CoronaRKI verschärft Richtlinien – Quarantäne für ganze Klassen und Stufen in Köln

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Leeres Klassenzimmer

Immer öfter werden ganze Klassen – oder Jahrgänge wie an der Ursulinenschule – in Quarantäne geschickt.

  • In Köln hat sich die Zahl der Coronafälle an Schulen und die Zahl der in häusliche Quarantäne geschickten Schülerinnen und Schüler innerhalb von zehn Tagen verdoppelt.
  • Das Gesundheitsamt beruft sich auf eine neu überarbeitete Richtlinie des Robert-Koch-Instituts, nach der nun in der Regel bei einem Corona-Fall die gesamte Klasse in Quarantäne muss.
  • Tests für Schüler in Quarantäne wird es für Köln weiter nicht standardmäßig geben.

Köln – An der Erzbischöflichen Ursulinenschule ist derzeit die komplette Jahrgangsstufe 12 in Quarantäne. Inklusive aller Lehrer, die in den Kursen der an Corona erkrankten Schülerin unterrichtet haben. Für sie alle bedeutet das 14 Tage strenge häusliche Isolation – weiterhin ohne Option auf Verkürzung durch einen Test. Und für Schulleiterin Monika Burbaum eine organisatorische Mammutaufgabe, da damit sehr viele Lehrer für den Präsenzunterricht der übrigen Klassen ausfallen. Auch an anderen Kölner Schulen wurden zuletzt immer ganze Klassen inklusive aller Lehrer, die dort unterrichtet hatten, in Quarantäne geschickt.

Die steigenden Corona-Zahlen machen sich an den Kölner Schulen deutlich bemerkbar. Inzwischen gibt es aktuell in 33 Schulen infizierte Schüler. 1048 Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte sind derzeit in Quarantäne.

Zum Vergleich: noch vor zehn Tagen waren es weniger als die Hälfte. Das liegt nicht nur an den steigenden Fallzahlen, sondern auch an einer veränderten Praxis der Quarantäneanweisungen durch das Kölner Gesundheitsamt: Nach den Sommerferien wurden an den weiterführenden Schulen bei auftretenden Fällen nach aufwendiger Vor-Ort-Recherche möglichst nur Teilgruppen in Quarantäne geschickt – etwa Schüler, die über längere Zeit neben der infizierten Person gesessen hatten.

Wenn Masken getragen wurden, waren meist nur einzelne Schüler einer Klasse betroffen. Das Maskentragen hatte bis dahin die anderen Schüler im Raum zu Risikopersonen der Kategorie 3 runtergestuft. Sie durften weiter zur Schule gehen. Seit Mitte September schickt das Gesundheitsamt aber in der Regel direkt die ganze Klasse oder bei Oberstufenschülern wie im Fall der Ursulinenschule die ganze Jahrgangsstufe in Quarantäne.

Kölner Gesundheitsämter verweisen auf Robert-Koch-Institut

Das Kölner Gesundheitsamt begründete die veränderte Praxis damit, dass man sich damit an den überarbeiten Richtlinien des Robert-Koch-Instituts (RKI) orientiere. „Bisher stand bei der Kontakteinstufung die Tröpfchenübertragung im Vordergrund, jetzt soll die Übertragung durch Aerosole in Innenräumen konkreter berücksichtigt werden“, erläuterte eine Stadtsprecherin. Damit sind nun auch die Schüler im Fokus, die weiter als 1,5 Meter entfernt vom bestätigten Fall sitzen. In der überarbeiteten RKI-Empfehlung steht, dass bei einem Infektionsfall „in relativ beengter Raumsituation“ – wie etwa in Schulen – unabhängig von der individuellen Risikoermittlung jetzt alle im Raum als Kontaktpersonen der Kategorie 1 und damit als quarantänepflichtig eingestuft werden sollen. Auch habe das Institut klargestellt, dass Alltagsmasken im Unterricht die Kontakteinstufung nicht mehr beeinflussen, so die Stadt. Trotz der veränderten Praxis werde aber weiter „im Rahmen der personellen Möglichkeiten in jedem Einzelfall vor Ort überprüft, ob nicht doch eine engere Einschränkung der Kontaktpersonen möglich ist“.

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Was in Köln trotz steigender Zahlen weiter nicht ermöglicht wird, ist, dass die Schüler, die als quarantänepflichtige Kontaktpersonen eingestuft werden, standardmäßig getestet werden. Anders als etwa in Bonn, wo alle Schüler, die als Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt werden, vom Gesundheitsamt einen Corona-Testtermin zugeteilt bekommen. Bei der Stadt Köln hieß es dagegen, Testungen würden „weiterhin vorwiegend gezielt“ nur bei Symptomen vorgenommen. Auch eine Verkürzung der Quarantäne durch einen negativen Test nach dem fünften Quarantänetag, die sichern könnte, dass der Präsenzbetrieb im Herbst nicht zum Erliegen kommt, ist weiter nicht in Sicht.

Kaum Erfolg nach Kritik von Gesundheitsminister Laumann

Eigentlich wollte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann genau dies über einen Brief an das Kölner Gesundheitsamt durchsetzen. Die Behörde verwies aber auf die Richtlinien des RKI, die weiter die 14 Tage Quarantäne vorsieht. Laumann setzte daraufhin zwar durch, dass die Regeln vom RKI überarbeitet werden sollen. Bis wann, blieb allerdings unklar. Aus dem RKI hieß es dazu auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Zur Quarantäne-Dauer gibt es derzeit keine Änderungspläne“.

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In den Kölner Schulen lösen die steigenden Zahlen an Infektions- und Quarantänefällen im Hinblick auf den Herbst große Sorgen aus. Zumal der „Normalbetrieb“ in den Schulen mit teilweise mehr als 1000 Schülern laut einer aktuellen Umfrage des Kölner Stadtverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) längst nicht so reibungslos verläuft, wie Schulministerin Yvonne Gebauer es darstellt. 150 Schulleiter und Lehrer haben sich an der Umfrage beteiligt. „Sie beklagten die hygienetechnisch schwierigen Bedingungen in den ohnehin aus den Nähten platzenden Kölner Schulen“, erläutert die GEW-Geschäftsführerin Eva-Maria Zimmermann. „Viele melden zurück, dass Abstandsregeln und Kontaktminimierung nicht eingehalten werden können – weder in den engen Klassenräumen, noch auf den Fluren, im Pausenhof oder auf dem Weg zur Toilette.“ Gruppen würden sich durchmischen, in den Pausen, im Offenen Ganztag, in der Oberstufe, vor dem Schulgebäude und auf dem Weg dorthin. „In Fachräumen sind die festen Sitzpläne wie im Klassenraum nicht umsetzbar.“ Fenster ließen sich zudem vielerorts immer noch nicht oder nur einen Spalt weit öffnen.

1000 Fenster in Kölner Schulen kaputt

Die Stadt beziffert die Zahl der nicht zu öffnenden Fenster aktuell auf 1000 von 100.000 Fenstern. Für alle sei eine Reparatur beauftragt. „Es kommen allerdings aufgrund der starken Beanspruchung täglich neue Störmeldungen herein“, erläuterte Stadtsprecherin Nicole Trum. Im Hinblick auf Herbst und Winter gibt es für die GEW nur eine Option, die Infektionen in Schach zu halten und Präsenzunterricht zu sichern: „Wir brauchen wieder kleinere Lerngruppen mit einem Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht.“

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