Kölsch für 3 EuroKarneval nur für Besserverdienende? Das kostet der Spaß in den Kölner Sälen

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Zu sehen ist ein voller Saal während der Prinzenproklamation mit Blick auf die Bühne.

Die Prinzenproklamation des Dreigestirns fand am 5. Januar im Gürzenich statt.

Was kostet ein Abend bei einer der großen Sitzungen in Köln? Wir haben für den Saal-Check des „Kölner Stadt-Anzeiger“ die aktuellen Preise zusammengestellt.

„Wer soll das bezahlen? Wer hat das bestellt? Wer hat so viel Pinkepinke? Wer hat so viel Geld?“ Der bekannte Schlager von Jupp Schmitz ist zwar 75 Jahre alt, aber angesichts der Preissteigerungen in nur wenigen Jahren stellen sich nicht nur diese Fragen. Ist der Sitzungskarneval nur noch etwas für Besserverdienende? Wie gefährlich sind Kölschpreise von inzwischen drei Euro für ein Volksfest, das Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn wiederholt als „Kitt der Gesellschaft“ bezeichnet?

Kölner Karneval: Kostensteigerungen wie in allen Event-Branchen

„Grundsätzlich muss Karneval bezahlbar für Jedermann bleiben“, sagt Kuckelkorn auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Natürlich dürfe es auch hochpreisige Veranstaltungen geben –„eine Sitzung im altehrwürdigen Gürzenich ist ja auch etwas Besonderes. Aber es muss immer auch Sitzungen und Partys geben, bei denen man auch mit kleinem Geldbeutel großen Spaß haben kann. Für diese Vielfalt sorgen unsere rund 140 angeschlossenen Gesellschaften.”

Die Kostensteigerungen seien in allen Bereichen der Eventbranche zu beobachten. Kuckelkorn: „Jede Konzertkarte, jeder Clubbesuch, jedes Abendessen ist teurer geworden. Da macht der Karneval – obwohl er zu großen Teilen vom Ehrenamt getragen wird – leider keine Ausnahme. Umso mehr freue ich mich, dass unsere Gespräche mit den Veranstaltungssälen erfolgreich waren und die Preise fast überall stabil gehalten werden konnten.“

Im Maritim ist das Kölsch am teuersten

Das zeigt auch ein Blick in die Säle. 2,70 Euro kostet die Kölsch-Stange in den Sartory-Sälen (0,2 l). Am teuersten ist es wie schon im Vorjahr im Maritim-Hotel: drei Euro. Allerdings gibt es in den Häusern von Koelnkongress niedrigere Wasser- und Wein-Preise als im Vorjahr. „Wir wollten mal antizyklisch reagieren und damit auch ein Zeichen setzen“, sagt Koelnkongress-Chef Ralf Nüsser. So kostet im Gürzenich etwa ein große Flasche Mineralwasser (0,75l) nicht mehr 9,80 Euro, sondern 8,50 Euro. Die günstigste Flasche Wein gibt es nun für 25 Euro, im Vorjahr startete die Auswahl ab 28,50 Euro.

Die Resonanz der Jecken im Gürzenich, Theater im Tanzbrunnen, Kristallsaal und in der Flora sei überaus positiv.  Gleichwohl: „Aus kaufmännischer Sicht hätten wir es nicht machen sollen“, verweist Nüsser auf die gestiegenen Kosten. 

Die sind nicht nur im Personalbereich einmal mehr gestiegen, sagt ein Veranstalter, der aufgrund zahlreicher Kunden anonym bleiben möchte. Die Gema-Gebühren seien im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen. Grund sei eine neue Abrechnungsform der Verwertungsgesellschaft. „Es wird auch immer schwieriger, geschultes Sicherheitspersonal zu bekommen, auch hier sind die Preise in die Höhe geschnellt“, so der Experte.

Hatten in früheren Jahren viele Bands ihre Gagen zum Teil deutlich erhöht, so sei dies vor dieser Session weitgehend ausgeblieben. „Das kann man als Solidarbeitrag ansehen, da auch die Künstler Mehrkosten im Vergleich zu 2023 haben“, sagt der Veranstalter. 30 Prozent mehr müsse für etwa für Techniker und Transporte gezahlt werden. Insgesamt sei die Entwicklung im Kölner Karneval bedenklich.

Kölner Karneval: Günstigere Preise im Umland

„Allein die Eintrittskarte kostet je nach Sitzung 30 bis 50 Euro, teilweise noch mehr. Und dann kommen Essen und Getränke dazu.“ Längst hieße es bei vielen Jecken: „Wir gönnen uns eine Sitzung“, statt wie früher mehrere zu besuchen. Zwar gebe es nach wie vor ausverkaufte Sitzungen, aber auch Veranstaltungen, die nur zu 60 bis 70 Prozent ausgelastet seien.

Im Umland dagegen seien die Säle besser gefüllt: „In Rommerskirchen oder Troisdorf kostet eine Bratwurst noch drei Euro oder 3,50 Euro. In Köln ist es teilweise das Doppelte.“ Eine Zurückhaltung beim Konsum sei zumindest im Gürzenich nicht zu erkennen, hat Ralf Nüsser festgestellt: „Stand 19. Januar ist der Pro-Kopf-Verbrauch größer als in der Session zuvor.“ Und das liege sicherlich nicht an den günstigeren Wasserpreisen.

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