Auf Kölns zukünftigen Oberbürgermeister kommen zahlreiche Ehrenmitgliedschaften im Karneval zu. Bei den Roten Funken hat sich allerdings etwas geändert.
Satzung geändertWarum Kölns neuer OB nicht automatisch Mitglied bei den Roten Funken wird

Auf Torsten Burmester kommen voraussichtlich zahlreiche Mitgliedschaften in Karnevalsgesellschaften zu.
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Kennen Sie UKR? Macht nichts. Mussten wir auch erst mal googeln. Dabei handelt es sich um einen Verein, der sich äußerst selbstbewusst nach drei Karnevalshochburgen benannt hat. Das R hinten steht für Rio, in der Mitte K für Köln und U – ja, leev Jecke, das steht für Uchte. Sagt Ihnen auch nichts? Ging uns genauso. Also haben wir nachgeschaut: Dieser rund 4700 Einwohner zählende Ort macht auf der karnevalistischen Landkarte einen ebenso unbedeutenden Eindruck wie seine geografische Lage zwischen Hannover und Vechta vermuten lässt.
Dies dürfte sich allerdings bald ändern. Torsten Burmester wurde nämlich in jenem Uchte geboren. Dass Kölns zukünftiger Oberbürgermeister zwar schon im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern nach Remscheid zog, dürfte in absehbarer Zeit die Uchter Narren dennoch zum Handeln bewegen. Und zwar so, wie andere Kommunen ihre berühmten Söhne und Töchter gewöhnlich ehren oder es in der anderen Karnevalshochburg namens Köln Tradition ist: Hier werden Stadtoberhäupter in zahlreichen Gesellschaften zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Rote Funken: Stadtoberhäupter als Ehrenkommandanten
Bei den Roten Funken war es bislang sogar so, dass der oder die jeweilige OB automatisch Mitglied wird. So wurden unter anderem schon Fritz Schramma (CDU), der schon vor seiner Amtszeit Mitglied war, und Jürgen Roters (SPD) zu Ehrenkommandanten ernannt. Henriette Reker (parteilos) ist zudem als erste Frau bei den Stadtsoldaten vereidigt worden.
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Der damalige OB Jurgen Roters wurde 2010 bei den Roten Funken vereidigt.
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Inzwischen ist die Satzung jedoch geändert worden. Automatisch, so heißt es, wird kein Oberbürgermeister mehr Mitglied bei den Funke rut-wieß. „Leck mich en dr Täsch“, muss sich da nicht nur Torsten Burmester denken. Da gibt es nach zehn Jahren wieder einen echten „Roten“ an der Stadtspitze – und ausgerechnet die Roten Funken zögern? Boris Müller klärt auf: „Wir wollen mit der Entscheidung möglichen politischen Veränderungen vorbeugen“, sagt der Vereinssprecher vielsagend und verweist unter anderem auf die Zeit des Nationalsozialismus und aktuelle Entwicklungen.
Ab dieser Session muss neuerdings immer erst der Vorstand einer Personalie zustimmen. Und das hat er vor wenigen Tagen, wie Müller beschwichtigt. Torsten Burmester wird demnach im Maritim-Hotel am 7. Januar beim Korpsappell, der bei den Roten Funken „Regimentsexerzieren“ heißt, zum Mitglied und Ehrenkommandanten ernannt.

Der damalige OB Fritz Schramma feiert 2006 bei der Mädcher-Sitzung der Roten Funken mit.
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Traditionell erhält jeder Funk einen Spitznamen. Während Henriette Reker stolz auf „Agrippina Courage“ ist, wurde ihr Vorgänger, der Westfale Jürgen Roters „Domstürmer“ genannt. Dessen kölscher Amtsvorgänger Fritz Schramma erhielt die Bezeichnung „Schrom“, womit op Kölsch der kleine Strich auf dem Bierdeckel gemeint ist. Burmesters Spitzname steht noch nicht fest. Den überlegt sich Präsident Dirk Wissmann mit dem Korpsadjudanten Marco Schneefeld traditionell in der Vorweihnachtszeit bei einem Spaziergang, so Boris Müller.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker ist Mitglied bei den Roten Funken.
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Es wird keinesfalls Burmesters erste Mitgliedschaft in einem Karnevalsverein sein: Kölns zukünftiger OB ist bereits bei der „Schnüsse Tring“ aktiv, die in dieser Session 125-jähriges Bestehen feiert. Dass viele weitere Vereine folgen werden, hat Burmester vielleicht nicht bedacht, als er in den Wahlkampf zog. Henriette Reker gehört rund 80 Institutionen an, viele davon sind im Kölner Karneval beheimatet: Sie hat beeindruckende Funktionen wie „Major der Reserve“ bei der Nippeser Bürgerwehr oder „Rittmeisterin“ bei den Treuen Husaren, zudem ist sie „Obergeist“ bei der KG Böse Geister und Ehrenratsfrau bei den Lyskircher Junge.
Beim Blick auf die Ehrenmitglieder weiterer Gesellschaften fällt auf, dass auch die Blauen Funken Kölner Oberbürgermeister aufgenommen haben, ebenso etwa die Prinzen-Garde oder „Große von 1823“. In der Session jeweils die richtige Mütze zur jeweiligen Gesellschaft dabei zu haben und zu tragen, kann da leicht in Stress ausarten. Spätestens jetzt weiß Torsten Burmester, was ab dem Elften im Elften auf ihn zukommt. Und Uchte ist da noch gar nicht mitgerechnet.

