Hänneschen-Theater rettet den ZochSo bekommt das Kölner Dreigestirn Holz-Gesichter

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Das Dreigestirn als Puppen: Bauer, Prinz und Jungfrau auch ohne Haare erkennbar.

Köln – Für das jeweilige Dreigestirn ist der Rosenmontagszug der glanzvolle Höhepunkt der Session. Aber wie ist das in diesem Jahr? Da zieht d’r Zoch nicht durch die Straßen der Stadt, sondern kommt als Miniaturausgabe zu den Jecken. Das Festkomitee Kölner Karneval präsentiert den Zug in Kooperation mit dem Hänneschen-Theater. Mit dabei sind Figuren aus den Puppenspielen. Und Prinz Sven I. (Oleff), Bauer Gereon (Glasemacher) und Jungfrau Gerdemie (Björn Braun).

Die drei Figuren aus Holz ähneln den Originalen sehr, wirken „wie aus dem Gesicht geschnitten“. Genau das sind sie nicht. Nicht das Schnitzmesser verwandelt einen schlichten Holzkopf in einen Prinzen. Die markanten, individuellen Gesichtszüge werden mit Zeichenstift und Pinsel herausgearbeitet. Dafür braucht Puppenspielerin Silke Essert ein gutes Auge und eine ruhige Hand.

Rote Funken-Präsident als Puppe

Seit etwa zwei Jahren ist sie für das Schminken der Prominenten zuständig. Diese Aufgabe hat sie von Steffi Brands übernommen, die 2018 in den Ruhestand gegangen ist. „Wir haben zuvor etliche Jahre zusammen in der Puppenabteilung gearbeitet. Von Steffi habe ich gelernt, worauf es ankommt, um eine prominente Person zum Leben zu erwecken“, sagt Essert, die in den Hänneschen-Stücken unter anderem Zänkmanns Kätt und das Skelett Skully spielt und zudem als Autorin und Regisseurin im Theater arbeitet. Die erste Puppe eines Prominenten, die sie in Eigenregie geschminkt hat, zeigt Heinz-Günther Hunold, den Präsidenten der Roten Funken.

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Silke Essert 

Eine Woche dauerte es, ehe das Mini-Dreigestirn Gesicht zeigte. Zunächst studierte Essert intensiv die Fotos der drei Herren. „Es ist wichtig, sich frühzeitig die individuellen Merkmale einzuprägen.“ Da wäre zunächst die Kopfform. Aus dem Fundus müssen möglichst passende, sprich ähnliche Köpfe gefunden werden. Klingt einfach, kann aber bei mehreren hundert Köpfen, die zur Auswahl stehen, mitunter etwas dauern. Und das sind lediglich die Männerköpfe. Es gibt noch jeweils einen Schrank mit etlichen Frauen- und Kinderköpfen.

Ist der richtige Kopf herausgefischt, wird es brachial. Die aktuelle Bemalung muss runter. Augenpartie, Lippen- und Wangenschminke, Bart – alles wird mit Schmirgelpapier entfernt. Erst wenn der Kopf aus Lindenholz völlig blank ist, werden mit Plakafarben neue Konturen aufgetragen.

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Am aufwändigsten ist die Augenpartie. „Ich versuche zu zeigen, was die jeweilige Person ausmacht. Vieles lässt sich an den Augen ablesen und abbilden“, erklärt Essert. Bei Prinz und Bauer kamen Bartschatten und Lachfalten als Erkennungsmerkmale dazu. Bei der Jungfrau war es kniffliger. Kein Bart, dafür eine Brille. Weil die meisten Puppen im Hänneschen gut sehen können, gibt es im Fundus kaum Brillen. Renate Vesen (spielt das Köbeschen) trieb schließlich ein fast perfektes Exemplar auf. Weil Essert und Vesen die Katzenöhrchen an den Bügeln für eine Jungfrau im Dreigestirn unpassend fanden, wurden die Ohren abgeschliffen und das Gestell neu bemalt. Jetzt trägt Jungfrau Gerdemie eine Minisehhilfe mit Hornbrilleneffekt. Fertig ist das Trifolium erst, wenn die Köpfe Haare verpasst bekommen und die Figuren eingekleidet werden.

Jede Puppe geht in die Maske

Die Behandlung auf dem Schminktisch ist nicht nur Prominenten vorbehalten. Jede Puppe, die auf die Bühne kommt, geht vorher in die Maske. Vor den Premieren sowieso, wenn nötig auch während der Spielzeit. „Beim Spielen wird häufig die Farbe von Nasen, Händen und Schuhen abgeschrabbelt. Das bessern wir rasch aus.“ Kleine Dreckspatzen sind in dieser Hinsicht vor allem Hänneschen und Röschen. Die beiden agieren auf der Bühne so temperamentvoll, dass sie mit ihren Schuhen immer wieder schwarze Schleifspuren an ihren weißen Strümpfen hinterlassen. Das lässt Hänneschen-Darsteller Jacky von Guretzky-Cornitz seiner Figur nicht durchgehen. „Jacky ist da mit Recht sehr penibel und bittet uns häufig um kosmetische Korrekturen beim Hänneschen.“

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