Köln früher und heuteMarienburger Südpark sollte Villen-Erbauer anlocken

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Der Südpark in Köln-Marienburg im Jahr 1920

  • In unserer PLUS-Serie „Köln früher und heute” zeigen wir jede Woche einen Ort in Köln und erzählen von dessen Geschichte und Gegenwart.
  • In dieser Folge geht es um den Südpark in Marienburg, der Ende des 19. Jahrhunderts im noblen Villen-Stadtteil angelegt wurde.
  • Der alte Kiefernbestand macht die halbkreisförmige Grünanlage einzigartig in der ganzen Stadt.

Köln – Die Zeitungen feiern den Südpark in poetischen Worten. „Vielarmige, weitgreifende niedrige Kiefern säumen den Weg ... Eng schmiegt sich immergrünes Strauchwerk von Stechpalme, Alpenrose, Zwergmispel, Burus, Eibe unter das schattige Nadeldach; die roten Vogel- und Traubenholunderbeeren, der weiße schlanke Stamm einer Birke treten davor in lebhaften Farbengegensatz zum dunklen Grün.“

Ab Ende des 19. Jahrhunderts machen sich die Kölner auf den Weg in das Wäldchen im Villen-Stadtteil Marienburg, um sich die Sonntage zu vertreiben. Künstliche Parkanlagen sind noch eine Seltenheit in der Stadt, die sich gerade von der Umklammerung ihrer mittelalterlichen Stadtmauer befreit hat und immer mehr Vororte eingemeindet.

Sehnsucht nach Natur und Zerstreuung

Vor allem Wälder sehen die Kölner selten. Die Menschen, oftmals eingepfercht in enge Wohnungen und gehetzt vom unerbittlichen Takt der Industrialisierung, sehnen sich nach Natur und Zerstreuung. Der Südpark mit seinen charakteristischen Kiefern hat davon reichlich zu bieten. Auch wenn er mit rund fünf Hektar weitaus kleiner ist als der Stadtwald und der Volksgarten, die etwa zeitgleich im Linksrheinischen entstehen.

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Der halbkreisförmige Südpark soll aber nicht nur die Sehnsucht nach naturnahem Zeitvertreib stillen, sondern auch handfesten wirtschaftlichen Interessen entsprechen. 1896 schenkt die Kölnische Immobiliengesellschaft das auf einem Sandhügel stehende Kiefernwäldchen inmitten von Ackerflächen der Stadt nur unter der Voraussetzung, sie möge daraus einen »geschmackvollen, öffentlichen Stadtpark« gestalten.

Dahinter verbirgt sich die Erwartung, dass eine »lebhaftere Baulust« und »Wertsteigerung für unsere, durch hervorragend schöne und gesunde Lage begünstigte Villenvorstadt Köln-Marienburg entsteht«.

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Die geschwungenen Wege sind erhalten geblieben.

1901 ist es so weit. Nach dreijähriger Bauzeit hat Gartendirektor Adolf Kowallek den Südpark fertiggestellt. Kosten: 75.300 Mark. Die Anlage bildet einen Halbkreis, der von der Goethestraße geteilt und von leicht geschwungenen Wegen durchzogen wird. Kowallek ließ den Kiefernbestand weitgehend bestehen, in den Halbschatten pflanzte er Rhododendron in großen Mengen und andere immergrüne Gehölzarten.

In der Mitte des östlichen Parkteils lässt der städtische Baurat Johannes Kleefisch das stattliche „Südpark-Restaurant“ errichten, das ebenfalls 1901 fertig ist und auch Kölner aus weiter entfernten Stadtteilen anlockt. Denn nicht nur das Flanieren gehörte damals zum guten Ton, sondern auch das Repräsentieren. „Die Leute machten sich schick und gingen dorthin, wo gesellschaftlich was los war“, sagt Joachim Bauer vom Grünflächenamt: „Dazu brauchte man die Gastronomiegebäude.“

Restaurant abgerissen

Bis zum Zweiten Weltkrieg bleibt der Südpark ein Ereignis von überregionalem Rang, auch wegen seiner vornehmen Umgebung. Danach schrumpft seine Bedeutung. Denn das im Krieg beschädigte Restaurant wird Anfang der 1950er Jahre abgebrochen und das sonntägliche Repräsentieren von anderen Freizeitbeschäftigungen abgelöst. Außerdem hat nun fast jeder Stadtteil seinen eigenen Park.

Joachim Bauer gerät aber noch immer ins Schwärmen, wenn er über den Halbkreis im Kölner Süden spricht: „Das ist ein richtig schöner alter Kiefernbestand, in dieser Form gibt es das in Köln nur im Südpark.“ Einen Besuch ist die Anlage nach wie vor wert.

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