Betrugsmasche„Falsche Polizisten“ stehen in Köln vor Gericht – Angeklagte schweigen noch

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Eine ältere Frau telefoniert mit einem schnurlosen Festnetztelefon.

Zwei Männer gaben sich am Telefon mehrfach als „Falsche Polizisten“ aus. Jetzt stehen sie in Köln vor Gericht. (Symbolbild)

Zwei Männer stehen in Köln vor Gericht, weil sie sich gleich mehrfach als Polizisten ausgegeben haben und mit der Masche Geld erbeuteten.

Gut drei Jahre ist es her, dass das Landgericht Erfurt in einem Betrugsprozess um die Masche „Falscher Polizist am Telefon“ den Hauptangeklagten zu drei Jahren Haft verurteilte. Die zwei Mitangeklagten wurden wegen mehrerer Fälle der Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug verurteilt. Da sie zur Tatzeit Heranwachsende waren, wurde Jugendstrafrecht angewandt; dies erlaubte es, die Taten durch einen Schuldspruch zu missbilligen, die Entscheidung über die Verhängung einer Strafe jedoch auszusetzen. Am Donnerstag (30. März) standen die beiden Männer, die in Bremen wohnen und inzwischen 24 Jahre alt sind, erneut vor Gericht, diesmal in Köln.

Zur Last gelegt werden ihnen vier Taten im Februar 2019, die zur selben Serie gehören, um die es in Erfurt ging. Die Männer sollen Mitglieder einer Bande gewesen sein, deren Drahtzieher von der Türkei aus operiert haben sollen. Laut Staatsanwaltschaft erfüllten die Angeklagten die Aufgabe, den Mittätern telefonisch Lagebeschreibungen der Wohnanschriften der Opfer zu geben und dann die Beute abzuholen.

Betrug: „Falsche Polizisten“ erbeuten Schmuck, Münzen und Bargeld

Im ersten Fall rief ein vermeintlicher Kriminalbeamter 68 und 71 Jahre alte Eheleute in Lübeck an und machte ihnen weis, ihre Wertsachen in einem Schließfach in Travemünde seien gefährdet. Das Paar ließ sich dazu bringen, Dokumente, Festplatten, Goldmünzen und Schmuck im Gesamtwert von rund 25.000 Euro in einen Koffer zu packen und diesen zwischen Mülltonnen abzustellen.

Eine 86-jährige Frau in Hilden glaubte einem falschen Polizisten, in der Nachbarschaft seien Einbrecher unterwegs, die sie im Visier hätten, und deponierte vor dem Haus eine Tasche mit 500 Euro und Dokumenten. Eine 69-Jährige, die ebenfalls in Hilden wohnt, ließ sich von Männern, die sich als Polizeibeamte und Staatsanwalt ausgaben, einwickeln, füllte Blattgold und Krügerrand-Münzen, die insgesamt 11.500 Euro wert waren, sowie 50.000 Euro Bargeld in einen Rucksack und deponierte ihn vor der Haustür.

Köln-Weiden: 81-Jährige räumt Konto leer

Der vierte Fall betrifft Köln: Eine 81-jährige Seniorin aus Weiden ließ sich davon überzeugen, eine Verbrecherbande habe es auf ihr Bankschließfach abgesehen, räumte es leer und hob zudem 4000 Euro ab. In der Tasche, die sie zwischen Müllcontainern abstellte, steckten unter anderem Goldmünzen und Bargeld im Wert von insgesamt 14.000 Euro. Sie nahm an, die Polizei wolle damit die Verbrecher ködern und sie auf frischer Tat ertappen.

Die Angeklagten, beide ohne Arbeit, schwiegen zu den Vorwürfen. Mit Blick auf das Erfurter Verfahren sagte die Vorsitzende Richterin, die „Zusammenführung der Ermittlungen wäre sinnvoll gewesen“. Die Beweislage halte die Kammer für dünn. Der Staatsanwalt sagte, er sehe die Beweislage „nicht so kritisch“. Alles in allem lasse sich aber eine Einstellung des Verfahrens rechtfertigen. Die Kammer kam diesem Antrag mit der Begründung nach, im Hinblick auf die bereits erfolgte Verurteilung in Erfurt würde die zu erwartende Sanktion „nicht beträchtlich“ ins Gewicht fallen.

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