Nach 32 JahrenUdo Müller verlässt Kölner Hänneschen-Theater

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Zu sehen ist Udo Müller vom Kölner Hänneschen-Theater.

Udo Müller verlässt nach 32 Jahren das Kölner Hänneschen-Theater.

Udo Müller ist seit 1991 für das Kölner Hänneschen-Theater als Puppenspieler und Autor aktiv. Am 29. Oktober läuft seine letzte Vorstellung.

Das Hänneschen-Theater ist fast 222 Jahre alt. Im Vergleich dazu mögen 32 Jahre persönliche Theatergeschichte wenig sein. Und doch umspannt diese Zeit mehr als die Hälfte des Lebens von Udo Müller. Seine nächste große Rolle trägt den Titel „Ruhestand“. Am Sonntag, 29. Oktober, verabschiedet sich der 62 Jahre alte Tünnes-Darsteller und stellvertretende Hänneschen-Intendant als Puppenspieler. Mit der letzten Vorstellung des von ihm geschriebenen und inszenierten Abendstückes „Meisterköch“ endet zugleich die aktuelle Spielzeit im Theater.

Der gelernte Automechaniker begann am 12. August 1991 als Puppenspieler im Hänneschen-Theater. In einer seiner ersten Rollen verkörperte er den Engel Marzipan im Weihnachtsmärchen „Engelsplätzcher“, geschrieben von Iris Schlüter. Nie hörte man zuvor einen Engel mit einer derart tiefen und sonoren Stimme. Die Tonlage von Udo Müller war für seine nächste Rolle passender. Im Kinderstück „Kommissar Hännesche“ trat der Neuling als Mählwurms Pitter, dem Wirt von Knollendorfs bester (und einziger) Gastwirtschaft, auf.

Seit 1997 spielte Müller den Tünnes im Kölner Hänneschen-Theater

Seit 1997 spielte Müller fest den Tünnes. „Dä Kääl ist mir ans Herz gewachsen. Es scheint ja nur so, dass er ein einfältiger und gehäbiger Typ ist. Mit dem kann man alles machen. Der kann auch die Klumpen in die Ecke werfen und Rock’ n’ Roll tanzen“, erzählt der Puppenspieler. „Tünnes ist in Wahrheit schlau und sieht gar nicht ein, sich über alles Mögliche aufzuregen.“ Es ist Udo Müller zu verdanken, dass die Figur des Tünnes im Laufe der vergangenen Jahre mehr Konturen bekommen und an Ausdruckskraft gewonnen hat. Tünnes handelt bedächtig, agiert aber nicht nur schlicht.

Seine Rolle des alleinerziehenden Vaters von Sohn Köbeschen interpretiert er eigenwillig „d’r Jung mäht dat schon“ und zugleich verantwortungsvoll. Er weicht der Arbeit in der Regel geschmeidig aus, aber wenn sie schneller ist, fügt er sich. „Und er hat im Laufe der Jahre die Knollendorfer Wirtschaft intensiv unterstützt“, erklärt Müller. Nun gut, so kann man die übergroße Zuneigung von Tünnes für Schabau und Kölsch auch umschreiben.

Hänneschen-Theater Köln: Udo Müller schrieb fast 60 Stücke

Schreiben ist neben dem Puppenspiel die zweite große Leidenschaft von Udo Müller. Er hat im Laufe der Jahre fast 60 Stücke fürs Hänneschen verfasst. „Klar werde ich das alles vermissen. Aber die Aussicht, künftig meine Zeit frei einteilen zu können, hat auch ganz viel für sich. Zum Beispiel kann ich in der kommenden Session zum ersten Mal richtig Fastelovend feiern“, sagt Udo Müller. Rosenmontag wird er nicht weit entfernt von seiner bisherigen Wirkungsstätte zu sehen und zu hören sein. Auf der Tribüne der Altstädter auf dem Alter Markt wird Müller den vorbeiziehenden Rosenmontagszug kommentieren. Das Motto der kommenden Karnevalssession „Wat e Theater, wat e Jeckespill“ dürfte für einen erfahreren Theatermann und Karnevalisten wie Udo Müller eine Steilvorlage sein.

Langweilig wird es ihm nach seiner aktiven Zeit als Puppenspieler nicht. Er wird Anfang Dezember gemeinsam mit Kollegen sein Weihnachtskonzert „Jlöcksillije Chressdääch“ im Brunosaal präsentieren und weiter als Autor von kölschen Texten auf sich aufmerksam machen. Mit dem Hänneschen-Theater wird Müller ohnehin eng verbunden bleiben. Nicht zuletzt durch die Hymne, die er 1996 geschrieben hat. Im Refrain des Liedes heißt es: „Spill, Hännesche, spill, loss d’r Vürhang noch nit falle, spill wigger, verzäll uns vun Freud un vun Leid, för uns Pänz, sulang et noch jeiht“.

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