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Klangprobe feat. AcademiesEs lebe die Klangforschung

Lesezeit 4 Minuten

Musizierende Mittdreißiger: Michael Mickisch (v.l.), Alex Goda, Matthias Brus, Lars Wolff und Volker Niemela sind die Academies.

Köln – Eine Band, die sich Academies nennt, also Akademien - könnte die nicht arg steif klingen? Vielleicht, aber die Band mit diesem Namen musiziert frech und grenzenlos. Akademisch ist allenfalls ihre große Lust auf Klangforschung, auf neue musikalische Ausdrucksmöglichkeiten.

Zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug, dazu Tasteninstrumente - mit diesen Mitteln sind die fünf Mittdreißiger auf den Spuren ihrer Vorbilder, experimentierfreudige Gitarrenbands wie die Pixies und Dinosaur Jr. "Man hört unseren Stücken oft an, was in der Entstehungsphase auf dem heimischen Plattenteller gelegen hat", sagt Schlagzeuger Matthias Brus.

Unterschiedlichste Einflüsse

Allerdings sind das bei den Bandmitgliedern ganz unterschiedliche Einflüsse, die von Stilen wie Stoner-Rock über Indie bis hin zum Jazz reichen. "So kann sich auch schon mal ein Reggaeton-Teil einschleichen", sagt Bruns. Eine schillernde Musik mit viel Witz kommt dabei heraus.

Alle Stücke entstehen beim gemeinsamen Jammen im Proberaum. Zuerst entwickelt sich die Musik, und erst dann kommt der Text hinzu. Für die meisten Liedzeilen ist Sänger und Gitarrist Alexander Goda zuständig. Mit Matthias Brus hat er die Band vor rund sechs Jahren gegründet, die seit 2008 mit Gitarrist Volker Niemela, Bassist Lars Wolff und Keyboarder Michael Mickisch komplett ist. In den Stücken der Academies werden keine Geschichten erzählt und auch keine tiefen Gefühle verarbeitet, der Text ist der Musik untergeordnet. Zuweilen hat auch der Titel wenig mit dem Song zu tun.

Volker Niemela: Meine Mutter hat viel Abba gehört und mein Vater, glaube ich, Chris de Burgh. Die Musik meiner Eltern hat mich allerdings nicht geprägt. Die Initialzündung, um selber Musik zu machen, war für mich, wie wahrscheinlich für viele andere auch, der Song "Smells like Teen Spirit" von Nirvana.Lars Wolff: Meine Eltern haben so gut wie gar nichts gehört. Deshalb habe ich mich schon selbst gefragt, wie ich zur Musik gekommen bin. Und meine einzige Erklärung lautet: Wir sind regelmäßig zu meiner Großmutter gefahren, und da lief immer eine Oldie-Sendung im Radio mit jeder Menge Soul-Songs. Deshalb bin ich wohl zum Bassspielen gekommen.

Niemela: Das war im Jahr 1986 das Album "Damenwahl" von den Toten Hosen. Ich habe mir damals die Musik extra auf Kassette und nicht auf Vinyl gekauft, so dass ich nicht noch die Schallplatten für meinen Walkman überspielen musste.

Lars Wolff: Die kanadische Garage-Rock-Band Japandroids ist wunderbar. Das Duo schafft es, nur mit Schlagzeug und Gitarre, den Sound einer kompletten Band zu liefern. Ich muss nur den ersten Song des aktuellen Albums "Celebration Rock" hören, und das Leben ist gut.

Matthias Brus: Die irische Folk-Punk Band The Pogues im E-Werk. Da war ich 13 Jahre alt. Meine Schwester und ihr Freund haben mich mitgenommen. Ich fand das Konzert total geil.

Volker Niemela: Im Mai 2012 haben wir eine mehrtägige Tour gespielt, mit unseren Hamburger Freunden von der Band Tusq. Aufgetreten sind wir in Hamburg, Bonn, Jülich und Köln. Das war für uns ein großer Luxus, weil wir knapp eine Woche am Stück zusammen waren und das Bandgefüge richtig genießen konnten. Mit drei Vätern in der Band fällt es uns sonst nämlich oft schon schwer, einmal die Woche zu Proben.

Die Abkürzung "agiwnp" steht etwa für den deutschsprachigen Titel "Am geilsten ist, wenn nichts passiert". Und in dem Stück werden dann nur drei englische Zeilen ständig wiederholt: "I will stay in a city so remote, where everyone is overbored to death / I will stay in a place so far away, off the map, erased to leave a gap someday / all in all it's ... you know it's true, I always be on your back (Ich bleibe in einer Stadt, die so abgelegen ist, dass jedermann zu Tode gelangweilt ist / Ich bleibe an einem Ort, der so weit entfernt ist, dass er eines Tages von der Karte gelöscht wird und eine Lücke hinterlässt / alles in allem ist es ... Du weißt, es ist wahr, ich werde immer hinter dir sein". Alexander Goda erklärt dazu kryptisch: "In langen Liedern ist es gut, wenig zu sagen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und in diesem Fall gab es nicht mehr zu sagen."

13 Songs auf Schallplatte

Für seine Auftritte leistet sich das Quintett eine Art Luxus - es tritt bevorzugt als Support für schon bekanntere Bands auf. So zum Beispiel im Gebäude 9 mit der britischen Indie-Band Everything Everything, die bei dem Major-Label Geffen Records unter Vertrag ist.

Für die Aufnahmen zu ihrem Debüt-Album hatte sich das Quintett extra für zehn Tage in ein Haus in der Eifel zurückgezogen. Die so entstandenen 13 Stücke sind auf CD sowie auf klassischem Vinyl erhältlich. "Wir wollten uns diesen Luxus einfach leisten, schließlich sind wir ja alle noch mit Schallplatten groß geworden", sagt Matthias Brus.