Interview mit Helmut Haumann„Ein einmaliger Schatz auf der Welt“ – über Kölns Romanische Kirchen

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Helmut Haumann, fotografiert in der Kirche St. Andreas in Köln.

Helmut Haumann hört nach mehr als 20 Jahren als Vorsitzender des Fördervereins Romanische Kirchen auf.

Helmut Haumann ist bis vor Kurzem Vorsitzender des Fördervereins Romanische Kirchen Köln gewesen und hat viel bewirkt.

Herr Haumann, warum haben Sie nicht noch einmal für den Vorsitz des Fördervereins kandidiert?

Aus Altersgründen. Mit meinen 83 Jahren bin ich zwar noch fit, aber in meinem Umfeld sehe ich, wie schnell sich so etwas ändern kann. Schon vor der vorletzten Jahreshauptversammlung, vor drei Jahren, habe ich angekündigt, dass ich 2023 nicht mehr kandidieren würde.

2002 wurden Sie gebeten, den Vorsitz zu übernehmen. Was hat sie an der Aufgabe gereizt?

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Dass ich viel bewegen konnte. Und ich hatte ich immer ein besonderes Verhältnis zu den romanischen Kirchen. Natürlich ist der Dom das Wahrzeichen von Köln, aber die Seele, so sage ich immer, das ist der Kranz der zwölf großen romanischen Kirchen. Kunsthistorisch sind sie viel bedeutsamer – ein einmaliger Schatz auf der Welt. In der Geschichte dieser Kirchen spiegelt sich auch das in den Jahrhunderten unterschiedliche Verhältnis von Amtskirche und Bürgertum in Köln wider. So hätten die Kirchen, die im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört oder stark beschädigt wurden, ohne die große Unterstützung der Bürgerschaft nicht wiederaufgebaut werden können.

Wie weit reicht Ihr persönliches Verhältnis zu den romanischen Kirchen zurück?

Schon als ganz junger Mensch bin ich oft in St. Andreas gewesen. Damals hielt Pater Rochus Spieker, ein Dominikaner, dort beeindruckende Predigten, lebensnah und trotzdem mit spiritueller Tiefe. Ich war sehr aktiv in der katholischen Jugend. In der Zeit habe ich zum Beispiel auch schon einmal zu Weihnachten eine Mitternachtsmesse in St. Gereon mitgestaltet. St. Maria im Kapitol in der Kasinostraße war damals Zentrum der katholischen Jugend Kölns, und das Wirken dort hat meinen Glauben mitgeprägt. Das Christentum war mir immer als frohe Botschaft wichtig, auch meiner Frau Christine, die inzwischen leider verstorben ist. Unseren vier Kindern haben wir Namen Kölner Heiliger gegeben: Ursula, Gereon, Bruno und Cordula.

Was gab es im Förderverein mitzugestalten?

Sehr vieles. Ein Projekt ist mir besonders ans Herz gewachsen: die neuen aussagekräftigen Kirchenfenster für St. Andreas nach Entwürfen von Professor Markus Lüpertz. Hier ist der Förderverein auf meinen Vorschlag zum ersten Mal als Projektträger aufgetreten. Bis Ende dieses Jahres sollen auch die letzten drei der insgesamt über zwanzig Fenster eingebaut sein. Schon jetzt pilgern Menschen, die sich das Richter-Fenster im Dom ansehen, zu den Lüpertz-Fenstern in St. Andreas und umgekehrt.

Welche Projekte fallen noch in Ihre Amtszeit?

Wir haben sehr zukunftsorientiert eine eigene Stiftung gegründet. Und seit fast 15 Jahren arbeite ich mit unserem Förderverein daran, dass Groß St. Martin wieder eine Vorhalle bekommt. Der Kreuzgang, den die Kirche ursprünglich hatte, wurde in der Säkularisation abgerissen. Der später errichtete Vorbau wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Zurzeit kommt man nur durch einen Seiteneingang direkt in die Kirche; das stört die liturgischen Feiern und die Betenden. Nach einem Architektenwettbewerb für die Vorhalle folgte eine Reihe von Schwierigkeiten. Als 2022 endlich eine Baugenehmigung vorlag, machte das Erzbistum, dem die Kirche direkt gehört, einen Rückzieher wegen der gestiegenen Baukosten. Bei einem Termin mit Kardinal Woelki habe ich ihm erklärt, warum das Projekt so wichtig ist, und angeboten, dass der Förderverein die Hälfte der damaligen Baukosten von bis zu 600.000 Euro übernimmt. Da hat er zugestimmt. Ich gehe davon aus, dass der Grundstein noch in diesem Jahr gelegt wird. Bis dahin begleite ich das Projekt weiter, so wie auch den Einbau der Lüpertz-Fenster.

