Frauen im Kölner KarnevalDamengarde feiert zehnjähriges Jubiläum – Sonderlösung für „Marie“

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Monika Kissling, Barbara Brüninghaus und Bettina Scheurer

Die Damengarde feiert zehn Jahre. In der Mitte: Präsidentin Barbara Brüninghaus.

Diese Session feiert die 1. Damengarde Coeln ihr zehnjähriges Jubiläum.

Mit einem Bierdeckel fing alles an: Vor nun fast zehn Jahren träumten sechs Frauen davon, in Uniform auf den Bühnen des Kölner Karnevals zu stehen. Klar war, in den Traditionskorps haben sie keine Chance. Die Lösung: Ein eigenes Korps gründen. Was mit sechs Unterschriften auf einem Bierdeckel unter dem Namen „Wiever Funke“ begann, wurde am 15. April 2014 verwirklicht: Die 1. Damengarde Coeln war gegründet.

In der kommenden Session feiert die Damengarde ihr 10-jähriges Jubiläum. Der Anfang war nicht immer leicht, erzählt Präsidentin Barbara Brüninghaus bei einer Pressekonferenz am Montag im Hotel Stadtpalais in Deutz. Da war die Schwierigkeit, einen Schneider oder eine Schneiderin zu finden, die Uniformen für Frauen schneidert.

Außerdem hatte die Damengarde die Idee, ihr Tanzpaar mit verdrehten Rollen zu besetzen: Der Mann ist die, bzw. „der Marie“, die Frau der Tanzoffizier. „Wenn man Männern sagt, sie sollen mit blonden Zöpfen und Rock auftreten, zucken einige zurück.“ Nun tanzt mit Sebastian Pfromm aber schon die dritte männliche Marie durch die Säle. Ihre erste Veranstaltung feierten sie 2016 im Girkeller – eng wurde es da, als laut Damengarde 170 Rote Funken in den Kellersaal marschierten.

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Köln: Rolle der Frau im Karneval hat sich verändert

Heute feiert die Damengarde ihre Sitzungen im Maritim – wenn auch im kleinen Saal. Das Korps mit mittlerweile fast 80 Mitgliedern ist seit 2016 förderndes Mitglied im Festkomitee Kölner Karneval und seit 2017 hospitierendes Mitglied. In den vergangenen Jahren habe sich viel verändert für Frauen im Karneval, der Traum vom Mariechen ist nicht mehr alternativlos.

„Es hat sich super entwickelt, die Anerkennung ist da. Es gibt aber natürlich immer Traditionalisten, die sagen: ‚Das gab es doch früher auch nicht.‘“ Beim Präsidentenabend würden auf rund 85 Männer vielleicht fünf Frauen kommen, sagt Brüninghaus. Und ihre Literatin sei immer auf der schwierigen Suche nach Frauen, die sie für die Sitzungen der Damengarde buchen kann. Trotzdem sei Brüninghaus hoffnungsvoll, dass der Karneval auf dem richtigen Weg sei, es brauche eben Zeit.

Für ihre Jubiläumssession plant die Damengarde neben dem bereits ausverkauften Gala-Appell, ihrer Urkölschen Sitzung und ihrem Rednerwettstreit Prix de la Bütt (für beides gibt es noch wenige Karten) ein Jubiläumsfest am 15. Juni 2024. Außerdem läuft das Korps mit rund 30 Gardistinnen zum zweiten Mal beim Rosenmontagszug mit und präsentiert sich im September 2024 bei der Steuben-Parade in New York. Daneben produziert die Damengarde mit Fördermitteln vom Land NRW Kurzclips, die in Schulen gezeigt werden sollen, um Kindern den Karneval näherzubringen.

Langfristig will die Damengarde ordentliches Mitglied im Festkomitee Kölner Karneval werden. Um dann ein weibliches Dreigestirn zu stellen? Nicht unbedingt, sagt Brüninghaus. Aber ein weibliches Dreigestirn an sich, das wäre schon ein Ziel. Ob es nun von der Damengarde kommt oder nicht, sei zweitrangig.

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