Analyse von Hitze und RegenMeteorologe sieht drastischen Temperaturanstieg in Köln

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Die Jahresdurchschnittstemperatur in Köln ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen.

  • Am Flughafen Köln/Bonn werden seit 1957 detailliert die Wetterdaten für die Stadt aufgezeichnet: Temperatur, Windstärke, Niederschlag, Luftdruck und mehr.
  • Die Messwerte zeigen: Der Klimawandel ist spürbar in der Stadt angekommen.
  • Die Sommer bei uns sind länger und heißer.
  • Grundsätzlich hat sich das Klima vor allem in einem Aspekt deutlich verändert. Eine Analyse.

Köln – Spätestens seit Mitte Juli ist er in diesem Jahr in Köln angekommen: der Hochsommer. Mit ihm die Tage, an denen das Thermometer auf mehr als 25 Grad Celsius steigt. Oft werden sogar die 30 Grad überschritten. Für den Rest des Monats sagen verschiedene Modelle einen ähnlichen Trend voraus. Es wird heiß – wann und wie heiß genau, lässt sich im Voraus nicht präzise sagen. Erleben wir damit in diesem Jahr eigentlich einen normalen Sommer? Wie waren die Sommermonate in den vergangenen Jahren? Und welche Entwicklungen sind grundsätzlich beim Wetter und den Temperaturen in Köln festzustellen?

Klimawandel ist schon längst in Köln spürbar

Wir haben genauer in die Wetterdaten der vergangenen rund 60 Jahre geschaut und mit einem Experten gesprochen. Die Werte stammen von der Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Flughafen Köln/Bonn. Darin werden unterschiedliche Phänomene und Tendenzen deutlich. Und manche davon zeigen deutlich: Der Klimawandel ist schon längst in Köln spürbar.

So ist beim tagesgenauen Blick auf die Sommermonate Juni bis August der vergangenen zehn Jahre in den Aufzeichnungen sichtbar, dass die Anzahl der Sommertage mit mehr als 25 Grad in vielen Jahren zugenommen hat. Auch gibt es in vielen Jahren deutlich mehr heiße Tage mit Temperaturen von mehr als 30 Grad.

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Hierbei stechen vor allem die Jahre 2018 bis 2020 hervor, in denen es von etwa Mitte Juli an bis Mitte August extrem heiß war.

Das zeigt sich dann auch im Temperatur-Sommerdurchschnitt: Der hatte seit 2017 häufig über 19 Grad gelegen, 2018 und 2019 sogar bei 20 Grad und mehr. Seit 2017 ist die Häufung warmer Sommer auffällig. Allerdings gab es in Köln seit 1957 auch schon in den Jahren 1976, 1983, 1994, 2003 und 2006 Sommer mit mehr als 19 Grad Durchschnittstemperatur.

Den Schnitt nach oben getrieben haben vor allen Dingen vereinzelte Tage mit außergewöhnlichen Höchstwerten. Von den zehn heißesten Tagen seit 1957 gab es allein fünf im Zeitraum von 2018 bis 2020. An den ersten drei Positionen stehen der 24. bis 26. Juli 2019 mit Temperaturen von 39,5 Grad, 39,6 Grad und dem Rekordwert für Köln von 40,3 Grad. Auch bundesweit wurde an diesem Tag der Temperaturhöchstwert gemessen: In Duisburg-Baerl und Tönisvorst stieg das Thermometer auf 41,2 Grad. So heiß war es in Deutschland nie zuvor.

Noch deutlicher wird die Entwicklung nach Angaben von Thomas Kesseler-Lauterkorn, Diplom-Meteorologe und stellvertretender Leiter des Klimabüros des Deutschen Wetterdienstes in Essen, beim Blick auf längere Zeitspannen, genauer auf die beiden Abschnitte von 1961 bis 1990 und von 1991 bis 2020.

In Köln ist die Durchschnittstemperatur um ein Grad gestiegen

Dabei zeigt sich, dass die Jahresdurchschnittstemperatur in Köln innerhalb dieser rund 60 Jahre von 9,7 auf 10,7 Grad gestiegen ist.

„Die Erwärmung in den vergangenen Jahrzehnten ist eindeutig, auch wenn es natürlich einzelne Jahr-zu-Jahr-Schwankungen gibt“, sagt der Wetterexperte. Klimatologisch gesehen sei ein ganzes Grad eine „enorme Hausnummer“.

Ebenfalls zeige der Vergleich der beiden Zeitspannen, dass die Zahl der Sommertage (25 Grad und mehr) um mehr als ein Drittel gestiegen ist, die heißen Tage (30 Grad und mehr) haben um zwei Drittel zugelegt.

Und seit 1999 hat es in Köln kein Jahr gegeben hat, in dem es nicht mindestens 100 Tage mit 20 oder mehr Grad Höchsttemperatur gab.

Der Klimawandel ist da

„Der Klimawandel ist also da und er hat sich in den letzten Jahren noch beschleunigt. Das heißt, wir müssen uns in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer öfter auf Sommer einstellen, wie wir sie seit 2018 erleben, etwa mit häufigeren Hitze- und Dürreperioden“, so Kesseler-Lauterkorn. Und in einer wärmeren Atmosphäre bleibe ein erhöhtes Potenzial für extreme Starkregenfälle, die in den insgesamt trockeneren Sommern eher häufiger und heftiger zu erwarten seien.

Beim Blick auf die Zahlen zum Niederschlag in Köln ist ebenfalls eine Tendenz zu erkennen: Die Jahresniederschläge erreichen zuletzt selten mehr als 800 Liter pro Quadratmeter und Jahr.

Der Tag der Flut vor einem Jahr war zwar der mit Abstand regenreichste Tag im Zeitraum seit 1957. Im gesamten Monat Juli 2021 fielen aber an der Messstation am Flughafen 170,8 Liter pro Quadratmeter – und damit war der Rekord-Regenmonat des vergangenen Jahres kein Ausreißer nach oben.

Unter den zehn regenreichsten Tagen seit 1957 sind nur selten Jahreszahlen der vergangenen zwei Jahrzehnte zu lesen. Viermal tauchen 2000er-Jahreszahlen in der Rangliste auf.

Insgesamt zeigt die Analyse der Daten: Auch in Köln hat sich das Klima und Wetter in den vergangenen 60 Jahren enorm schnell verändert. Der ablesbare Trend deutet darauf hin, dass die Werte weiter steigen werden.

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