„Dat wat bliev es die Erinnerung“Kölner Karnevalslegende rührt Rote Funken zu Tränen

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Ludwig Sebus sitzt auf einem großen Stuhl auf der Bühne und hört den Sängerinnen zu.

Auf der Bühne genoss Ludwig Sebus die Lieder der Veedelperlen, bevor er selbst zum Mikrophon griff.

Einen der emotionalsten Momente der bisherigen Session erlebten die Roten Funken beim Regimentsexerzieren im Maritim-Hotel.

Gleich mehrere Korpsappelle großer Karnevalsgesellschaften sind in den vergangenen Tagen mit Tusch und Alaaf über die Bühne gegangen. Bei den Roten Funken gab es dabei den wohl emotionalsten Moment, als deren Präsident Heinz-Günther Hunold einen Mann aufrief, der den Karneval in all seinen Facetten erlebt hat, „wie keiner von uns“. Dessen Jugendjahre vom Zweiten Weltkrieg und unvorstellbaren Grausamkeiten geprägt waren. Und der nach Tod und Zerstörung die Zuversicht in den Augen hatte, so Hunold, wieder Frohsinn und Lebensfreude zu vermitteln. 

Der Rest ist Geschichte. Ludwig Sebus wurde mit stehendem Beifall bei seinem Gang auf die Bühne begleitet, als er von Hunold für 70 Jahre Mitgliedschaft bei den Roten Funken geehrt wurde.  „Was ihn auszeichnet, ist seine Lebensbejahung“, sagte Hunold. Auf die Frage: „Wie wird man so alt?“, habe der 98-Jährige jüngst geantwortet: „Du darfst nicht sterben!“

Ludwig Sebus ist seit 70 Jahren Mitglied der Roten Funken

Als Geschenk für den Altmeister trat beim Regimentsexerzieren, wie der Korpsappell Funken genannt wird, der Frauenchor „Veedelperlen“ an. Nicht nur die Lieder der Damen gefielen Sebus. „Ihr könntet alles Töchter aus meiner fünften Ehe sein“, scherzte der Sänger, der jedoch auch ernste Worte an seine Vereinskameraden richtete: „Die ganzen 98 Jahre könnte man vergessen, wenn nicht der Fastelovend und die Roten Funken wären.“ Wer sich zu den Funken bekenne, stehe für Werte wie Demokratie, Miteinander und Frohsinn ein.

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Und Mut: Ohne vorab zu proben, ohne Teleprompter oder andere Hilfsmittel, präsentierte Sebus live sein Spät-Werk „Alles su widder dun“, begleitet von „Veedelperlen-Pianist“ Constantin Gold. So mancher Funk hatte Tränen in den Augen, als Sebus sang: „Ich däht et alles su widder dun. Un hätt ming kölsche Siel och he un do ne Schrom. Dat wat bliev es die Erinnerung ...“

Präsident Heinz-Günther Hunold stellte danach ratlos fest: „Was sollen wir jetzt noch machen?“ Doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: jede Menge Spaß und Theater. Wie es beim Regimentsexerzieren Tradition ist, führten die jeweiligen Knubbel, wie die Abteilungen genannt werden, mehrere Sketche auf.

Bei einer Persiflage auf „Wetten, dass ..?“ gab es gar eine Außenwette samt Bagger; der Präsident musste alle Mariechen aufzählen, die es in seiner Amtszeit gegeben hatte – und scheiterte – und hier und da gab es eine Spitze gegen ein anderes Traditionskorps: „Die Blauen Funken unterscheiden sich neben den Farben hauptsächlich durch ihre zu enge Hose.“

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