Heizung defektKölner Grundschule kann nicht lüften und muss schließen

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Die Heizung der Grundschule Loreleystraße in der Südstadt läuft wieder. Am Donnerstag findet wieder Unterricht statt.

Die Heizung der Grundschule Loreleystraße in der Südstadt läuft wieder. Am Donnerstag findet wieder Unterricht statt.

  • Gegen Corona soll regelmäßig gelüftet werden. Doch wenn die Heizung nicht funktioniert, wird genau das zum Problem.
  • Weil die Schüler mit dicken Jacken und Mützen im Klassenraum sitzen mussten, hat die Rektorin der Gemeinschaftsgrundschule Loreleystraße kurzerhand die Schule geschlossen.
  • Lüften im Winter: Auch das NRW-Schulministerium räumt ein, dass das Thema noch einmal neu bedacht werden muss.

Köln – Am Dienstagabend hat Elisabeth Gillenberg die Notbremse gezogen: Die Rektorin der Gemeinschaftsgrundschule Loreleystraße in der Südstadt informierte die komplette Schülerschaft samt Lehrern per Mail, dass die Schule nach Rücksprache mit der Schulaufsicht geschlossen worden sei. Alle Kinder blieben zu Hause. Der Grund: Gillenberg sah die Gesundheit ihrer Schüler und Lehrer gefährdet. Die sitzen mit Mütze und dicker Jacke im Unterricht, weil immer wieder stoßgelüftet wird, um die Aerosole aus den Klassenzimmern zu befördern – gleichzeitig aber ist die Heizungsanlage defekt. Das Gebäude ist durch die kalten Nachttemperaturen stark ausgekühlt.

Es sei wichtig, dass alle Kinder gesund in die Herbstferien gehen, um dann gestärkt und gesund wieder am Unterricht teilnehmen zu können, schrieb die Schulleiterin an die Eltern. Eine Wiederaufnahme des Unterrichts sei nur bei funktionierender Heizung möglich.

Das Problem der Grundschule in der Südstadt steht zugespitzt für ein Thema, das zunehmend vielen Eltern selbst in Schulen mit funktionierenden Heizungen ein Ärgernis ist: Zahlreiche Schulleitungen haben inzwischen die Eltern aufgefordert, ihre Kinder vorsorglich mit Jacke und Mütze in den Unterricht zu schicken. Es ist inzwischen draußen kalt und nass – trotzdem müssen die Fenster regelmäßig sperrangelweit aufgerissen werden, um den Infektionsschutz zu gewährleisten. Teilweise wird sogar je nach Entscheidung der Lehrkraft dauergelüftet, in den Pausen sitzen Schüler im Durchzug: Mit dem Ergebnis, dass mit sinkenden Temperaturen irgendwann alle erkältet sind. Da Eltern gleichzeitig angewiesen sind, ihre Kinder bei einem Anflug von Schnupfen oder Halsweh aus Sicherheitsgründen zu Hause zu lassen, stecken diese in einem großen Dilemma.

„Wir brauchen hier klarere Rahmenbedingungen“

„Wir brauchen hier klarere Rahmenbedingungen für die veränderten Bedingungen im Winter, wenn man eben nicht mehr in dem Ausmaß lüften kann“, sagt die Schulleiterin eines Kölner Gymnasiums. „Im Durchzug sitzen kann im Winter nicht die Lösung sein.“

Schulministerin Yvonne Gebauer räumte gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein, dass das Thema Lüften im Hinblick auf den Winter noch einmal neu bedacht werden müsse. „ Da müssen wir uns sicher mit den Beteiligten zusammensetzen und schauen, wie wir die Schulen da unterstützen können.“ Ziel soll es sein, moderater zu lüften. Noch im Laufe dieser Woche soll die Kultusministerkonferenz (KMK) ein Lüftungsmodell für die kalte Jahreszeit vorstellen. Die Empfehlung der wissenschaftlichen Expertenkommission an die KMK lautete: Alle 20 Minuten für drei bis fünf Minuten. Und während der Pausen, wenn die Kinder nicht im Raum sind: Durchzug.

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Die Alternative wäre, in allen Klassen Lüftungsanlagen mit Filtern zu installieren. Dafür fehlt den Kommunen allerdings das Geld. Sie wären auf Landesmittel angewiesen, die eigens für diesen Zweck bereitgestellt werden müssten. Einige Schulen – wie etwa das Gymnasium Kreuzgasse – behelfen sich auf Eigeninitiative mit so genannten CO2 -Ampeln, für die sie ihr Schulbudget ausschöpfen, das sonst in die Unterrichtsausstattung geflossen wäre. Solche Ampeln sind bereits ab 30 Euro zu haben und messen den durch das Atmen ansteigenden Kohlendioxidgehalt im Raum. Steigt dieser zu stark an, springt die Ampel auf rot. Dies ist auch ein Hinweis darauf, dass zu viele Aerosole in der Luft sind.

In der Grundschule in der Südstadt hat die Notbremse schon nach einem Tag gewirkt: Nachdem man eine Woche vergeblich auf Handwerker gewartet hatte, bemühten sich am Mittwoch Techniker der Stadt unter Hochdruck, die Heizung zu reparieren. Mit Erfolg: Die Schulleiterin wird die Schule nun am heutigen Donnerstag wieder öffnen.

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