Verkehrslärm in KölnTempo 50 auf der A57 am Blücherpark gefordert

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Die A57 führt direkt am Blücherpark vorbei.

Ehrenfeld – Sollte der Bürgerverein Bilderstöckchen mit seinem Tempo-50-Antrag Erfolg haben, würden Autofahrer auf der Autobahn 57 eine knappe Minute Zeit verlieren. Gewinnen würden vor allem diejenigen, die sich gern im Blücherpark aufhalten oder einen der benachbarten Schrebergärten besitzen; sie hätten deutlich mehr Ruhe.

Der Bürgerverein hat die Bezirksregierung aufgefordert, zwischen der Anschlussstelle Bickendorf und dem Tunnel an der Herkulesstraße, einer etwa 1,5 Kilometer langen Strecke, die Höchstgeschwindigkeit von derzeit 100 Kilometer pro Stunde auf die Hälfte zu begrenzen.

„Unzumutbare Lärmbelastung“

„Die Lärmbelastung im Blücherpark ist unzumutbar, dabei ist er einer der schönsten und gestalterisch wichtigsten Grünanlagen Kölns“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins, Andreas Langer. Die Stadtverwaltung stimmt der Einschätzung zu. „Der Park ist erheblich durch Lärmimmission belastet“, heißt es in einem Papier. Städtische Bedienstete haben den Schalldruck gemessen.

In dem Teil des Parks, der sich nahe der Fahrbahn befindet, entsprechen die Werte dem Lärm, den zum Beispiel ein Staubsauger in weniger als einem Meter Entfernung erzeugt. In den Wintermonaten, wenn kein Blattwerk den Verkehrslärm dämpft, ist das Dauerrauschen besonders störend. Dennoch sind sämtliche Versuche der Bezirksvertretung Nippes gescheitert, den Erholungswert der Freizeitanlage zu steigern.

Der Park und die ihn umgebenden 675 Kleingärten gehören zum Stadtbezirk Nippes, die Autobahn zu Ehrenfeld. Die dortige Bezirksvertretung wird sich in ihrer Sitzung am 20. März mit dem Problem befassen. Eine Lärmschutzwand, wie sie auf der Neuehrenfelder Fahrbahnseite errichtet worden ist, würde mindestens drei Millionen Euro kosten.

Der Bund fördert solche Anlagen allerdings nur, wenn ein Wohnviertel unter Reifen- und Motorengeräuschen leidet. Für den Schutz von Parkanlagen gibt Berlin kein Geld. Für die Stadt selber sei das Vorhaben zu teuer, heißt es im Rathaus.

Bezirksregierung prüft

Die Bezirksregierung will nach Angaben eines Sprechers innerhalb der kommenden zwei Monate über den Antrag des Bürgervereins entscheiden. Die Landesbehörde darf laut Straßenverkehrsordnung Einschränkungen „zum Schutz der Bevölkerung vor Lärm und Abgasen“ anordnen. Die Bestimmungen ermöglichen Tempolimits „in unmittelbarer Nähe von Erholungsstätten außerhalb geschlossener Ortschaften“.

Da für Autobahnen eine Mindestgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern vorgeschrieben ist, wird die Bezirksregierung dem Wunsch der Bürger keinesfalls in Gänze nachkommen. Ohnehin scheinen die Erfolgsaussichten der Initiative aus Bilderstöckchen gering. Ein Dutzend Lärmschutzanträge im Jahr muss die Bezirksregierung prüfen; nur jedem zehnten stimmt sie zu. Das nordrhein-westfälische Autobahnnetz umfasst gut 2200 Kilometer. Auf 37 Kilometern bestehen Geschwindigkeitsbegrenzungen wegen Lärmschutz; mal weisen die Schilder Tempo 100 aus, mal Tempo 80.

Im Tunnel unter der Herkulesstraße gilt seit längerem Tempo 50. Der sechsspurige Abschnitt ist allerdings nicht als Autobahn ausgewiesen, sondern als Kreisstraße. Wer den Verkehr an der nördlichen Seite der Unterführung beobachtet, kommt schnell zu der Erkenntnis: Hier tritt so gut wie niemand auf die Bremse – es sei denn, es hat sich im Tunnel ein Stau gebildet.

Krach auch für Schulen eine Belastung

Dabei wäre auch an dieser Stelle Rücksicht geboten. Denn sowohl für das Albertus-Magnus Gymnasium als auch für die Paul-Klee-Grundschule, die beide unmittelbar an die Autobahn grenzen, ist der Krach eine Dauerbelastung.

Die Stadt hat bereits vor Monaten Tempo-Kontrollen zugesagt. Der Verwaltung ist bekannt, dass sich kaum jemand an die Begrenzung hält. Wegen fehlender Standspuren kommen Blitzer im Tunnel für das Ordnungsamt jedoch nicht in Frage. „Das wäre zu gefährlich für unsere Mitarbeiter, die die Geräte warten müssen“, sagt Amtssprecher Heribert Büth.

Wohl aber sei es möglich, 300 Meter nördlich des Tunnels eine Messanlage aufzustellen. Über diesen Vorschlag, so Büth, werden Vertreter der Verwaltung und der Polizei in der Unfallkommission demnächst entscheiden.

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