne des Scala-Theaters, hinter ihr spielt das Helmut Blödgen Orchester.

Travestiekünstlerin Sophie Russel spielt seit 2011 im Scala-Theater.

Seit der Premiere im Jahr 2003 gingen im ehemaligen Scala-Kino am Hohenzollernring 20 Produktionen über die Bühne, darunter etwa „Trude zum Dessert“, in dem 2011 Sophie Russel ihr Scala-Debüt als Trude Herr gab. Stück Nummer 21, die „Schäl Sick Story“, feierte im September seine Premiere. Es ist bisher das Lieblingsstück von Borgartz und Hoffman – wobei beide zugeben: „Das aktuelle Stück ist immer der neue Liebling.“

Borgartz und Hoffmann ist es wichtig, mit der Zeit zu gehen – aber dabei die Tradition des Volkstheaters zu erhalten. „Wir machen das so lange, wie wir können und das Publikum es sehen will“, sagt Hoffmann. Besonders wichtig ist ihnen dabei die Bewahrung der kölschen Sprache. Ständig verbessern sie sich gegenseitig, arbeiten mit der Akademie för uns kölsche Sproch zusammen.

Scala-Theater sieht sich als Bewahrer der kölschen Sprache

Der selbsterklärte Lehrauftrag begrenzt sich aber nicht nur auf kölsche Grammatik: Beim Konzert am Dienstagabend klärt Borgartz auch über kölsches Liedgut auf. „Dreimol null es null…“ Wie geht es nochmal weiter? Die Mehrheit singt wohl „… es null“, so heißt es bei den Bläck Fööss. Im Original von den Drei Laachduve und auch in der Version der vier Botze hieß es jedoch – kölsche Musikexperten werden es wissen – „Dreimol Null es Null, bliev Null“.

Klatschen, Singen und Schunkeln mit einer Prise kölscher Besserwisserei, das gibt es auch noch ein drittes Mal: Am 19. Dezember präsentiert das Scala-Ensemble erneut kölsche Klassiker und eigene Kreationen. Dazu gehören „Heidewitzka, Herr Kapitän“ von Karl Berbuer, „Kölsche Jung“ von Willy Millowitsch, „Wer soll das bezahlen“ von Jupp Schmitz und „Ich will keine Schokolade“ von Trude Herr. Aber auch Schabernack wie „Futzjlöcklich“ gesellt sich zu den Evergreens – das Lied hatte Udo Müller für das Hänneschen-Theater geschrieben und später mit Hoffmann und Borgartz als „Die 3 Futzis“ aufgenommen. Mehr Informationen zur „Draumnaach“ und der „Schäl Sick Story“ gibt es auf der Webseite des Scala.

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