Die Gemeinde St. Pius in Zollstock setzt in Zeiten sinkender Kirchenbesucherzahlen auf ein neues Pfarrteam und mehr Nähe im Veedel.
St. Pius öffnet Herz und TürenNeues Pfarrteam in Zollstock geht neue Wege

Karolin Plichta und Pfarrer Robert Knezevic wollen neue Wege gehen und mit St. Pius ein Teil des Veedels sein.
Copyright: Stephanie Broch
Die Christmette in St. Pius wird in diesem Jahr anders sein als sonst. Bereits um 20 Uhr beginnt der Gottesdienst, im Anschluss gibt es einen Umtrunk, Imbiss – und Gespräche. „Für viele Menschen, die allein sind, ist der Heiligabend eine schwere Zeit. Wir möchten, dass niemand diesen Abend einsam verbringen muss“, sagt Robert Knezevic. Der 44-Jährige ist der neue Pfarrer der katholischen Pius-Gemeinde in Zollstock. Gemeinsam mit Karolin Plichta, Referentin für Gemeindeneugründung, und einem Musiker, der im November hinzukommt, bildet er das neue Pfarrteam – und das hat viel vor.
Die drei wollen St. Pius zu einem Ort machen, an dem sich Menschen begegnen, unabhängig davon, ob sie gläubig sind oder nicht. „Wir sind ein Ort des Glaubens, aber offen für alle, die Gemeinschaft suchen. Wir haben ein offenes Haus und ein offenes Herz“, sagt Knezevic. Die Idee: Kirche soll wieder mitten im Veedel stattfinden – einladend, nah an den Menschen und am Leben

In St. Pius in Zollstock stehen große Veränderungen an. Das neue Pfarrteam will neue Wege gehen, um die Menschen zusammen und wieder in die Kirche zu bringen.
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Gottesdienst mit gemeinsamer Mahlzeit
Schon ab dem kommenden Jahr soll es sonntags nach der Messe ein Beisammensein mit kostenlosem Mittagessen geben. „Wir wollen, dass niemand ausgeschlossen wird – auch wer wenig Geld hat, soll dabei sein können“, so Knezevic. Die Küche im Pfarrheim wird derzeit für das neue Angebot umgerüstet. Im Frühjahr wird der Pfarrgarten geöffnet: Hochbeete sollen angelegt und von Interessierten „bewirtschaftet“ werden. Auch der Gottesdienst selbst wird sich verändern. Statt der klassischen Orgel werden Gitarre, E-Piano und Schlagzeug zu hören sein.
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Besonders am Herzen liegt dem Team die Einbindung Alleinerziehender. „Sie haben einen herausfordernden Alltag und benötigen Unterstützung. Bisher werden sie bei kirchlichen Angeboten oft übersehen“, so Pfarrer Knezevic. Er kennt die belastende Situation aus eigener Erfahrung, da seine Mutter ebenfalls alleinerziehend war. Mit ihr und seinem Bruder kam er 1997 in den Wirren des Balkankrieges von seiner Heimat Bosnien-Herzegowina nach Deutschland.
Neue Angebote in St. Pius in Zollstock
Die Ideen sprudeln nur so aus dem neuen Team. Geplant sind unter anderem ein Studententreff, Lernorte für Studierende, Angebote für Jugendliche, gemeinsames Waffelbacken und Kochkurse für Kinder. Gottesdienste wird es täglich geben, außer montags. „Wir würden am liebsten siebe Tage in der Woche etwas anbieten“, lacht Knezevic. Er lädt alle ein, sich einzubringen: „Wir freuen uns über jede und jeden, der eine Idee hat und mitmachen möchte“, so der Pfarrer.
Neustart mit eigenem Team
Das Projekt zur Gemeindeerneuerung orientiert sich am erfolgreichen Konzept des „Church Planting“, das seit einigen Jahren in England praktiziert wird und dort fast „tote“ Gemeinden wiederbelebt hat. Ein bemerkenswerter Ansatz in Zeiten schrumpfender Kirchengemeinden. Besonderes Vertrauen zeigt auch das Erzbistum Köln, das St. Pius ein eigenes Team zur Verfügung stellt, das eigenständig agieren kann. Angelegt ist das Projekt zunächst als Versuch auf fünf Jahre. „Wir hoffen, es entwickelt sich gut, wir möchten dauerhaft bleiben und ein Teil des Veedels sein“, sagt Pfarrer Knezevic.

