„Früh sein, anstehen, Attacke“So regeln Kölner Wirte den Einlass am 11.11.

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Warteschlangen vor dem Haus Unkelbach in Sülz, vor der Kneipe stehen Absperrgitter.

Köln: Warteschlangen vor dem Haus Unkelbach in Sülz. Die ersten Besucher stellen sich am 11.11. oder Weiberfastnacht teilweise schon um sieben Uhr an. (Archiv-Foto)

In drei Wochen ist Sessionsauftakt. Der 11.11. fällt auf einen Samstag, was noch mehr Menschen locken dürfte. Wie bereiten sich die Wirte vor?

Nach Karneval ist vor Karneval: Das gilt auch für den 11.11. Dass sich die Wirte also teilweise schon im Spätsommer auf den Sessionsauftakt vorbereiten, ist nicht ungewöhnlich. Dieses Jahr fällt er zudem noch auf einen Samstag, was den Andrang noch verstärken dürfte. Wie regeln die Kneipen den Einlass? Wir haben uns umgehört.

Diese Kneipen in Köln öffnen am 11.11 ohne Vorverkauf

„Seit über 20 Jahren machen wir ohne Tickets auf. Das hat sich bei uns so bewährt“, sagt Detlef Weisweiler von der Ubierschänke in der Südstadt. Mit Zeitfenstern zu verfahren, sei ihm zu kompliziert. „Was, wenn jemand um 11 kommt, um 14 Uhr geht und um 18 Uhr wiederkommen will, es drinnen aber dann zu voll für ihn ist? Dann muss ich diskutieren“, so Weisweiler.

Jede Hilfskraft, die für Kontrollen von Tickets abgezogen werde, sei eine Person weniger beim Bierzapfen. Nicht zumutbar, angesichts der herrschenden Personalnot. Der Wirt hält auch nichts davon, dass ein Ticket nur begrenzt, etwa zwischen 10 und 11 Uhr, gültig sein soll. „Das finde ich gemein – für mich auch Geldmacherei.“ Auch andere Südstadtkneipen verfahren nach dem Wer-zuerst-kommt-mahlt-zuerst-Prinzip, darunter der Mainzer Hof, die Bagatelle, die Gaststätte Wirtz oder das Chlodwigeck.

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Ubierschänken-Wirt Detlef Weisweiler steht in seiner Kneipe.

Detlef Weisweiler von der Ubierschänke bevorzugt einen spontanen Einlass ganz ohne Tickets.

Kölner Kneipe Unkelbach längst ausverkauft

Ohne einen Ticketverkauf kann sich Alexander Manek vom Unkelbach in Sülz hingegen keine Karnevalsparty mehr vorstellen. Anfang September habe er den Kartenverkauf online gestellt und kurze Zeit darauf sei der Server zusammengebrochen. „In drei Minuten war alles weg.“ Jedem spontanen Besucher nimmt er die Hoffnung: Wer keine Karte hat – der Eintritt kostet 25 Euro –, der brauche es vor 16.30 Uhr erst gar nicht versuchen. „Und maximal um 22 Uhr ist ohnehin Schluss. Sonst werden die Leute unangenehm und aggro“, weiß Manek.

Die Tickets im Unkelbach seien auch eine präventive Maßnahme gegen Menschenmassen auf der Luxemburger Straße. „Es wurde zu viel. Die Polizei kam, die Straße wurde gesperrt. Seit zehn Jahren machen wir das schon mit den Tickets.“

So eine straffe Organisation mag für große Locations vorteilhaft sein, doch die meisten Kneipen würden einfach die Türen öffnen, sagt Till Riekenbrauk von der Interessengemeinschaft Gastro. „Das heißt früh da sein, so ab 9 Uhr, anstehen, Attacke“, so der„ Johann Schäfer“-Wirt. Das sei noch das vorherrschende Prinzip bis vor der Pandemie gewesen.

Nur während bestimmte Corona-Auflagen galten, hatten Gastronomen aus Gründen der Planbarkeit öfter auf Ticketverkäufe zurückgegriffen. „Als in einem Corona-Herbst alle Hütten vor ihre Läden gebaut haben, war das gut. Und als Russland die Ukraine angegriffen hat, waren die Läden ohne Vorverkauf schlecht besucht, während die mit Ticketverkäufen noch etwas verdient haben“, so Riekenbrauk.

Er selbst habe für dieses Jahr nur ein kleines Kontingent für Bekannte verkauft. Man kommt mit der Karte zwischen 10 und 11 priorisiert rein – das lohne sich etwa für größere Gruppen. Später muss man wie alle anderen anstehen.

Auch im Ehrenfelder Club Bumann & Sohn hat man diese – bereits nach kurzer Zeit ausverkaufte – Option gewählt. Nur bis 11.11 Uhr haben Kartenbesitzer bevorzugten Einlass über einen separaten Eingang. Wer hingegen einen reinen Vorverkauf anbietet, der riskiere bis mittags einen leeren Laden, weil sich die Leute dann in Sicherheit wähnen, sagt Riekenbrauk.

Im Kwartier Latäng ist die Vorfreude auf den 11.11. getrübt

Getrübte Stimmung herrscht derweil bei Lutz Nagrotzki von der Piranha Bar in der Kyffhäuser Straße. Zum einen leidet der Wirt wie viele aus dem Kwartier Latäng unter der Veränderung des Veedels hin zum Partyhotspot Nummer eins. Das zum Teil sehr junge Publikum ist an gesittetem Schunkeln in der Gaststätte nicht interessiert. Die jüngsten Maßnahmen zur Absperrung der Feierzone haben die Probleme von Nagrotzki sogar verschärft.

Durch die angebrachten Zäune sei die Seitenstraße vollkommen abgeschnitten gewesen. „Die Straße war menschenleer“, so der Wirt. Er habe seine Gäste teilweise an den Zäunen abholen müssen. Da die Laufkundschaft wegfalle, sei er quasi zum Ticketverkauf gezwungen. Damit die Security-Leute jene mit Karten für die Kneipen durchlasse, hatte Nagrotzki der Stadt beim Sessionsauftakt im vergangenen Jahr einen Scan des Tickets geschickt – gebracht habe es nichts. Wie er es dieses Jahr handhabt, weiß er noch nicht.

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