Rosenmontag mit Hänneschen-PuppenKleiner Zoch ganz groß

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Hänneschen

Die Lok Emma war Gast beim Zoch.

Köln – Es kamen zwei Kölner Heiligtümer zusammen: der Rosenmontagszug und das Hänneschen-Theater. Es geschah aus der Not heraus, weil der echte Rosenmontagszug nicht stattfinden konnte. Aber die Notlösung – ein Zoch im Mini-Format mit den Puppen und den liebevollen Bauten des Hänneschen-Theaters – war an vielen Stellen unterhaltsamer als das große Vorbild. Der Zoch war kürzer, schneller – unter anderem, weil jedem Traditionskorps nur fünf Mann zugestanden wurden – und an vielen Stellen humorvoller.

Zur Kurzweiligkeit trugen auch die beiden Kommentatoren Monika Salchert und Guido Cantz bei, die das Geschehen mit Witz und Pokerface genauso begleiteten, als hätten sie den echten Rosenmontagszug vor sich. Da wurden die Holz-Präsidenten gegrüßt, die gelungenen Wagen gelobt, Kamelle gefangen und gefragt, ob der Zoch wohl diesmal ohne das berühmte Loch klappen würde.

USA

Wagen zur Wahl in den USA

Der Zugweg – in der Eventhalle des Festkomitees in Braunsfeld aufgebaut – war nur 32 Meter statt 7,5 Kilometer lang. Es waren 177 Puppen statt 10.0000 Teilnehmer dabei. Nur zwei statt 2000 Polizisten. Nur fünf Pferde, die aber mehrfach eingesetzt wurden. Und es gab natürlich auch nur eine Handvoll Zuschauer, unter ihnen Lukas Podolski, Dennis aus Hürth und Brings aus Holz.

Alles zum Thema Henriette Reker

Detailverliebte Bauten

Doch Ralf Bungarten und Christian Henn schufen mit den detailverliebten Mini-Nachbauten der Severinstorburg, des Alter Markt und der Rathauslaube viel Feier-Atmosphäre. Aus den Fenstern hingen wie im wahren Leben umgedrehte Schirme, in denen tatsächlich Kamelle landeten.

AWB

Die AWB als Kehr Force One

Auch die Uniformen der Traditionskorps waren bis zum letzten Knopf nachempfunden. Sogar den Mottoschal gab es in Mini-Version.

Und es wurden viele herrliche Geschichten am Zug-Weg erzählt. So etwa die vom Roten Funk, der seinen Korps nicht findet und ständig in fremde Gruppen hineinstolpert. Monika Salchert kommentiert dazu trocken: „Das ist doch schon wieder der Stenzelraths Karl-Heinz, jedes Jahr dasselbe.“

Und da ist ein ganz am Anfang in die Luft geschleudertes Tanzmariechen, das ganz am Ende erst wieder von ihrem Höhenflug zurückkehrt. Unter anderem fliegt das Tanzmariechen an Trude Herr und Willy Millowitsch vorbei, die das Geschehen vom Himmel aus beobachten. Trude Herr ist allerdings genervt, weil Willy immer wieder „Ich bin ene kölsche Jung“ anstimmt.

Reker

OB Reker auf Öko-Kurs

Witzig auch die kurze Live-Schalte nach Düsseldorf. Dort weht durch die verlassene Innenstadt im Westernstyle tumbleweed und es stehen nur ein paar Kühe herum. „Köh halt“, so Cantz. Und dazu erklingt „Spiel mir das Lied vom Tod“. 

Der Witz liegt oft im Detail: Die AWB heißen „Kehr Force One“, Ludwig Sebus ist der „Jurassic Jeck“ und Zugleiter Holger Kirsch wird vom Hänneschen als „Holger Prumm“ vorgestellt. „Ach ja, irgendwas mit Steinobst war es“, verbessert er sich.

Original-Persiflagewagen nachgebaut

Dieser Humor ist vor allem den Drehbuch-Autoren zu verdanken, Holger Kirsch und den Kritzelköpp, sowie dem Witz der famosen Puppenspieler. Doch auch die Persiflage-Wagen, die nach den Original-Entwürfen für den großen Zoch in Miniaturformat 1 : 3 gebaut wurden, entwickelten einen besonderen Charme. Trump, Corona, Pegida, das Beherbergungsverbot, der Tönnies-Skandal und Moria wurden thematisiert. Und Oberbürgermeisterin Henriette Reker – Cantz: „Sie wird ja auch Greta Reker genannt“ – will Köln zu Ökolonia mit autofreier Innenstadt machen und fährt ganz in Grün Fahrrad.

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Ein netter Gag am Rande war, Jim Knopf, Lokomotivführer Lukas und die Lok Emma von der Augsburger Puppenkiste und außerdem Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt einzuladen. Da kamen bei vielen Kindheitserinnerungen auf.

Insgesamt war der Mini-Zoch samt Kommentar eine sehr gelungene Persiflage einer Persiflage – wobei die Original-Persiflage nicht immer so wirkt, als sei sie eine. Weil vieles oft zu ernst genommen wird. Und vielleicht einfach zu groß geworden ist. Aber Tatsache ist auch: Das Festkomitee hatte die Idee zum Mini-Zoch selbst. Und zieht nun vielleicht Anregungen daraus.

Wird der Mini-Zoch eine Legende?

Karnevalslegende Wicky Junggeburth wurde – in dem etwas zu lang geratenen Rahmenprogramm des WDR – gefragt, wie man sich wohl später einmal an diesen Zoch erinnern wird. „Da werden sicher bald viele Dinge glorifiziert. Aber da sprechen wir mal in 30 Jahren drüber.“ Getreu dem neuen Sessionsmotto: „Alles hät sing Zick.“

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