Nach fast 50 Jahren Mitgliedschaft kehrt Fritz Schramma (78) seiner CDU den Rücken – aus Wut über den Führungsstil in der örtlichen Partei und Fraktion.
„Das ist alles kein Stil“Kölns Ex-OB Fritz Schramma tritt aus der CDU aus

Kölns Ex-Oberbürgermeister Fritz Schramma (hier im Juli 2024) kehrt seiner Partei den Rücken.
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In wenigen Wochen hätte Kölns Ex-OB Fritz Schramma eine Auszeichnung von der Kölner CDU erhalten – für 50 Jahre Parteimitgliedschaft. Doch nun tritt er aus der CDU aus. Und nicht nur er: Auch seine Ehefrau und seine Tochter haben der Partei den Rücken gekehrt.
Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: die Folgen der Kommunalwahl im September. „Bei dieser katastrophalen Wahl sind alle Ziele verfehlt worden“, wettert Schramma laut „Kölnischer Rundschau“. Und meint damit, stärkste Fraktion zu werden und den Oberbürgermeister zu stellen.
Statt Konsequenzen zu ziehen, hätten sich Fraktionschef Bernd Petelkau und Geschäftsführer Niklas Kienitz am nächsten Morgen um 8 Uhr in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ einfach wiederwählen lassen.
„Ich mache das einfach nicht mehr mit“
Es habe trotz der „katastrophalen“ Niederlage der CDU keine Selbstreflexion oder -kritik gegeben. „Ich mache das einfach nicht mehr mit“, so Schramma. Seinen Austritt wolle er nicht als persönliche Resignation, sondern als Appell an jüngere Parteimitglieder verstanden wissen. „Ich habe nicht mehr die Kraft, mich da noch einmal großartig zu engagieren.“
Schramma kritisiert auch, wie mit anderen umgegangen wird. Dass Bürgermeister Ralph Elster bei der Sitzung überraschend „abgesägt“ wurde, empört ihn. Sein Urteil ist vernichtend: „Das ist alles kein Stil. Ich verstehe auch nicht, dass die Parteivorsitzende das so mitträgt.“
Damit meint er Serap Güler. Die Bundestagsabgeordnete sei zwar der „unbestrittene Star der Kölner CDU nach außen“, aber als Parteivorsitzende eine Fehlbesetzung. „Das kann man nicht leisten, wenn man in Berlin sitzt und sogar noch weltweit unterwegs ist“, so Schrammas knallhartes Urteil.
„Der Fisch stinkt vom Kopf her“
Die Basis werde komplett ignoriert. „Da sind ganz viele Leute, die würden sich gerne einbringen, aber sie kommen einfach gar nicht zum Zuge, weil dieses alte System an der Spitze so verkrustet ist.“ Schramma wird noch deutlicher: „Der Fisch stinkt vom Kopf her.“
„Die Jungs und Mädels machen das nach wie vor nur, um ihre eigenen Pfründe zu sichern“, ärgert sich Schramma: „Das möchte ich nicht mittragen, das ist nicht mehr meine Partei.“ Deshalb habe er nun den Schlussstrich gezogen.
Aus Verärgerung über die Rolle des damaligen Partei- und Fraktionsvorsitzenden Bernd Petelkau in der Affäre um die Besetzung von Posten bei den Stadtwerken hatte Schramma 2021 bereits den Ehrenvorsitz der Kölner CDU abgegeben. (red)

