Buchvorstellung „Colonia Romanica XXXVII“Förderverein Romanische Kirchen Köln stellt neues Jahrbuch vor

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Zu sehen sind (v.l.) Helmut Loggen, Vorsitzender des Fördervereins Romanische Kirchen, Gabriele Oepen-Domschky, Geschäftstführerin des Fördervereins, und Stephan Ch. Kessler, Pfarrer an St. Peter.

Zu sehen sind (v.l.) Helmut Loggen, Vorsitzender des Fördervereins Romanische Kirchen, Gabriele Oepen-Domschky, Geschäftstführerin des Fördervereins, und Stephan Ch. Kessler, Pfarrer an St. Peter.

Der Förderverein Romanische Kirchen Köln stellt seinen Band des Jahrbuchs „Colonia Romanica“ vor. Auch Judenfeindlichkeit wird thematisiert.

Von der weit verbreiteten, tief sitzenden Judenfeindschaft ist in diesen Tagen und Wochen oft die Rede. Auf das Thema stößt man auch im neuen Band des Jahrbuchs „Colonia Romanica“ des Fördervereins Romanische Kirchen Köln, das am Freitag in der Kunststation Sank Peter vorgestellt wurde.

„Colonia Romanica XXXVII“: Auch Antisemitismus ist Thema

In einem Beitrag des 152-seitigen Buchs befasst sich Miriam Guth eingehend mit den Gewölbemalereien der Nikolauskapelle von St. Maria Lyskirchen, die in zwei Szenen eine mittelalterliche Legende aufgreifen: Die erste zeigt eine als Jude erkennbare Figur, die schläft, sodass sie nicht bemerkt, dass Diebe Reichtümer aus einer Truhe entwenden. In der Folgeszene geißelt die inzwischen aufgewachte Figur eine vor der aufgebrochenen Truhe liegende Nikolaus-Ikone, die auf die Schätze aufpassen sollte, mit einem Rutenbündel.

Die Legende geht so weiter: Der heilige Nikolaus erscheint den Räubern; daraufhin kehren sie zu dem Bestohlenen zurück, erzählen ihm von dem Wunder, händigen ihm die Beute aus, und der Jude bekehrt sich zum Christentum. Mit ihrem Aufsatz will die Autorin, wie sie am Ende schreibt, einen Beitrag zur „kritischen Beschäftigung mit den teils subtilen Darstellungen des Antisemitismus und der Judenfeindschaft“ leisten, „gerade weil diese häufig fest im kollektiven Bildgedächtnis verankert sind“.

In Kölns romanischen Kirchen ist längst nicht alles erforscht

Anders als frühere, thematisch orientierte Bände des Jahrbuchs, die sich zum Beispiel mit einer einzigen romanischen Kirche oder einer Stilepoche beschäftigten, versammelt die neue Ausgabe Texte zu verschiedenen Kirchen als „Orten für die Kunst“. Daher sprach Gabriele Oepen-Domschky, Geschäftsführerin des Fördervereins, bei der Präsentation von einem „bunten Strauß von Beiträgen“. Helmut Loggen, seit September Vorsitzender des Vereins, sagte, es sei erstaunlich, wie viel es nach wie vor in den romanischen Kirchen Kölns zu erforschen gebe.

Das Cover des 37. Jahrbuchs des Fördervereins Romanische Kirchen Köln.

Das Cover des 37. Jahrbuchs des Fördervereins Romanische Kirchen Köln.

Satzungsgemäß sei der Verein bemüht, Forschungen zu unterstützen und deren Ergebnisse zu verbreiten, ob durch Fachtagungen oder Publikationen. Als Ort der Vorstellung des 37. Jahrbuchs war die Kunststation St. Peter gewählt, denn in zwei Beiträgen spielt sie eine Rolle: In einem Test geht es um die Inschriften in der Sakramentskapelle dieser Kirche, und in einem anderen um den Bildhauer Karl Burgeff, zu dessen Werken ein Denkmal für Robert Grosche, der bis 1967 an St. Gereon als Pfarrer wirkte, und das Nordportal von St. Peter mit einer Darstellung des Sündenfalls gehören.

In St. Ursula wird ein liegender Löwe aus Bergkristall aufbewahrt

Das Bild auf der Vorderseite des Bucheinbands zeigt ein sonderbares Objekt, das in St. Ursula aufbewahrt wird und als Gefäß diente: einen liegenden Löwen aus Bergkristall. Das gedrungene, stilisierte Tier trägt einen turmartigen metallenen Aufbau, der mit einem ebenfalls aus Metall gefertigten Riemen auf seinem Rücken befestigt ist. Den Löwen und zwei weitere, kleine Gefäße aus Bergkristall, die – das eine fischartig, das andere in Form eines Backenzahns – an den Balken des Salierkreuzes in St. Severin hängen, hat Marcus Pilz genau untersucht. In seinem Aufsatz kommt er zu dem Schluss, es sei zweifelhaft, dass diese Objekte wie bislang angenommen im späten 10. und frühen 11. Jahrhundert im Reich der fatimidischen Kalifen hergestellt worden sind. Sind sie früher entstanden, im abassidischen Reich auf dem Gebiet des heutigen Irak? Stammt das Fischfläschchen überhaupt aus der islamischen Welt?

Weitere Themen des Bands sind archäologische Quellen zur Entstehung von St. Georg auf den Resten der südlichen römischen Vorstadt, Forschungen zu den Kölner Prachthandschriften der 10. und 11. Jahrhunderts und die Wandmalereifragmente in der Krypta von St. Maria im Kapitol.

„Colonia Romanica XXXVII“ ist im J. P. Bachem Verlag erschienen, eine Gabe an die Mitglieder des Fördervereins und zudem für 19,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

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