Neues Rauschmittel wird im Internet gefeiertKölner Fachhändler finden HHC-Cannabis „bedenklich“

Lesezeit 3 Minuten
Oliver und Jones arbeiten im InOne Headshop an der Hahnenstraße 18 in Köln.

Oliver (links)und Jones arbeiten im InOne Headshop an der Hahnenstraße 18 in Köln. Sie verkaufen allerlei Bedarf für Cannabis-Fans und Kiffer. Allerdings nicht das neuartige HHC.

Es ist legal und macht high: Cannabis mit HHC ist gerade sehr beliebt. Kölner Fachhändler halten davon nicht viel.

Ein enthusiastisches „Ja, klar!“ kommt von einem Mitarbeiter zurück, wenn man in einem Headshop, einem einschlägigen Geschäft für Cannabis-Fans am Habsburgerring in der Kölner Innenstadt, nachfragt, ob sie denn auch HHC im Sortiment haben.

HHC – Hexahydrocannabinol – ist noch relativ neu auf dem Markt und voll im Trend. Beliebt scheint es vor allem bei jüngeren Menschen und Teenagern zu sein. Auf der Social-Media-Plattform Tiktok wird es in etlichen Videos angepriesen.

HHC ist ein Cannabinoid, ein Inhaltsstoff der Hanfpflanze. Es kommt nur in geringer Menge natürlich in Hanf vor. Für die volle Wirkung wird es in größerer Menge synthetisiert und anschließend wieder legalem Cannabis zugeführt. Konzentrierter soll HHC wie THC – Tetrahydrocannabinol – wirken. Es berauscht und soll psychoaktiv sein. Es macht high. Cannabis mit THC ist deshalb (noch) in Deutschland verboten, HHC allerdings nicht.

Headshop-Mitarbeiter verspricht „keine Nebenwirkungen“

Eine E-Shisha mit dem neuen Cannabis-Inhaltsstoff HHC.

„Vapes“ mit HHC werden in dem Headshop am Habsburgerring verkauft.

Deshalb wird es von einem Mitarbeiter des Headshops am Habsburgerring in den Himmel gelobt, es sei „wie echtes Gras mit THC“. Für 25 Euro bekommt es in dem Geschäft gebrauchsfertige kleine, handliche E-Shishas, „Vapes“ genannt. 250 Züge bekommt man aus ihnen – es sei ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als mit herkömmlichem Gras.

In dem Headshop werden zwei Varianten geführt: Einmal mit 55 Prozent, einmal mit 75 Prozent HHC. „Wenn du Kiffen gewöhnt bist, empfehle ich dir die stärkere Variante“, heißt es vom Mitarbeiter.

Wie es mit psychischen Folgen aussieht? „Keine Nebenwirkungen“, versichert sein Kollege. Ist es wirklich legal? „Natürlich, sonst wäre doch keine Steuermarke drauf!“ Jegliche Zweifel werden einem direkt von den Mitarbeitern genommen.

HHC ähnlich wie Spice

Andere Kölner Fachhändler sind skeptischer. Wie Oliver und Jones. Sie arbeiten im Kölner Inone Headshop an der Hahnenstraße. Seit etwa drei Monaten würden vor allem Jugendliche in ihr Geschäft kommen und nach HHC fragen. Mehrmals am Tag.

Im Inone Headshop gibt es jedoch keine Cannabis-Produkte zu kaufen, sondern nur Zubehör: Filter, Blättchen, Bongs und Pfeifen, neben Shishas und Liquids für E-Zigaretten. Keine Rauschmittel, also auch kein HHC.

„Wir verkaufen das nicht, weil wir es bedenklich finden“, sagt Jones. Sie habe bereits gehört, dass man von HHC „schlechte Trips“ bekomme, ähnlich wie bei Spice.

„Spice“ tauchte Mitte der 2000er-Jahre auf: Eine zum Rauchen gedachte Kräutermischung, angereichert mit synthetischen, psychoaktiven Cannabinoiden. Es wurde als THC-Alternative beworben und verkauft, 2009 wurde Spice in Deutschland verboten. Unter anderem wegen der gefährlichen Wirkung auf die Psyche.

Kölner Kiosk verkauft HHC-Vorrat in einer Woche

HHC steht aus ähnlichen Gründen auch bereits seit Oktober 2022 auf der Frühwarnliste der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA). Die pharmakologischen und verhaltensverändernden Effekte sind noch nicht erforscht worden. Dadurch, dass es legal ist, stelle es eine Gefahr für junge und unerfahrene Menschen dar.

„Was machste, wenn jemand einen Unfall mit dem Auto oder eine Psychose hat?“, fragt Oliver aus dem Inone Headshop. Die Verantwortung, die man durch den Verkauf einer so neuartigen, unerforschten Droge wie HHC trage, wollen die Mitarbeiter nicht. Generell könne er sich nicht vorstellen, dass Fachhändler das neue Cannabis verkaufen.

Vapes in einem Kölner Kiosk

In Kiosken wird das neue Cannabis Produkt auch vertrieben. Hinweise auf die Wirkung gibt es aber nicht.

In Kölner Kiosken bekommt man HHC allerdings schon, genauso wie andere Tabakwaren oder E-Zigaretten. Eine Trinkhalle in der Nähe des Hansarings vertreibt die gleichen Vapes wie der Headshop am Habsburgerring – nur 2 Euro teurer. 

Expertise hat der Mann hinter dem Verkaufstresen nicht. „Keine Ahnung, ich probiere das nicht aus“, gesteht er zu. Zur Wirkung oder zu Risiken könne er nichts sagen. Nur, dass er vor einer Weile eine Packung in den Laden gestellt habe und „in einer Woche alles weg“ gewesen sei. 

KStA abonnieren