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Kinder-Jungfrau Marie im Interview„Zum Streiten haben wir gar keine Zeit"

Lesezeit 5 Minuten
Kinderdreigestirn Jungfrau Marie

Jungfrau Marie in voller Aktion mit Kinderprinz Balthasar und Bauer Kai sowie Gardisten und Pagen.

  1. Die Jungfrau des Kinderdreigestirns, Marie Kirsch, wohnt in Rath-Heumar und tanzt in Flittard
  2. Das Kinderdreigestirn hat 130 Auftritte in der Session
  3. Wie fühlt es sich an im Kinderdreigestirn zu sein? Ein Interview

Marie, durch deine Familie - dein Vater war 2015 Prinz, deine Mutter hat zum Karneval zwei Bücher geschrieben - bist du schon seit Jahren im Fastelovend aktiv. Zum Beispiel in der Kindertanzgruppe Echte Fründe und nun als Jungfrau im Kölner Kinderdreigestirn.

Ich vermisse meine Tanzgruppe schon etwas, und fiebere auch mit, wenn die jetzt bei einigen Wettkämpfen mitmachen. Da hoffe ich, dass sie gewinnen. Aber mit Louis und Kilian sind zwei Jungs aus der Gruppe ja als Gardisten immer in meiner Nähe dabei. Mit den Beiden bin ich ja schon oft durch die Säle gehüpft.

Den Kinderprinzen und den kleinen Bauern kanntest du vorher nicht?

Den Bauern Kai nicht, aber Balthasar, der jetzt der Prinz ist, hatte ich vor einem Jahr schon mehrfach getroffen als wir mit allen Kölner Kindertanzgruppen den Jecko-Tanz eingeübt und dann ein paar Mal aufgeführt haben. Jetzt sind wir gute Freunde.

Habt ihr euch noch nie gestritten? Mädchen zanken sich doch gerne.

Zum Streiten haben wir gar keine Zeit. Wir haben ja 130 Auftritte.

Welches waren denn bisher die schönsten Auftritte?

Im Zoo, wo ich ganz nah bei einem Flusspferd war und zum ersten Mal ein Erdferkel gesehen habe. Dann waren wir Einlaufkinder beim Spiel des 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund.

Kinderdreigestirn Jungfrau Marie 2

Eine schrecklich jecke Familie: Christine und Holger Kirsch mit ihrer Kindern Frieda (v.l.), Grete und Marie sowie der Labradoodle-Hund Herr Lommerzheim, den aller aber nur "Lommi" rufen.

Da habt ihr aber für die Zuschauer falsch gestanden. Du rechts neben dem Prinzen und der Bauer links.

Wir waren aber schon richtig eingelaufen, aber dann sollten wir uns umdrehen. Ansonsten achten wir selbst oder unsere Betreuer schon darauf, dass wir immer in der gleichen Position stehen - vor allem wenn fotografiert oder gefilmt wird. Warum das so ist, weiß ich auch nicht. War wohl immer schon so. Auch in Berlin war es ganz toll. Vor dem Brandenburger Tor haben wir gerufen: "Wir regieren jetzt Berlin." Familienministerin Katarina Barley hatte Kinderdreigestirne, Prinzen und Prinzenpaare aus ganz Deutschland eingeladen. Wir mussten schon um 5 Uhr aufstehen und dann gab es Durcheinander am Flughafen. Einer von den Jungs stand bei B, einer bei A. Dabei sollten wir uns bei D treffen.

Seit ihr denn schon verkleidet losgeflogen?

Auf dem Hinflug nicht, aber da durften wir zum Piloten ins Cockpit und unser Motto durchsagen. Und dann lief fast die ganze Zeit Karnevalsmusik. Beim Rückflug im Ornat gab es aber Probleme. Die Pritsche des Prinzen, die Schlüssel und der Dreschflegel vom Bauern gingen nicht durch die Sicherheitskontrollen. Erst als der Festkomitee-Präsident Theater machte und dann mit einem ganzen Stapel Zettel zurückkam, wurden die eingepackt und durften beim Piloten mit.

