Veedelszöch im Kölner WestenVon Füchsen, Achterbahnen und anderen schönen Kostümen

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Spaß am Fastelovend in der Landmannstraße

Spaß am Fastelovend in der Landmannstraße

Ehrenfeld

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Schüler beim Zug durch Ehrenfeld

„Sproche us aller Welt spreche uns Pänz us Ihrefeld“ – die Eichendorff-Realschule sprach mit dem Motto auch für die meisten anderen Schulen, die am Ehrenfelder Zug teilnahmen. Zugleich drückten alle damit ihre Vielfalt aus, die natürlich immer auch ein Qualitätsmerkmal ist. Die Michael-Ende-Schule, wo jüngst das ABC auf Kölsch gepaukt wurde, und das Albertus-Magnus-Gymnasium, wo man herausgefunden hat, dass „Alaaf ju“ überall verstanden wird, blieben in dieser Hinsicht heimatverbunden. Zum vielsprachigen Zoch passte Musik aus unterschiedlichsten Kulturen.

Den Auftakt machten schottische Dudelsack-Spieler, gefolgt von Samba-Trommlern, Guggenmusikern, Musikzügen und Lautsprecherwagen. Der bunte Zoch hatte 4250 Teilnehmer – das ist Rekord, eine Steigerung um gut zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr (3800). Dazu trugen unter anderem die Heliosschule und die Gesamtschule Wasseramselweg als Zoch-Debütanten ebenso wie die Kölschen Piraten bei. Gestartet wurde mit leichter Verspätung, damit das Kölner Dreigestirn nach seiner Zugteilnahme in Nippes auch in Ehrenfeld zum Zuge kommen konnte. (Rös)

Sülz

Heinzelmännchen beim Zug durch Sülz

Heinzelmännchen beim Zug durch Sülz

Pikachu, Sumo-Ringer und Samurai – mit Verkleidungen wie diesen ist die Gruppe Rugby United beim 64. Karnevalszug in Sülz mitgelaufen. „2019 ist die Rugby-WM in Japan“, erklärt Sprecherin Kika Wolff Metternich. Rugby United bietet Training für Flüchtlinge an. Rund 4000 Jecken in 25 Gruppen zogen bei dem Zug mit, darunter auch zehn Grundschulen. Unter anderem die KGS Lindenburger Allee, deren Kinder mit langen Bärten und spitzen Mützen als Heinzelmännchen verkleidet waren. Die Eltern übernahmen die Rolle von Mutter Colonia, mit rot-weißen Domhüten. Beeindruckend waren die aufwendig gestalteten Karnevalswagen und die gute Stimmung am Straßenrand – trotz der mehrfachen Regenschauer. (hof)

Bocklemünd

Sympathische Panzerknacker

Sympathische Panzerknacker

Mit viel Elan und Spaß haben die Veedelsbewohner den 51. Karnevalszug in Bocklemünd-Mengenich gefeiert. Dabei mussten die Veranstalter vorab einige Rückschläge hinnehmen. Fünf Gruppen sagten kurzfristig ab, sodass unter anderem die „Original Kölsche Knappen“ der einzige Musikzug war. „Für das nächste Jahr haben wir deswegen schon jetzt drei Zusagen eingeholt“, sagt Walter Leitzen, Sprecher der IG Bocklemünder Karneval. Stimmung herrschte aber auch schon. Rund 400 Jecken zogen vom Schumacherring los durchs Veedel. Erstmals mit dabei war die Gruppe der Geschäftsleute, bestehend aus der Vereinigung von Friseur Vivida Nuances, Bäckerei Newzella, der Sparkasse Köln/Bonn und Rewe. Wohl eine der größten Gruppen bildeten die „Panzerknacker“ unter der Leitung von Elisabeth Bonn. „Wir haben die Panzerknacker vor fünf Jahren als Familie gegründet, als der Zug abgesagt werden sollte, weil es nicht genügend Gruppen gab.“ Seitdem seien immer mehr Freunde dazu gestoßen, gut 30 sind es diesmal. Einfach fiel die Kostümwahl den Kindern und Betreuern der Kindertagesstätte „Die wilden Füchse“.

