222. GeburtstagKölner Hänneschen-Theater feiert 2024 Jubiläum – Besuch in der Großpuppenwerkstatt

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Zu sehen ist Werner Blum mit dem Kopf einer Hänneschen-Figur.

Das Hänneschen-Theater feiert im kommenden Jahr seinen 222. Geburtstag. Künstler Werner Blum freut sich schon.

Das Hänneschen-Theater wird 222 Jahre alt. Im Jubiläumsjahr 2024 werden Hänneschen, Bärbelchen, Tünnes und Schäl in Köln unterwegs sein.

Das Hänneschen-Theater feiert 2024 Jubiläum. Kein rundes, aber ein jeckes, was in Köln fast bedeutender ist. Das Theater wird 222 Jahre alt und präsentiert sich mobiler denn je. Im Jubiläumsjahr werden Hänneschen, Bärbelchen, Tünnes und Schäl als Abgesandte des Theaters in der Stadt unterwegs sein. Übersehen kann man das Quartett nicht.

Derzeit werden die glorreichen Vier von dem Künstlerteam Werner Blum und Halina Labusga als Großfiguren gefertigt. Nicht im eigenen Atelier in Neu-Ehrenfeld, sondern in der Hänneschen-Werkstatt in Poll. „Hier entstehen ja üblicherweise die Puppen fürs Hänneschen. Das ist genau der richtige Ort, um etwas von der Einzigartigkeit der Figuren aufzusaugen. Außerdem steht hier ausreichend Platz zur Verfügung“, sagt Werner Blum. Denn die Figuren werden gigantisch.

Jeweils etwa fünf Mal so groß wie die Originale. Zum Vergleich: Das im Theater über die Britz lugende Hänneschen ist 62 Zentimeter, der Schäl ist 72 Zentimeter groß. In der XXL-Version wird Schäl gute drei Meter hoch sein.

Kölner Hänneschen-Theater: Künstler müssen Millimeterarbeit leisten

„Wir machen Hänneschen, Bärbelchen, Tünnes und Schäl nicht einfach nur größer, wir möchten ganz eng an der Puppe bleiben. Die Proportionen müssen stimmen, das Besondere der Figur, das, was sie ausmacht, muss erhalten bleiben. Der große Tünnes muss so sein, wie man ihn aus dem Theater kennt“, erklärt Blum. Dazu haben die Künstler die Figuren zunächst Millimeter für Millimeter vermessen, Schablonen angefertigt und die Maße individuell hochgerechnet. Da die Großfiguren später durch die Stadt flanieren sollen, müssen sie leicht und beweglich sein. Daher sind sie nicht aus Lindenholz wie die Stockpuppen.

Die Köpfe sind aus Styropor, Körper, Arme, Beine, Hände und Füße aus PE-Schaumstoff (Polyethylen). Die Gliedmaße sind mit Gurtbändern am Körper befestigt. Was auch nicht so einfach ist. „Damit das natürlich aussieht, ist der Winkel zwischen Band und Rumpf entscheidend. Das klappt nicht immer auf Anhieb. Wir probieren und feilen so lange an der Lösung, bis die Gurtverbindung funktioniert wie ein Gelenk“, sagt Blum.

Papier-Skizzen der Puppen

Um eine Hänneschen-Figur in Händen halten zu können, muss gründliche Vorarbeit in Form von Skizzen geleistet werden.

Ebenso akribisch gehen die Künstler bei der Ausstattung der Großfiguren vor. Der Pepita-Stoff für die Hose von Schäl muss vom Muster exakt passen. Für Tünnes kommen nur Haare in „Tünnes-Fussich“ in Frage. Die Zöpfe von Bärbelchen müssen leuchten und kräftig sein, statt matt und strohig auszusehen. Hänneschen bekommt eine Mütze, die sich genau so herumwirbeln lässt wie das Theatermodell. Die Garderobe wird in der Werkstatt der Puppenbauerin Maria Romanowska gefertigt, um die synthetische Haarpracht kümmert sich die Friseurin Yvonne Flick und die ein Meter lange Hänneschenmütze wird in Lauras Wollladen gestrickt.

Der Kopf einer Figur mit einer großen Nase und rotem Haar.

Der große Kopf einer Hänneschenfigur.

Das Ehepaar Werner Blum und Halina Labusga gehört zu den Künstlern, die seit vielen Jahren im Auftrag des Festkomitees Kölner Karneval Persiflagewagen für den Rosenmontagszug gestalten. In der jüngsten Session zum Jubiläum 200 Jahre Kölner Karneval fertigten sie zehn Großfiguren an, die allerdings anders aufgebaut waren als die fürs Hänneschen-Theater.

Die „Big Jecks“ waren 4,5 Meter hoch, wogen zwölf Kilo und wurden durch ein Aluminiumgerüst stabilisiert. Sie wurden erstmals im Rosenmontagszug eingesetzt und von jungen Frauen und Männern über den Zugweg getragen.

Die „Big Hänneschenfiguren“ möchte Intendantin Mareike Marx Mitte Dezember erstmals der Öffentlichkeit präsentieren. Danach sollen Hänneschen, Bärbelchen, Tünnes und Schäl als mobile Botschafter die Faszination des Hänneschen-Theaters vom Eisenmarkt in die Veedel bringen. Wer vorher noch einen Blick auf die kleinen Originale im Theater werfen möchte, hat dazu im Familienstück „Et Kölsche Jrundjesetz“ und im Abendstück „Meisterköch“ Gelegenheit. Beide Stücke stehen bis zum 29. Oktober auf dem Spielplan des Hänneschen-Theaters.

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