Historische MitteWieso die Kölner Großbaustelle erst 2028 abgeschlossen wird

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Wilhelm Belke

Wilhelm Belke vom Dezernat Stadtentwicklung, Planen, Bauen und Wirtschaft

Köln – Wenn im Frühjahr die Bagger mit dem Abriss des Laurenz-Carrés beginnen, geht die Stadterneuerung rund um den Roncalliplatz in eine weitere Phase. Seit Beginn der Arbeiten im Dom-Carré 2018 bis zur voraussichtlichen Eröffnung der neuen „Historischen Mitte“ 2028 wird dort ununterbrochen gebaut: Dom-Carré, Laurenz-Carré, das Neubauprojekt „Historische Mitte“ und die Sanierung des Römisch-Germanischen Museums, die Fertigstellung des Jüdischen Museums, die Erweiterung des Wallraf Richartz Museums, die Sanierung des Gullivertunnels – mehr als 20 Baumaßnahmen sollen es schon jetzt in der Altstadt sein. Wenn sich hier die Betonmischer gegenseitig im Wege stehen, wird nach dem gerufen, der das Kuddelmuddel von Seiten der Stadt zu verantworten hat.

Dann wird Wilhelm Belke die Hand heben müssen. Der 61-jährige Architekt und Stadtplaner leitet seit 2018 die neue Stabstelle „Stadtbau im Quartier“ (SiQ). Sein Team soll alle Abläufe im öffentlichen Raum der Altstadt auf ihre Funktionalität und Effizienz hin überprüfen, Probleme zwischen Ämtern, Unternehmen und Bürgern untersuchen, Lösungen finden, um die Lebensqualität der Altstadt zu verbessern.

„Auswirkungen auf viele andere Stellen“

Über Jahre hinweg wird es dort laut, hektisch, schmutzig. Wilhelm Belke spricht trotzdem von einer Herausforderung, die ihm Spaß bereite, und deren Lösung zukunftsweisend sein könnte. Dienstsitz ist die Brückenstraße, „also nah am Geschehen“, wie Belke mit Blick auf den Pilotbereich Altstadt erklärt: der sensibelste und meistbeanspruchte Hotspot in Köln, funktional eng verflochten. „Wenn man an einer Stelle etwas bewegt“, erklärt er, „so hat das Auswirkungen auf viele andere Stellen.“ Da die Großbaustellen über geraume Zeit parallel laufen, braucht es ein Durchführungskonzept insbesondere für den Baustellenverkehr. Es gibt nur wenige Zufahrtswege im engen Verkehrskorsett der Altstadt. Darin müssen auch Stellplätze für Baucontainer, Kräne, Putzsilos gefunden werden. Wer, was, wann und wohin? „Wir müssen alle Eventualitäten durchdenken.“ Was muss erledigt sein, bevor eine andere Maßnahme beginnen kann?

Alles zum Thema Wallraf-Richartz-Museum

Damit ist derzeit auch Bernd Portz beschäftigt, Geschäftsführer der „GbR Historische Mitte“. 2028 soll das Kölnische Stadtmuseum am Roncalliplatz wiedereröffnen – falls der Stadtrat 2022 den Bau genehmigt. Bis dahin muss Portz möglichst alle kostenrelevanten Ungewissheiten ausschließen: Vor dem Abriss von Kurienhaus und RGM-Werkstattgebäude 2023 lässt er sie derzeit auf gefährliche Baustoffe hin untersuchen. Durch das künftige Baufeld führt die Fernwärmeleitung der Rheinenergie. „Die muss selbstverständlich umgelegt werden. Vorher können wir nicht bauen.“

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Die Lkw-intensivsten Zeiten werden die Abbrucharbeiten. Für die Baustellenzufahrtswege müssen zuerst Tragfähigkeitsuntersuchungen in Form von Druckproben gemacht werden: Halten die Straßen dem Lkw-Gewicht stand? 2022 müssen die Fernwärmeleitung und alle technischen Zuleitungen neu verlegt werden. Dazu muss erst der genaue Verlauf der alten Leitungen durch Suchgräben überprüft werden. Für diese Tiefbaumaßnahmen werden der Kurt-Hackenberg-Platz und die Straße Am Hof zeitweise gesperrt oder nur einspurig befahrbar sein. Sie sind die wichtigste Zu- und Abfahrt zum Dom- und Laurenz-Carré, aber auch für die sukzessive Anlieferung der Stahlmodule für das Jüdische Museum. Verzögert sich die Zulieferung weiter, gibt es Probleme mit der Zufahrt.

Ab Sommer soll zudem die Gürzenichstraße als eine erste Maßnahme der Via Culturalis umgebaut werden, Bauzeit gut zwei Jahre. In Teilen dieser Bauphasen werden dort Lkw nur bedingt fahren können. Läuft alles reibungslos, wird Wilhelm Belke Verwaltungsgeschichte schreiben. Die Stabstelle versteht sich als Speerspitze der Reker’schen Verwaltungsreform. Sie soll nicht Ressort-orientiert, sondern projektbezogen und ganzheitlich denken und arbeiten. Ist diese Herangehensweise erfolgreich, soll sie auf andere Stadträume übertragen werden.

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