Meilenstein für Klimaschutz oder Wohnbau-Blockade?Köln bekommt umstrittenen Masterplan für Grünflächen

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10.03.2022, Köln: Ein warmer, sonniger Märzanfang mit bis zu 16 Grad Celsius.




Foto: Csaba Peter Rakoczy

Grünfläche in Köln am Theodor-Heuss-Ring. Kölns Grünflächen sollen besser geschützt werden. (Symbolbild)

Braucht Köln mehr Grünflächen oder mehr Bauland? Der Masterplan Stadtgrün ist Zankapfel in der Frage um die Zukunft der Stadt.

Köln bekommt einen Masterplan für seine städtischen Grünflächen. Der „Masterplan Stadtgrün“ ist ein Fachgutachten, das Kölns Grünflächen in drei verschiedene Kategorien einteilt: Immergrün, Zukunftsgrün und Potenzialgrün. Je nach Kategorie sollen die Grünflächen mehr oder weniger strikt geschützt und erhalten werden. Der Stadtrat hat den Masterplan in der vergangenen Sitzung verabschiedet.

Kritik von Handwerkskammer und Mieterverein

Der Masterplan soll künftig bei neuen Versiegelungen oder Bauvorhaben mit berücksichtigt werden. Auf Flächen des Zukunftsgrüns, wie in Zündorf-Süd, wären Bauvorhaben damit schwerer möglich. Zuletzt kritisierte daher die Kölner Handwerkskammer, dass der Masterplan Wohnen und Arbeiten „verhindern“ könnte. Es sei zwar wichtig, dass Grün- und Freiflächen weiterentwickelt werden.

„Angesichts des Klimawandels wäre aber ebenso dringend erforderlich, mehr Photovoltaik-Anlagen auf Kölner Dächern zu installieren. Hierzu braucht es das Handwerk, das Handwerk braucht dazu Fachkräfte – und Fachkräfte brauchen Wohnraum“, sagte Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Auch der Kölner Mieterverein und der Haus- und Grundbesitzerverein hatten sich in der Vergangenheit gegen den Masterplan ausgesprochen, weil sie einen Stillstand beim Wohnungsbau befürchteten.

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Kritik von der Opposition am Masterplan Stadtgrün

Der Masterplan Stadtgrün hat als fachliche Stellungnahme allerdings keine rechtliche Verbindlichkeit. Er soll zwar als wichtige Vorgabe für künftige Planungen und Baufragen dienen, kann bestehende Bau- oder Flächennutzungspläne aber nicht außer Kraft setzen. „Wir wecken damit Erwartungen in der Bürgerschaft, die uns später als Kommunalpolitik auf die Füße fallen“, sagte Ralph Sterck von der FDP im Hinblick darauf, dass die gekennzeichneten Grünflächen am Ende doch bebaut werden könnten.

„Wir werden uns in Zukunft damit auseinandersetzen müssen, dass auf den Zukunfts- und Potenzialgrünflächen künftig Schulen oder andere Gebäude gebaut werden sollen. Und dann sagen die Bürger: Das sollte doch grün bleiben“, kommentierte auch Mike Homann von der SPD den Masterplan.

Grünen sprechen von Meilenstein für den Klimaschutz

Gleichzeitig befürchtet die SPD durch den Masterplan trotzdem eine weitere Blockade für den Wohnbau in Köln. Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt zeigt sich hingegen überzeugt vom Masterplan Stadtgrün. Er sei ein „Meilenstein für die Umwelt, den Klimaschutz und die Lebensqualität in Köln“, sagte Sabine Pakulat von den Grünen. „Er ist ein wesentliches Instrument, um den Wohnungsbau, Soziales, Gewerbe und Klimaschutz in Einklang zu bringen.“ Auch Niklas Kienitz (CDU) bezeichnete den Masterplan als ein „Bekenntnis zur grünen Infrastruktur“.

Der Masterplan soll nach seinem Beschluss nun fortgeschrieben werden. „Bis 2027 werden nacheinander in allen Stadtbezirken Maßnahmen zur gerechteren Verteilung des Stadtgrüns und zur konkreten Weiterentwicklung der vorhandenen Grünanlagen in den Veedeln erarbeitet“, teilt die Stadt mit. Die Bürger sollen daran beteiligt werden. Los geht es noch in 2023 in Ehrenfeld und Kalk.

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