Mit 30 Erwachsenen und 20 Kindern machten sie ihrem Namen mit orange-farbenen Anzügen und fuchsiger Schminke alle Ehre. Beliebt war auch der Festwagen der Kölschen Samurais, auf dessen Außenwand ein gewaltiger orange-roter Drachen gemalt war. Begeistert begrüßten die Bewohner des Veedels die Jecken vor ihren Haustüren, mal mit Kölsch, mit Musik und Bratwurst. Da konnte nicht einmal der andauernde Nieselregen die Stimmung trüben. (hof)

Widdersdorf

widdersdorf

Alte Bekannte in Widdersdorf: De Övvje Funke 

Es musste dann doch noch einmal heraus. Über einem Wagen hing groß das Plakat mit dem Satz: „Alt & Neu. Mer ston zesamme. @ ARD!“ In den Tagen vor dem Veedelszug in Widdersdorf hatten sich viele Bewohner über eine Dokumentation des Ersten Deutschen Fernsehens geärgert. Dort war das in den vergangenen Jahren enorm gewachsene Viertel als Ort ohne gemeinsames Leben zwischen Alteingesessenen und Neuhinzugezogenen dargestellt worden. Die Reaktionen in den Sozialen Netzwerken und beim Zug lassen darauf schließen, dass nicht nur das Viertel, sondern auch der Zusammenhalt gewachsen ist.

Zwei „Oh Weias“- im Zoch

Zwei „Oh Weias“- im Zoch

So konnte beispielsweise auch der Sportverein Widdersdorf/Lövenich (SV Löwi) viele neue Mitglieder gewinnen und war beim Zug mit einem stattlichen blumengeschmückten Wagen dabei. Auch ein noch recht frisch gegründetes Trüppchen hatte wieder viel Spaß an ihrem spacig-schrillen Auftritt. In lila-samtenen Raumfahrer-Outfit und weißen Tütüs über haarigen Männerbeinen machten sie ihrem Namen alle Ehre. „Wir sind nicht schön“, sagte ein Gruppenmitglied, „unser Auftritt ist eben immer ein bisschen »Oh, Weia«“. Die nach diesem Ausruf benannte KG ist ein weiterer Beweis für das Zusammenleben im Viertel. „Unsere Gruppe besteht aus zwölf Freunden mit ihren Frauen. Sie kommen aus Alt- und aus Neu-Widdersdorf.“ Und weil das Viertel seit dem Jahr 2018 seine erste eigene staatliche weiterführende Schule hat, war ein weiterer neuer jecker Trupp dabei: Das funkelnagelneue Gymnasium An der Sandkaul präsentierte sich in passenden goldenen Kostümen. „Ja es steht fest, dass wir in Widdersdorf bleiben“, freute sich die Schulleiterin Kristina Kop-Weiershausen. Genau 84 Schüler hat das neue Widdersdorfer Gymnasium. Mehr als 100 Schüler, Eltern und Lehrer waren in den schönen Kostümen, die sie mit der Lehrerin Maike Riehl entworfen hatten, im Zug unterwegs. Schon immer mit dabei, aber erstmals mit einer niedkuchen kleinen Lokomotive auf Rädern im Schlepptau waren De Övvje Funke. Die aus den Wirten, dem Personal und den Gästen der letzten Veedelskneipe „Em Övvje“ bestehende Gruppe hatte einen Grund für den besonderen Auftritt: Ihre Stammgäste vom Verein Widdersdorfer Dorfgemeinschaft feiern 40. Geburtstag, und der ganze Veedelszug feierte beim Zoch mit. (se)

