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„Unfallfrei statt Böllerei“Kölner Feuerwehr zeigt Gefahren von Feuerwerkskörpern

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Unter dem Motto Unfallfrei statt Böllerfrei klärt Wolfgang Stabe über Gefahren von Böllern auf.

Unter dem Motto Unfallfrei statt Böllerfrei klärt Wolfgang Stabe über Gefahren von Böllern auf.

Das Risiko von Feuerwerkskörpern wird oft unterschätzt: Brandwunden, dauerhafte Narben und verlorene Gliedmaßen sind mögliche Folgen.

Sie knallen, rauchen, werfen bunte Lichter – und bergen Gefahren: Feuerwerkskörper. Jedes Jahr an Silvester gibt es viele Verletzte, weil Böller zu früh hochgehen, „Raketen“ Feiernde treffen, Menschen leichtsinnig sind.

Um auf diese Gefahren aufmerksam zu machen und vor allem Kinder zu sensibilisieren, fand in der Feuer- und Rettungswache Marienburg ein Präventionstraining statt. „Unfallfrei statt böllerfrei“, so war die Veranstaltung der Feuerwehr Köln in Zusammenarbeit mit dem Kinderkrankenhaus in der Amsterdamer-Straße überschrieben. Pyrotechniker Wolfgang Stabe demonstrierte einer Schulklasse der Grüngürtelgrundschule Rodenkirchen die Gefahren verschiedener Böller und klärte über Präventionsmaßnahmen auf. „So wollen wir Familien über die Risiken von Böllern aufklären“, sagte Stabe.

Oftmals wird die Gefahr, die von Feuerwerkskörpern ausgeht, unterschätzt.

Oftmals wird die Gefahr, die von Feuerwerkskörpern ausgeht, unterschätzt.

Viele Kinder lieben Feuerwerk, „das sieht immer schön aus“, sagt der siebenjährige Lennart. Rund 200 Kinder werden jedes Jahr mit Brandverletzungen ins Kölner Kinderkrankenhaus gebracht, zehn bis 15 von ihnen müssen aufgrund schwerer Verbrennungen stationär behandelt werden.

„Wir haben auch die schweren Fälle gesehen“, sagt Rebecca Pohle, Leiterin des Zentrums für schwer brandverletzte Kinder des Kinderkrankenhauses. Sie erzählt von abgerissenen Fingern, die nur teilweise wieder rekonstruiert werden können, von Narben, die entstellen und oft die Beweglichkeit schwer einschränken. Ärzte des Zentrums empfehlen den Kindern dringend, beim Böllern genügend Abstand einzuhalten und sich genau an die Gebrauchsanweisungen zu halten. Gerade Kinder sollten das Spektakel nur aus der Ferne beobachten.

Die Kinder dürfen auch selber löschen.

Die Kinder dürfen auch selber löschen.

Polizei und Feuerwehr sind aber an Silvester bei weitem nicht nur wegen verletzter Kinder im Dauereinsatz. Viele Erwachsene, vor allem junge Männer, geben viel Geld für Feuerwerk aus. Wenn sie es dann an Mitternacht entzünden, sind sie oft nicht nüchtern und dementsprechend enthemmt und unvorsichtig. Etwa 15 Prozent der Feuerwehreinsätze seien an Neujahr auf Verletzungen mit Böllern zurückzuführen, sagt Ulrich Laschet, Pressesprecher der Feuerwehr. Nicht selten würden in Köln Raketen von Balkonen gezündet, träfen dann andere Balkone und entzündeten Gegenstände. „Die Flammen können dann auf das ganze Haus übergehen“, sagt Laschet. „Diese Fälle treten immer häufiger auf.“

Laschet: „Natürliche Spürsinn für Gefahr fehlt“

Die Einsätze an Silvester hätten in den vergangenen Jahren zugenommen, das Bewusstsein für Gefahren sei gesunken, sagt Laschet. „Der natürliche Spürsinn für Gefahr fehlt.“ Das habe gravierende Folgen.

Denn die Feuerwerkskörper besitzen eine massive Sprengkraft. Um das zu demonstrieren, platziert Pyrotechniker Stabe einen handelsüblichen Chinaböller in einem Weißkohl, bevor er ihn entzündet. Für einen Moment bleibt der Kohlkopf ruhig liegen. Dann ertönt ein ohrenbetäubender Knall, Gemüsefetzen fliegen, die Luft riecht stark nach Schwefel. Auf der glänzenden Oberfläche des Kohls klafft ein großes, schwarzes Brandloch, das immer noch leise vor sich hin raucht. „Er ist fast heil geblieben, hat aber ordentliche Brandspuren“, sagt Stabe. „Da hätte man jetzt schon eine verbrannte Hand.“

Die Sprengkraft der Böller ist immens.

Die Sprengkraft der Böller ist immens.

Ein illegaler Böller sprengt den Kohl wenig später komplett: Das Gemüse wird in Fetzen gerissen, die Kinder staunen. Das hätte auch eine Hand sein können. „Was für eine Kraft“, sagt die siebenjährige Frieda. „Ich war schockiert, als ich den Kohl gesehen habe.“

Trunkenheit, Selbstüberschätzung, falsche Lagerung – es gibt viele die Gründe für Unfälle mit Feuerwerkskörpern. „Falsch gelagert und zusammen gepresst bildet sich eine Thermik“, erklärt Feuerwehrsprecher Laschet. Das Schwarzpulver werde dann hochentzündlich. Greife etwa eine Wunderkerze auf einen ganzen Strauß über, sieht das im ersten Moment hübsch aus, wenn die Funken fliegen.

Doch schnell jagt eine grelle Stichflamme gen Himmel. Angefeuert von ihren Klassenkameraden übernehmen das Luisa und Max den Job des Feuerwehrmannes- stilecht mit Feuerwehrjacken und Helmen. Sie greifen zum Feuerwehrschlauch, löschen – und wissen ab sofort, wie gefährlich Feuerwerkskörper sind.