Wohin ist das Geld unter Ihrem Vorsitz sonst noch geflossen?

Insgesamt dürften wir etwa 20 Millionen bewegt haben. Damit wurden neben Bauvorhaben zum Beispiel Orgelprojekte finanziert, unsere Jahrbücher, andere kunsthistorische Publikationen und die Entwicklung von Apps für jede romanische Kirche. Als Mitveranstalter unterstützen wir das Musikfestival „Romanischer Sommer“ jährlich mit einem großen Betrag, und wir haben ein wunderbares Schulprojekt ins Leben gerufen: Dreitägige Workshops bringen Viertklässlern spielerisch die romanischen Kirchen nahe. All dies dient dazu, in der Gesellschaft das Bewusstsein für den einmaligen Schatz, den wir haben, wachzuhalten und zu fördern. Dabei war es mir immer ein Anliegen, die Kirchen nicht zu Museen werden zu lassen, sondern als Orte für liturgische Feiern und das persönliche Gebet zu erhalten.

Wie steht es um die Zahl der Mitglieder in Zeiten der Bistumskrise wegen des Umgangs mit sexuellem Missbrauch?

Unser Förderverein ist ja überkonfessionell; auch der evangelische Stadtsuperintendent ist Mitglied unseres Vorstandes. Mir ist kein Fall bekannt, wo jemand wegen der Bistumskrise ausgetreten ist. Überhaupt tritt kaum jemand aus. Allerdings haben wir natürlich das Problem, dass Mitglieder sterben und zu wenige nachkommen. Noch ist die Zahl von 2500 einigermaßen stabil, aber wir müssen daran arbeiten. Wir freuen uns über jedes neue Mitglied, damit der Kranz der zwölf romanischen Kirchen als auf der Welt einmaliger Schatz auch in Zukunft entsprechend gepflegt werden kann.


Der Förderverein Romanische Kirchen Köln wurde 1981 im Hansasaal des Historischen Rathauses gegründet. Satzungsgemäße Aufgaben sind die Erhaltung, die Ausgestaltung und die wissenschaftliche Erforschung der zwölf großen und 13 kleinen romanischen Kirchen in Köln. Mit Führungen, Vorträgen, Kolloquien, Projekten für Kinder und anderen Aktivitäten will der Verein das Bewusstsein für die Bedeutung der Sakralbauten wachhalten.

Auf der Mitgliederversammlung im September 2023 wurde Helmut Loggen, der stellvertretender Direktor des Diözesan-Caritasverbandes für das Erzbistum Köln war, zum neuen Vorsitzenden gewählt. Helmut Haumann wurde einstimmig zum Ehren-Vorsitzenden ernannt.

Helmut Haumann und sein ereignisreiches Leben in Köln

Helmut Haumann, 1940 in Köln geboren, ist in einer katholischen Familie aufgewachsen und war von Jugend an ehrenamtlich in der Kölner Gesellschaft vielfältig aktiv im sozialen, kulturellen und sportlichen Bereich. Er hatte von 2002 bis zu diesem Jahr den Vorsitz des Fördervereins inne. Der Diplomingenieur war Vorstandsvorsitzender der GEW Köln AG, 2002 bis 2005 Gründungs-Vorstandsvorsitzender der Rhein-Energie AG und gleichzeitig Chef der Stadtwerke Köln.

2004 wurde er als „Deutschlands Energiemanager des Jahres“ ausgezeichnet. Die Technische Hochschule Köln ernannte ihn zum Ehren-Senator. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und des Ordens „Pro ecclesiae et pontifice“; 2010 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Ritter des Gregorius-Ordens. Haumann, seit 2011 verwitwet, hat vier Kinder und zehn Enkel.

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