Stahlbauunternehmen gekündigtBau des Jüdischen Museums in Köln verzögert sich

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Jüdisches Museum Baustelle

Der Bau des Museum wird länger dauern und teurer sein.

Köln – Die Stadt hat dem Stahlbauunternehmen, das am Bau des Jüdischen Museums vor dem Historischen Rathaus beteiligt ist, eine Kündigung ausgesprochen. „Stetige Unzuverlässigkeit, wiederholte Terminüberschreitungen und maßlos überzogene Nachforderungen lassen der Stadt keine andere Möglichkeit, als sich kurzfristig von dem Stahlbauunternehmen zu trennen“, teilte eine Stadtsprecherin am Montag mit. Beim Gewerk Stahlbau handele es sich um eines der Schlüsselgewerke, ohne das auch für alle weiteren Gewerke kein Baufortschritt mehr möglich sei.

Das bedeutet, dass der Bau länger dauern und deutlich teurer werden wird als bislang geplant. Bislang lässt sich allerdings weder sagen, wie groß die Verzögerung sein wird, noch mit welchen Mehrkosten zu rechnen ist. Die Herausforderung besteht darin, dass die Stadt den Auftrag nun zunächst neu ausschreiben muss, was in der Regel mehrere Monate in Anspruch nimmt. Aufgrund der hohen Nachfrage dürfte es grundsätzlich schwierig sein, ein neues Stahlbauunternehmen zu finden. Das und der Umstand, dass die Stahlpreise angezogen haben, wird sich voraussichtlich deutlich auf die Gesamtkosten des Großprojekts auswirken. Bislang nennt die Stadt 127 Millionen Euro als Baukosten – als Eröffnungstermin wird bisher 2025 angestrebt.

Einigungsversuche sind gescheitert

Mit dem bisherigen Stahlbauunternehmen hatte es bereits früher Probleme gegeben. Trotz eines im März 2020 gefundenen Kompromisses, bei dem die Stadt im Interesse einer baldigen Fertigstellung erhebliches Entgegenkommen gezeigt habe, seien immer neue finanzielle und terminliche Zugeständnisse eingefordert worden, teilte die Stadtsprecherin mit. „Dieses unlautere Verhalten gipfelte in der Drohung, zur Montage bereitstehende Bauteile zurückzuhalten und für die weitere Fertigung notwendiges Material nicht zu bestellen, wenn die Stadt diesen offensichtlich unbegründeten Forderungen nicht nachkomme“, sagte sie.

Über Monate sei die Baustelle unzureichend, zuletzt gar nicht mehr mit Personal besetzt gewesen. Alle nach umfangreichen Verhandlungen seitens der Stadt unterbreiteten Einigungsversuche seien an den „maßlosen Forderungen des Stahlbauunternehmens gescheitert“. „Sein nachhaltig grob vertragswidriges Verhalten machte der Stadt Köln ein Festhalten am Vertrag unzumutbar, sodass die jetzt ausgesprochene außerordentliche Kündigung des Vertrags alternativlos war“, so die Sprecherin. Eine Fertigstellung des Gewerks Stahlbau mit diesem Unternehmen sei zu vertretbaren Kosten und in einem angemessenen zeitlichen Rahmen nicht mehr zu erwarten gewesen.

„Mit diesem Schritt wird finanzieller Schaden von der Stadt Köln und allen Steuerzahlerinnen und -zahlern abgewendet“, sagte die Stadtsprecherin. Die Stadtverwaltung bekenne sich im Sinne eines sorgfältigen Umgangs mit öffentlichen Mitteln zu ihrer Verantwortung zu wirtschaftlichem Handeln und nehme dabei auch die „besondere Bedeutung dieses so wichtigen, national und international beachteten Projekts“ in den Blick. Die Stadt werde das Stahlbauunternehmen wegen aller aus seinem vertragswidrigen Verhalten resultierender Schäden in Regress nehmen, kündigte die Sprecherin an.

18 beauftragte Firmen sind betroffen

Die Fertigstellung des Stahlbaus war nach Angaben der Stadt ursprünglich zum 31. März dieses Jahres geplant. Die nun erst deutlich später mögliche Fertigstellung des Stahlbaus werde sich zeitlich auch auf die Fassade, das Dach, die technische Gebäudeausrüstung, den Ausbau und die Ausstellung sowie auf die jeweiligen Vertragsfristen auswirken. 18 bereits beauftragte Firmen sowie mindestens weitere 16 Gewerke, die noch ausgeschrieben werden müssen, seien davon betroffen. Die weiteren Ausschreibungen und Vergaben müssten zurückgestellt werden, bis wieder eine Terminsicherheit bestehe.

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Der Fertigstellungstermin wurde in der Vergangenheit bereits zweimal verschoben. Das hing unter anderem mit Kampfmittelfunden im Baugrund, mit Umplanungen aufgrund einer zwischenzeitlich erhöhten Anforderung an die Sicherheit im Eingangsbereich des Museums sowie mit Terminverzögerungen bei den Rohbauarbeiten zusammen. Neue archäologische Befunde in unerwarteter Lage hemmten den Baufortschritt ebenfalls.

Das Jüdische Museum mit dem Namen Miqua entsteht auf und unter dem Rathausplatz. Es präsentiert mit dem römischen Praetorium, dem mittelalterlichen jüdischen Viertel und dem Goldschmiedeviertel bedeutende archäologische Architekturfunde zur Geschichte der Stadt.

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