Kommentar zum KarnevalDie Corona-Session war Driss – und trotzdem großartig!
Köln – Wer den Karneval liebt, muss erstmal konstatieren: Die Session wor Driss! Corona hat vieles von dem genommen, was Karneval ausmacht: Gemeinschaft, Nähe, spontane Fröhlichkeit, das Singen und Tanzen, das Schunkeln, das Feiern, das Kostümieren, die Zöch. Das, was den Karneval ausmacht, nämlich live mit anderen Menschen eine gute Zeit zu haben, hat die Pandemie verhindert. Das geht virtuell oder im Autokino doch nur sehr bedingt. Das ist traurig, und die jecke Seele blutet. Aber da konnte niemand etwas dran ändern.
Unbeugsame kölsche Jecken
Aber während sich fast alle Germanen damit abfanden, hörte eine von unbeugsamen kölschen Jecken bevölkerte Stadt nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und im Rahmen des Möglichen gelang den Kölnern durchaus viel. Weil Sie sich auf ihre wahren Qualitäten besannen, erreichten sie vor allem eins: die Menschen. Wenn das demütige Dreigestirn voller Freude ein Lächeln zauberte in die Gesichter von isolierten Alten, Kranken, Kindern. Wenn ein ausgebremster Zugleiter und sein Team mit viel Kreativität und einem Miniaturzug die Zuschauer begeistern. Wenn eine darniederliegende Veranstaltungsbranche mit einem extrem erfolgreichen Spendenmarathon sich selber hilft.
Wenn die Vereine mit viel Energie versuchen, für ihre Mitglieder da zu sein, ihnen in der schweren Zeit kleine Lichtblicke zu schenken. Dann zeigt sich die große Kraft dessen, was Karneval wirklich ist: Tradition, Brauchtum, soziale Verantwortung. „Es war schön, ein Lichtblick in dieser Zeit zu sein“, hat Jungfrau Gerdemie gesagt. Ja, es war schön, dass es diese Lichtblicke gab, auch wenn der Trost nicht alle Verluste abdecken konnte. „Nur zesamme sin mer Fastelovend“ – passender hätte das Motto in der Pandemie nicht sein können, weil es da, wo es ging, auch umgesetzt wurde.
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Natürlich wird der Karneval nach der Pandemie auch wieder seine hässlichen Seiten zeigen. Wenn Einzelne jetzt ankündigen, sie wollen „net fiere, mer eskaliere“, verheißt das nicht nur Gutes, aber die Krisensession macht Hoffnung. Maat höösch, ihr Jecken. Frei nach dem neuen Motto „Alles hät sing Zick.“
Bleiben am Ende zwei kleine Wünsche: Möge der WDR, der mit seinen Aufträgen vielen Karnevalskünstlern in der Not geholfen hat, wieder die Hänneschen-Puppensitzung übertragen. Und das Kinderdreigestirn hätte sich eine Mitfahrt im Rosenmontagszug 2022 echt verdient. Alaaf zesamme, „för ä besser Morje…“