„Kein gewalttätiger Mensch“54-Jähriger Kölner nach Messerattacke freigesprochen

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Das Kölner Landgericht

Köln – Mit einem Freispruch ist am Dienstag der Prozess gegen einen 54-Jährigen zu Ende gegangen, der im November 2018 in Mülheim einen Passanten mit einem Messer angegriffen und anschließend in einem Schnellimbiss Muffins gestohlen hatte. Es sei nicht auszuschließen, dass er bei der Begehung der Taten schuldunfähig gewesen sei, befand die 13. Große Strafkammer des Landgerichts. Der Mann leidet an einer paranoiden Schizophrenie; erstmals wurde er 2007 deswegen stationär behandelt.

In jenem November hatte er offenbar einige Tage lang keine Medikamente genommen und sich mit großem Hunger und ohne Geld in der Tasche auf den Weg gemacht, um sich etwas zu essen zu besorgen. In der Tiefentalstraße ging er auf einen Fußgänger los und stach ihm mit eine Käsemesser durch die Kleidung in den Bauch; die Verletzungen waren minimal.

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Etwa eine Viertelstunde später betrat er die McDonald’s-Filiale am Clevischen Ring, warf einen Tablettwagen um, durchschlug eine Glasvitrine und raffte sieben Muffins zusammen. Auf der Flucht folgten ihm zwei Zeugen. Als er sich umdrehte und mit dem Messer drohte, liefen sie weg. Ein Zeuge fiel hin und zog sich Prellungen an Ellbogen und Knie zu. Kurz darauf nahmen Polizeibeamte den Täter fest.

Angeklagter sei „kein gewalttätiger Mensch“

Nach den Vorfällen wurde er in die geschlossene Psychiatrie gebracht. Die Strafkammer hatte zu entscheiden, ob der 54-Jährige dauerhaft in einer psychiatrischen Einrichtung unterzubringen sei. Davon sah sie ab. Die Gesamtwürdigung des Angeklagten und seiner bisherigen Taten, zu denen nicht nur die im Prozess verhandelten gehören, ergebe, dass er im Prinzip „kein gewalttätiger Mensch“ sei; die Attacke sei die Ausnahme.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit seien in Zukunft keine „erheblichen rechtswidrigen Taten“, die für die Allgemeinheit gefährlich sind, von ihm zu erwarten. Er werde engmaschig betreut und sei medikamentös gut eingestellt. Die Unterbringung in der Psychiatrie sei eine „schwere Sache“, sagte der Vorsitzende Richter Benjamin Roellenbleck. Sie schließe die Gefahr ein, „dass man da nie mehr rauskommt“.

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