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Klangprobe feat. „Jenny Thiele“Eine Stimme für alle Gefühle

4 min

Jenny Thiele musiziert derzeit solo, aber mithilfe von vielen Freunden.

Jenny Thieles Instrument ist die Stimme – und die weiß die 25-Jährige präzise einzusetzen. Mal laut, mal leise, mal harmonisch, dann wieder schräg – je nachdem welche Stimmung oder Emotion ein Song erfordert. Thiele kann ihr Instrument immer in die richtige Tonlage stimmen. So schreit, flüstert, haucht und singt sie sich durch die elf deutschsprachigen Songs auf ihrem Debüt-Album „Haus“. Einige werden nur von zarten Klavierklängen begleitet, andere von einem Streichquartett plus Schlagzeug und Gitarre.

Welche Musik lief im Elternhaus?

Jenny Thiele: Mein Vater hat eher Rockbands gehört wie Deep Purple, Led Zeppelin, Pink Floyd und The Cure. Meine Mutter hingegen steht eher auf Pop, zum Beispiel von Chris de Burgh und Sade. Mit der Rockmusik konnte ich früher wenig anfangen, dazu bekomme ich erst jetzt einen Zugang. Was mir mehr gefallen hat waren Musicals, die mein Vater auch gehört hat. Etwa eine Aufnahme von Andrew Lloyd Webbers Jesus Christ Superstar.

Wie sind Sie zur Musik gekommen?

Thiele: Über meinen Vater. Er ist leidenschaftlicher Hobbygitarrist und schreibt seine eigen Songs. Ich habe früher oft mit ihm musiziert. Außerdem hat er mir und meinem Bruder immer vorgesungen, wenn wir im Bett lagen. Er hat dann immer eigene Schlaflieder erfunden.

Eine Band-Anekdote?

Thiele: Ich war Anfang des Jahres auf Tour, unter anderem in Hamburg, Flensburg und Braunschweig. Nur ich und mein Keyboard. Meist habe ich einfach auf dem Sofa des jeweiligen Konzert-Veranstalters geschlafen. Das Tolle war, dass ich total interessante Bekanntschaften gemacht habe. In Flensburg habe ich eine Matrosin kennengelernt, die mir nach dem Gig von ihrem Leben auf See erzählt hat, und einen ehemaligen Profi-Computerspieler, der bei Meisterschaften in dem Rollenspiel World of Warcraft teilgenommen hat und heute professionell pokert.

Die Fragen stellte Alexander Figge

Jenny Thiele (25), Gesang und Klavier, hat an der Kunsthochschule in Arnheim Jazz- und Pop-Gesang studiert, arbeitet als freischaffende Musikerin und wohnt in Mülheim.Das Debüt-Album „Haus“ ist auf dem Kölner Label Hey! Blau Records erschienen und als Download in den gängigen Online-Portalen erhältlich. Die CD kann über die Homepage der Künstlerin bezogen werden, dort sind auch einige Stücke aus dem Album zu hören. Neben ihrem Solo-Debüt hat Thiele bereits zwei Alben mit ihrer Band Tom und Jenny veröffentlicht, die ebenfalls auf Hey! Blau Records erschienen sind.

www.jennythiele.de

mail@jennythiele.de

Jenny Thiele ist zwar eine Solokünstlerin, aber keineswegs allein. Auf ihrem Debüt hat sie immerhin 15 Musiker versammelt, die mit ihr die Songs zum Leben erwecken. „Die Aufnahmen sind eine Reflexion der vergangenen zweieinhalb Jahre meines Lebens und es sind alle Musiker zu hören, mit denen ich in dieser Zeit gearbeitet habe“, sagt die Wahlkölnerin.

Gesang als Leidenschaft

Aufgewachsen in Kaarst, kam Jenny Thiele schon früh zur Musik. Zunächst allerdings widerwillig. „Als ich sechs Jahre alt war, wollten meine Eltern, dass ich Klavier spiele, ich habe es damals aber gehasst“, erinnert sich Thiele. Ihre eigentliche Leidenschaft war schon als Jugendliche der Gesang. Mit zwölf Jahren setzte sie sich schließlich durch: Sie bekam Gesangsunterricht. Fortan sang sie bei zahlreichen Theater- und Musicalaufführungen, etwa im Landestheater Neuss und bei Starlight Express. Die Welt der Musicals wurde Thiele allerdings schnell zu eng. Sie wollte eigene Wege gehen und Songs komponieren. Deshalb entschied sie sich nach dem Abitur mit 19 Jahren für ein Studium in Jazz- und Pop-Gesang an der Kunsthochschule in Arnheim. Dort gründete sie auch ihre erste Band: das Akustik-Indie-Pop-Duo Tom und Jenny, mit dem Gitarristen Thomas Mühlhoff. Auf dessen Kölner Label Hey! Blau Records veröffentlichten die beiden zwei Alben. Ebenfalls während des Studiums schloss sich Jenny der niederländischen Samba-Reggae-Formation Buyakano an und arbeitete mit dem Streicherquartett Badz.

Mittlerweile hat sie das Studium abgeschlossen, doch die Verbindungen sind geblieben. All die musikalischen Freunde und die damit verbundenen Einflüsse bereichern ihr Soloalbum. „Ich bin das Bindeglied, das Haus, unter dessen Dach sich die Musiker versammelt haben“, erklärt Thiele. Klanglich variieren die Stücke von Pop-Balladen bis hin zu experimentellen Jazzstücken. Als stimmliche und klangliche Inspirationen nennt Jenny Thiele die isländische Sängerin Björk sowie die frühen Werke der Berliner Punkröhre Nina Hagen.

Ein Lied übers Fliegen

Ein eher ruhiges Lied ist Fliegen, in dem Thiele eine Liebesbeziehung besingt, um die es sich zu kämpfen lohnt. Dort heißt es: „Jajaja, es ist für Frauen halt üblich, wir legen uns mehr ins Zeug und denken über so was viel mehr nach. Jajaja (blablabla), Männer sind eben gemütlich, / sie nehmen’s so wie’s kommt und denken nicht mehr weiter drüber nach. Doch ich will kein Halt hören und ich will auch kein Eben. Ich will alles dafür tun und alles dafür geben zu fliegen.“

Das Soloalbum ist ein wichtiger Baustein in ihrer noch jungen Karriere, doch künftig möchte Thiele sich wieder stärker auf ihre Band Tom und Jenny konzentrieren.