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Sechs Männer in Köln vor GerichtBande stiehlt dutzende Wohnwagen

Lesezeit 2 Minuten
Landgericht Köln_RUST

Das Landgericht Köln.

Köln – Dutzendfacher Diebstahl von Wohnwagen wird sechs Männern vorgeworfen, die sich seit Montag vor dem Landgericht verantworten müssen. Die Angeklagten, zwischen 18 und 54 Jahren alt, sollen Angehörige einer Großsippe sein und sich mit anderen Tätern zu einer bis zu achtköpfigen Bande zusammengeschlossen haben.

Die Staatsanwaltschaft nimmt an, dass die Gruppierung darauf spezialisiert war, nachts in ganz Nordrhein-Westfalen hochwertige Wohnanhänger zu stehlen, nach Belgien zu bringen und dort an einen Hehler zu verkaufen. 37 Fälle sind angeklagt, davon acht Versuche. Der Gesamtschaden soll rund 780000 Euro betragen.

In Köln Bonn, Duisburg, Leverkusen und Pulheim zugeschlagen

Als Kopf der Band gilt ein Montenegriner; er soll den Kontakt zum Abnehmer in Belgien gehalten haben. Auch zwei andere Angeklagte sind nach eigenen Angaben Montenegriner, ein weiterer sagte, er sei Bürger Bosnien-Herzegowinas, zwei andere gaben an, staatenlos zu sein.

Als Tatorte benennt die Anklageschrift unter anderem Köln, Bonn, Duisburg, Leverkusen und Pulheim. Die Methode, die die Staatsanwältin beschrieb, blieb stets gleich. Demnach wurden zunächst die Tatorte ausgekundschaftet. Dort verschafften sich die Täter Zutritt zu Sammelstellplätzen oder umzäunten Grundstücken. An den Wohnwagen entfernten sie Parkkrallen und brachen Schlösser auf, versahen sie mit gestohlenen Kennzeichen und zogen sie auf die Straße. Dort koppelten sie das Gefährt an Zugfahrzeuge und fuhren Richtung Belgien. Um die „Gewinne zu optimieren“, seien die Täter gelegentlich gleichzeitig mit mehreren Autos auf Diebestour gegangen, sagte die Staatsanwältin.

Streifenwagen gerammt

Wiederholt flüchteten sie ohne Beute, weil sie damit rechnen mussten, erwischt zu werden. Und mehr als einmal kam es vor, dass sie einen Wohnwagen auf der Fahrt abkuppelten, um der Polizei, die die Verfolgung aufgenommen hatte, mit überhöhtem Tempo zu entgehen.

Am dramatischsten war nach Darstellung der Anklage eine Verfolgung Anfang August 2018: Die Täter wollten mit einem Wohnwagen, den sie in Frechen gestohlen hatten, auf der Autobahn einen Streifenwagen abschütteln. Der Fahrer bremste abrupt ab, ein Beifahrer löste die Kupplung, und der Wohnwagen rollte auf den Seitenstreifen. Das Polizeiauto setzte sich nun neben den Tatwagen; mehrmals rammte dessen Fahrer den Wagen der Streifenbeamten. Denen gelang es schließlich, den Pkw auf den Seitenstreifen abzudrängen. Er stoppte, und die Täter flüchteten zu Fuß.

Zu mehreren weiteren Anklagepunkten gehört, dass einer der Beschuldigten bei Wohnungseinbrüchen Beute im Gesamtwert von rund 14 700 Euro gemacht haben soll. Für den Prozess vor der 14. Großen Strafkammer sind 31 Verhandlungstage vorgesehen.