Bickendorf

Die Pänz vom Montessori-Gymnasium

Die Pänz vom Montessori-Gymnasium

Für sie war es eine Premiere. Ganz passend dazu hatten sich die Mitglieder der Werkstatt für behinderte Menschen der Sozial-Betriebe Köln (SBK) festlich in Schwarz gekleidet – und farbige Perücken und Hüte auf den Kopf gesetzt. So leuchteten die Köpfe der Gruppe, die erstmals am Veedelszug in Bickendorf teilnahm, wie ein bunter Blumenstrauß. Viele der Kopfbedeckungen hatten die Teilnehmer in den Werkstätten selbst gebastelt. Entstanden waren kleine Kunstwerke in satten Farben aus edlem Filz. „Wir möchten auf die bunte Vielfalt der Menschen in unseren Betrieben hinweisen“, sagte Christian Hilleprandt, der Arbeitsgruppenleiter des SBK-Berufsbildungsbereichs. Hüte mit kleinen gelben Entchen darauf trug die Karnevalsgruppe vom Montessori-Gymnasium. „Wir haben das Sessionsmotto „Uns Sproch es Heimat“ für unsere Schule passend gemacht“, erzählte Schulleiterin Maria Hartmann. „Bei uns lautete es: Wir schwade wie uns der Schnabel gewachsen ist. Wir sind schließlich eine Multikulti-Schull und haben Schüler unterschiedlichster Nationalitäten. Bei uns werden viele Sprachen unterrichtet.“

Die Katholische Grundschule hatte sich passend zum Motto Tafeln umgehängt, auf die jedes Kind und jeder Erwachsene einen kölschen Ausdruck geschrieben hatten, den sie besonders mögen, wie beispielsweise „Fastelovend“ oder auch „Hück oder nie“. Dazu trugen sie Miniaturutensilien, wie kleine Schwämmchen, Schultüten oder Stifte im Haar. Große Sprechblasen mit bekannten Sprüchen auf Kölsch schwebte über den Köpfen des Stammtischs Rochuslück e Pfau. Und da das prächtige Federvieh in ihrem Vereinsnamen auch ihr Maskottchen ist, waren sie in vielen Farben schillernden Gewändern unterwegs. Der Stammtisch Jod Dropp war allerdings schlicht im rotkarierten Schottengewand gekommen wie die vergangenen fünf Jahre auch. „Das liegt daran, dass wir viel in die Kostüme investiert haben. Es sind Originalschottenröcke“, kommentierte der Stammtischpräsident Philipp Kohl. Das Geheimnis, ob die Schotten nun etwas darunter tragen oder nicht, wollte er allerdings auch nicht ganz lüften. „Ich kann aber immerhin soviel verraten, dass mancher von uns doch durchaus unter dem Rock etwas offener geht.“ (se)

Ossendorf 

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Schüler, Lehrer und Eltern der Montessori-Grundschule stellten die größte Gruppe beim Ossendorfer Veedelszoch.

Es war einen Versuch wert, der allerdings scheiterte: Aufgrund „vieler Beschwerden aus der Bevölkerung“ nahm der Ossendorfer Veedelszoch in diesem Jahr wieder seine traditionelle Route. Im vergangenen Jahr hatten die Organisatoren, die Löstige Fastelovendsfründe Köln-Ossendorf e.V. von 1978, den Zugweg geändert und waren durch die Siedlung Ossendorfpark entlang der Henriette-Ackermann-Straße gelaufen. Sehr zum Unmut vieler Ossendorfer, die ganz vehement auf ihrem alten Weg bestanden. Also startete der Zug in diesem Jahr wie gewünscht von der Rochusstraße und verlief über den Sandweg, die Emilstraße, die Frohnhofstraße und die Margaretastraße. Dazu feierte der Zoch ein Jubiläum: Zum 40. Mal zogen die Jecke durchs Veedel, insgesamt 23 Gruppen mit rund 700 Teilnehmern. Die wichtigste Person war die diesjährige Schirmherrin des Zochs Finni Dresen, die mit stolzen 87 Jahren auf dem Festwagen mitfuhr. Sie ist eines der Gründungsmitglieder von 1978 und natürlich Ehrenmitglied.

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Överall kölsche Tön: Viel Musik lag auch in Ossendorf in der Luft.