Wie waren denn die Heimspiele bei der Flittarder KG, zu denen gehört ja deine Tanzgruppe und dein Vater ist Sitzungspräsident.

Für meinen Papa habe ich auf der Bühne Mundharmonika gespielt: "Stääne", "Trömmelchen" und die "Winnetou-Melodie". Da hat der geweint. Das wusste er nämlich nicht. Das hatte ich heimlich mit meiner Mutter zu Hause geübt, wenn der weg war.

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Du bist ja jetzt auch oft weg. Wie läuft es mit der Schule?

Gut. Da hatten wir ja einen Zettel vom Festkomitee gekriegt mit der Bitte, ab und an mal ein paar Schulstunden früher frei zu haben. Hausaufgaben mache ich oft nach den Auftritten und zum Runterkommen baue ich Big Ben aus Lego. Die Englisch-Vokabeln lerne ich auch schon mal im Auto. Rektorin Elke Sommer von meiner Grundschule am Volberger Weg hat sich mit mir gefreut.

Wie kommt man denn eigentlich ins Kinderdreigestirn - oder in sein Gefolge aus Gardisten und Pagen?

Ich hatte mich schon vor einem Jahr beworben, aber da hieß es, ich wäre noch zu jung. Dann gab es ein Treffen im Sommer, wo wir gespielt und gesungen haben. Meine Eltern haben mich erst belogen und gesagt, ich wär es nicht. Aber ich bekäme von ihnen eine Trostpreis. In dem Päckchen war dann eine selbst gebastelten Krone und ein Spiegel drin. Da bin ich vor Freude durch die ganze Wohnung gesprungen.

Musstet ihr dann wie das große Dreigestirn auch einen Vertrag unterschreiben?

Nein, wir durften uns nur schon mal in ein goldenes Buch eintragen. Einmal im Rathaus und einmal im Excelsior Hotel.

Wenn ihr so viel unterwegs seid, müsst ihr zwischendurch auch essen. Was gibt es denn?

Wir machen Schnitzel-Diät. Fast immer gibt es Schnitzel mit Fritten. Die tausche ich oft mit den Jungs gegen deren Salat ein. Einmal gab es auch Gemüse - mit Kartoffeln. Zu trinken gibt es Limonade oder Apfelschorle, keine Cola. Und Elisabeth Conin, die das Kinderdreigestirn leitet, hat immer Möhren, Gurken und Äpfel vorbereitet. Zum Glück gab es gestern auch mal Quarkbällchen.

Was steht an den nächsten Tagen noch an?

Samstag ist eigentlich frei, aber da will ich mit meinem Tanzkorps am Zoch in Langenfeld mitmachen. Sonntag dann auf der Tribüne bei den Schull- un Veedelszöch, dann Rosenmontagszoch und Dienstagszug in Ehrenfeld. Zum Abschluss dann Nubbelverbrennen bei Conins.

Dann ist "Zick eröm" und ihr müsst Ornat und Requisiten wieder abgeben.

Ja, aber meine Krone und den Spiegel darf ich behalten. Die haben meine Eltern neu anfertigen lassen. Das war mein Weihnachtsgeschenk.

Wie geht der Karneval für dich dann weiter?

Ich hab schon überlegt, ob ich im nächsten Jahr als Page wieder dabei sein will, aber ich werde wohl eher mit den Echte Fründe tanzen. Mit den Jungs aus dem Kinderdreigestirn und den anderen Kindern drumherum werde ich mich weiter treffen. Wir gehen ins Schokoladenmuseum und haben auch einen Gutschein für einem Benimm-Kurs erhalten. Und im Sommer wollen wir zusammen zelten.

Zur Person

Marie Kirsch (10) wohnt mit ihren Eltern und Geschwistern Grete (6) und Frieda (4) in Rath-Heumar. Sie besucht die vierte Klasse der Grundschule Volberger Weg und möchte im Sommer zur Kaiserin-Theophanu Schule nach Kalk wechseln. Sie tanzt seit vier Jahren bei den Echte Fründe der Flittarder KG.