„Decke Pitter – Du Kölsches Klangjewitter“Willibert Pauels stellt sein neues Lied in Köln vor

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Karnevalist und Priester Willibert Pauels steht unter der Glocke im Kölner Dom und breitet seine Arme aus.

Karnevalist und Priester Willibert Pauels stellt seinen neuen Song „Decke Pitter- Du kölsches Klangjewitter“ vor.

Willibert Pauels wird am 5. Mai sein „Decke Pitter“-Lied pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum des Glockengusses performen.

Willibert Pauels umarmt den riesigen Klöppel, als wäre es ein alter Freund. Dann schaut er hoch in das Innere der wuchtigen Glocke und schwärmt: „Ein härrlisches Bild.“ „Ne bergische Jung“ und Kölns berühmteste Glocke, der „Decke Pitter“, auf Kuschelkurs.

Neuer Kölscher Schunkelsong zum 100. Geburtstag

Am 5. Mai jährt sich der Guss des 24 Tonnen schweren Ungetüms zum 100. Mal. Zeit, den kölschen Mythos im Kölner Dom gebührend zu feiern. Das passiert vom 4. bis 7. Mai mit dem Europäischen Glockentag, bestehend aus Ausstellungen, Konzerten, Vorträgen und natürlich dem tiefen Klang der Petersglocke, die am 5. Mai 1923 im thüringischen Apolda gegossen wurde und seitdem freischwingender Bestandteil der kölschen Folklore ist.

Für die musikalische Umarmung ist im Jubiläumsjahr Willibert Pauels alias „Ne bergische Jung“ zuständig. Der Diakon im Ruhestand, Büttenredner und Sänger wird am kommenden Freitagabend mit seinem neuen Schunkelsong „Decke Pitter – Du Kölsches Klangjewitter“ erstmals öffentlich auftreten. Voller Inbrunst stellte der 68-Jährige das Werk am Dienstag der Presse vor.

„M’r hürt dich us däm Dom vun Kölle bes noh Rom Decke Pitter, mer schlare dich zum Ritter Un eines es jewiss, dat du der Jrößte bes“, heißt es in der ersten Strophe.

„Decke Pitter“ im Herz der Kölnerinnen und Kölner verankert

Der Mann mit der Lederweste präsentiert sich sogar als versierter Luftgitarrenspieler, als er den von Bernd Knopp und Stephan Baur geschriebenen und von Klaus Löhmer produzierten Gassenhauer (Pavement Musikverlag) in den Räumen des Domradios intoniert. Es ist das Comeback des Karnevals Anfang Mai.

Karnevalist und Priester Willibert Pauels umarmt die Glocke im Dom.

Willibert Pauels hat seine ganz eigenen Erinnerungen zur Glocke im Dom.

Bevor der Ex-Diakon im Bauaufzug des Doms in 47 Meter Höhe entschwebt, um dem frisch von Taubendreck gesäuberten Gegenstand seiner Liebeszeilen einen Kurzbesuch abzustatten, erinnert er sich an seine Kindheit, als er mit seiner Mutter im Bus aus Wipperfürth nach Köln kam und manchmal auch die Petersglocke mit ihrem „dunklen, mächtigen, wuchtigen“ Schlagton C hörte: „Der Dicke Pitter übertönt nicht nur alle, er ist auch in das Herz der Kölnerinnen und Kölner gewachsen.“

Kölner Petersglocke – aller Anfang ist schwer

Dieses Glück war der Vorgängerin der Petersglocke nicht beschieden. Die „Kaiserglocke“, die 1878 in den Südturm gezogen wurde, erreichte statt dem gewünschten C nur ein Cis. Weil sie nur selten geläutet wurde, war sie auch als „Große Schweigerin“ bekannt. Im Zuge der Ressourcenknappheit musste sie während des Ersten Weltkriegs der Rüstungsindustrie geopfert werden.

Auch die Petersglocke hatte es zunächst nicht leicht. Ihr Transport nach Köln verzögerte sich mehr als ein Jahr, da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sie an der Grenze zum besetzten Ruhrgebiet für Reparationszahlungen beschlagnahmt wird. Heiligabend 1924 sollte der C-Ton der größten freischwingenden Glocke der Welt dann endlich über der Stadt erklingen, doch das Seil der Läutemaschine gab nach dreimaligem Anschlag den Geist auf. Das „Klangjewitter“ kam also mit Verspätung, erst im Oktober 1925 war es endlich soweit.

Die Glocke im Dom bei Tag.

Die Petersglocke hat einen schwierigen Start zu verzeichnen.

Glockenkonzert, Kolloquium und Glockenspaziergang in Köln

Höhepunkt des Europäischen Glockentags (4. bis 7. Mai) ist ein Glockenkonzert am Freitag, 5. Mai, ab 20 Uhr. Dann werden alle zwölf Glocken des Doms in einer Symphonie zu hören sein. Ab 21 Uhr werden auf dem Roncalliplatz öffentlich mehrere Glocken gegossen, zum Programm gehört auch das „Dicke Pitter“-Lied von Willibert Pauels.

Das „30. Kolloquium zur Glockenkunde“ ist ebenfalls Bestandteil des Festprogramms. Im Antonius-Saal des Citykirchenzentrums an der Antoniterkirche tauschen sich Sachverständige, Glockengießer und Glockenkundler (Campanologen) aus.

Für alle Interessierten bietet das Deutsche Glockenmuseum am Samstag, 6. Mai, in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk Köln und dem Domforum einen ganztägigen Glockenspaziergang durch die Kölner Altstadt an. Im Domforum wird an allen Tagen die Ausstellung „Ein Jahrhundert Decker Pitter“ zu sehen sein.

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