Erstmals liefen die „OSBIs“ mit, eine neue Gruppe aus Bickendorf und Ossendorf. Die restlichen Gruppen zählen teils schon seit Jahrzehnten zum Bestand, unter anderem sind das die Jecke Vogelscheuche, die Beckendorfer Awaren, die Bunte Kamellche, die Karnevalsgesellschaft Et Kölsche Lumpepack, die Löstige Lumpe vun Ossendorf und die KG Schwabenthaler Mösche. Einen runden Geburtstags feierte die Katholische Kindertagesstätte von St. Rochus: Sie wurde 60 Jahre alt und lief unter dem passendem Motto „60 Jahre und kein bisschen leis!“ durchs Veedel. Natürlich fehlte auch das traditionelle „Loch im Zug“ nicht. Als größte Gruppe waren Schüler, Lehrer und Eltern der Montessori Grundschule am Pistorhof dabei, insgesamt 90 große und kleine Jecke bekleidet mit weißen Anzügen, die mit Regenbögen verziert waren. Viele trugen Flüstertüten mit Sprechblasen auf dem Kopf. Ihr Motto: „Uns Sproch is Heimat“.

Lövenich-Weiden 

Ein Achterbahn-Fahrer

Ein Achterbahn-Fahrer

Ein bisschen Kritik schwang mit beim karnevalistischen Auftritt des Georg-Büchner-Gymnasiums. Beim Veedelszug durch Lövenich und Weiden trugen sie gelbe Helme, denn die Schule ist derzeit vor allem eines: eine Baustelle. Doch von den Bauarbeiten auf dem Schulgelände wollten die Schüler, Eltern und Lehrer sich ihre Feierstimmung nicht vermiesen lassen. Denn neben dem Fastelovend hatten sie noch einen weiteren guten Grund: Das Gymnasium wird dieses Jahr 50 Jahr alt. Und so kamen sie mit einer Eigeninterpretation des Sessionsmottos: „Uns Sproch is bunt seit 50 Jahren“ und mit farbenfrohen Outfits. Der Lövenicher Freundeskreis hatte sich – wie mittlerweile auch alljährlich von ihm erwartet wird – etwas Besonderes einfallen lassen: nämlich ein neues Verkehrsmittel für Lövenich und Weiden. Mit einer Achterbahn waren sie beim Zug unterwegs – jedenfalls mit einem Kostüm, das aussah als wäre es eine.

Eine Gruppe Panzerknacker stand derweil zunächst ein wenig verloren am Wegesrand und ließ sich auch nicht ganz zuordnen. „Zugegeben, wir sind Verwechslungen gewohnt“, verriet Bandenmitglied Thorsten Pirch. Das macht unser blauweißer Schal. Aber wir sind keine Schalke-Fans. Wir sind ein Fanfaren-Corps und kommen aus Dortmund.“ Wie sie eigentlich in den Lövenich-Weidener Karneval geraten ist, wusste die Gruppe aus dem Ruhrpott nicht mehr so genau. Das gemeinsame Grübeln führte zu keinem Ergebnis. „Wir sind auf jeden Fall schon seit 20 Jahren dabei.“ Unterstützung kam für Lövenich und Weiden auch aus Ehrenfeld. Die Ihrefelder Aape und das Musikcorps Ihrefelder Zigeuner waren ebenfalls mit von der Partie. (se)

Junkersdorf

Wunderschöner Kopfschmuck, gesehen beim Zug in Junkersdorf

Wunderschöner Kopfschmuck, gesehen beim Zug in Junkersdorf

Immer wieder sieht man neue Gruppen beim Junkersdorfer Zoch. Und 1900 Teilnehmer waren dabei, so viel wie nie zuvor. „Wir sind natürlich froh, dass wir uns anscheinend in Junkersdorf großer Beliebtheit erfreuen“, erklärte Ivo Splett, Vizepräsident der Großen Junkersdorfer KG und bereits seit 13 Jahren Zugleiter. In diesem Jahr neu dabei ist zum Beispiel das American Football Team der Cologne Falcons mit ihren Cheerleadern. Ihren Platz als zahlenmäßig größte Gruppe verteidigte die Ildefons-Herwegen-Grundschule mit mehr als 1100 Teilnehmern. Dabei hatte sich jede Klasse ein eigenes Kostüm zugelegt, und so liefen Aliens, Gärtner und der eine oder andere Regenbogen durcheinander durch Junkersdorf. (lgr)

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