KommentarWie Köln seinen Straßenkarneval jetzt weiterentwickeln muss

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Kostümierte gehen über die nasse Zülpicher Straße.

Der Regen vertrieb viele Feiernde von der Zülpicher Straße.

Viel Regen bedeutete für die Einsatzkräfte weniger Arbeit als in den Vorjahren. Doch für die Stadt gibt es weiterhin viel zu tun.

Selten dürften so viele Einsatzkräfte von Polizei oder Ordnungsamt so positiv gestimmt gewesen sein, als sie ihren Dienst zum Auftakt des Straßenkarnevals starteten. Schließlich wissen sie aus Erfahrung, dass viel Regen in der Regel nicht so viel Arbeit bedeutet.

Und so kam auch: So „leer“ ist die Zülpicher Straße an Weiberfastnacht lange nicht mehr gewesen, die Ausweichfläche an der Uniwiese blieb weitestgehend verwaist, und nur wenige Besucher verfolgten das Programm auf der neuen Bühne an der Schaafenstraße. Viele Auswärtige zog es schon nach wenigen Stunden wieder Richtung Hauptbahnhof. So richtig „jeck im Rän“ schien vornehmlich das Publikum in der Altstadt zu sein, doch auch hier taten sich ungewohnte Lücken auf.

Weiberfastnacht in Köln: Eine App für die kommende Session 

Unabhängig davon ist die Stadt gut beraten, das Sicherheitskonzept mit der Polizei und anderen Beteiligten des Runden Tisches fortzuführen und gegebenenfalls anzupassen und zu verbessern. Denn: An den nächsten tollen Tagen oder am folgenden Elften im Elftem wird sich in Köln auch wieder „et Sönnche“ blicken lassen.

Für die kommende Session gilt unter anderem, die 2023 vorgeschlagene App für eine bessere Zielgruppen-Ansprache umzusetzen. So kann die Stadt etwa kommunizieren, wenn gerade im Uni-Viertel bestimmte Bereiche volllaufen und Einlässe gestoppt werden. Das neue Bühnenprogramm am Ring ist ein Anfang, um gerade jungen Feiernden zu zeigen, dass Karneval mehr Inhalt hat als eine Dose Kölsch. Hier gilt es, weiter den Dialog mit Festkomitee und Wirten zu pflegen.

Wurden einige Vorschläge im Herbst 2023 noch mit dem Verweis auf fehlendes Sicherheitspersonal abgelehnt, sollte für die kommende Session frühzeitiger geplant werden. Eine eigene Stabsstelle für den Karneval wäre da noch zielführender. Es geht darum, sich ganzjährig und professionell mit den Planungen zu beschäftigten.

Sicherlich, Karneval kostet die Stadt eine Menge Geld. Aber Karneval ist nicht nur ein enormer Imagefaktor. Laut einer 2019 vorgestellten Studie der Rheinischen Fachhochschule und Boston Consulting Group bringt er Köln eine Wirtschaftskraft von 600 Millionen Euro. Auch deshalb müssen die Rahmenbedingungen des Brauchtums optimiert werden.

Zumindest scheint sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, dass „Betrinken unter Beobachtung“ in einer eingezäunten Fläche kein Fastelovend ist. Darauf lässt sich mehr als aufbauen.

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