Das Antiochenisch-Orthodoxe Kloster in Dollendorf gehörte zu den wenigen Zwischenzielen der Deutschlandreise.
ReligionReliquien vom Berg Athos machten Station in Dollendorf

Einen Gottesdienst in der Klosterkirche leitete Metropolit Isaak Barakat. Vor Ort in Dollendorf vertritt Schwester Lukia die Antiochenisch-Orthodoxe Kirche.
Copyright: Stefan Lieser
Reliquien der heiligen Maria Magdalena, die sonst im Kloster Simonos Petras auf dem Berg Athos verwahrt werden, sind erstmals in Deutschland zu sehen. An mehreren Orten der Antiochenisch-Orthodoxen Kirche zwischen Oberhausen und München werden sie gezeigt, für einige Stunden waren sie auch in Dollendorf zu sehen.
Wer war Maria aus Magdala, genannt Maria Magdalena? Darüber gingen die Meinungen lange Jahre auseinander. Verdiente eine Prostituierte aus einer Stadt am See Genezareth die frühe Heiligsprechung? Eine reuige Sünderin, die Jesus der Überlieferung im Neuen Testament nach die Füße wusch und daraufhin zur Apostelin der Apostel, zur Begleiterin der Jünger Jesu, wurde? Oder war sie nach dem Johannes-Evangelium der erste Mensch, der dem Auferstandenen begegnete? Wie man es auch nimmt: In dieser christlichen Überlieferung geht es um starke Symbole für Toleranz, ebenso den Willen des Menschen zur Umkehr.
In der kleinen Klosterkirche wurden die Reliquien für eine Weile gezeigt
Mit den Reliquien war Metropolit (Erzbischof) Isaak Barakat in das Antiochenisch-Orthodoxe Kloster seines Kirchensprengels in Dollendorf gekommen. In der dortigen kleinen Klosterkirche wurden für einige Stunden Reliquien der linken Hand Maria Magdalenas sowie eines Splitters des Kreuzes Jesu zur Anbetung ausgestellt. Das konnte man im Eifeldorf durchaus als historisches Ereignis feiern.
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Vom Berg Athos nach Dollendorf: Die linke Hand Maria Magdalenas (r.) und eine Splitterreliquie des Kreuzes Jesu wurden für einige Stunden im Antiochenisch-Orthodoxen Kloster der Herrin im Eifeldorf den Gläubigen zur Anbetung gezeigt.
Copyright: Stefan Lieser
Die Heiligtümer seien derzeit auf der ersten Deutschland-Tournee überhaupt, so Barakat. Nach Oberhausen, Köln und Essen war Dollendorf die vierte Station. Schon nach wenigen Stunden wurden die Reliquien, in sicherer Transportkiste verpackt, nach Butzbach bei Frankfurt gebracht, bevor es weiter zur Antiochenisch-Orthodoxen Gemeinde von München geht. Am Montag werden die Reliquien per Flugzeug nach Griechenland und schließlich wieder an ihren Aufbewahrungsort auf dem Berg Athos zurückgebracht.
Rund 1000 Familien gehören der Kirche im Erzbistum Köln an
Erzbischof Barakat sah die Möglichkeit, den Gläubigen in und um Dollendorf die Reliquien zu zeigen, als eine einmalige Gelegenheit, die ihn mit großer Dankbarkeit erfülle. Er hatte für die rund 1000 Familien, die seiner Kirche im Kölner Erzbistum angehören, Kontakte zu Metropolit Augoustinos in Bonn genutzt und über ihn zu Archimandrit Elisaios, Abt im Kloster Simonos Petras. Er solle auch Dollendorf auf die Stationenreise setzen.
Eigentlich, so Barakat, sei das Unternehmen allerdings nichts Ungewöhnliches. „Über Jahrhunderte war es auch in der Katholischen Kirche üblich, Reliquien nicht nur an einem festen Ort aufzubewahren, sondern sie auch zu zeigen.“ Die Tradition wieder aufzunehmen, auch international, sei in diesen schwierigen Zeiten für die Gläubigen umso wichtiger, davon sei er überzeugt.
In Dollendorf war die kleine Klosterkirche gegenüber der katholischen Pfarrkirche restlos gefüllt. Nicht nur Gläubige der Antiochenisch-Orthodoxen Kirche waren gekommen. Ortsvorsteherin Gisela Caspers, ebenso zweite stellvertretende Bürgermeisterin: „Dass diese Reliquie Maria Magdalenas für einige Stunden hier im orthodoxen Kloster der Herrin von Antiochien verweilt, ist ein Geschenk. Für die orthodoxe Gemeinschaft, für unsere Gemeinde, für alle, die heute hierhingekommen sind.“ Es sei ein Zeichen der geistlichen Verbundenheit, der gegenseitigen Achtung und des gemeinsamen Weges im Glauben.
Für das kleine Kloster ist es tatsächlich eine große Auszeichnung – und für Klosterleiterin Schwester Lukia natürlich ein Höhepunkt des Jahres. Die Nonne führt das Ferien- und Seminarhaus ihrer Kirche alleine. 24 Zimmer stehen für Familien und Gruppen zur Verfügung. Man biete ein geistliches Programm und eine Freizeitbetreuung mit Eifelausflügen an, so Bischof Barakat. Unterstützung erfahre sie im Alltag dabei durch einige Leute aus dem Ort, so Schwester Lukia, etwa von der Nachbarin.
Man fühle sich in Dollendorf willkommen, so Bischof Isaak Barakat. Umso mehr, nachdem die nötigen Umbaumaßnahmen am Gebäude abgeschlossen seien. Was viele ältere Dollendorfer noch wissen: Das Antiochenisch-Orthodoxe Kloster führt eine Linie fort. „Das war schon einmal ein Kloster, damals für katholische Nonnen, bevor das Gebäude leer stand und dann zur Flüchtlingsunterkunft wurde“, so Schwester Lukia. Sie erfüllt so das kleine geistliche Zentrum, das Dollendorf lange gewesen ist, mit neuem Leben.


